Das Hamburger Gewürz-Unternehmen Ankerkraut, das 2016 durch die Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen" bekannt wurde, ist von Nestlé übernommen worden. Das gab das als Startup gegründete Unternehmen am Mittwoch bekannt. Viele Fans reagierten sehr aufgebracht auf diese Mitteilung.
Der Schweizer Lebensmittelkonzern ist somit der neue Mehrheitseigentümer von Ankerkraut. Er habe die Anteile der bisherigen Investoren – EMZ Partners, Freigeist Capital und Knälmann Ventures – sowie Teile der Management-Anteile übernommen. Zahlen wurden nicht veröffentlicht. Die beiden Gründer des Gewürz-Startups, Anne und Stefan Lemcke blieben jedoch weiterhin "relevant beteiligte Gesellschafter", wie die Ankerkraut GmbH auf Twitter mitteilte.
Nestlé ist neuer Mehrheitseigentümer von Ankerkraut! Wir bleiben eigenständig: als Unternehmen und Marke. Die Gründer Anne und Stefan, sowie die Geschäftsleitung, bleiben als relevant beteiligte Gesellschafter an Bord und am operativen Geschäft wird sich nichts ändern.
— Ankerkraut GmbH (@ankerkraut) April 13, 2022
2016 gelang dem Startup durch einen Auftritt bei "Die Höhle der Löwen" der deutschlandweite Durchbruch. Ankerkraut-Produkte gab es daraufhin in Supermärkten, in eigenen Filialen und online zu kaufen. Mittlerweile verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich, zuletzt waren es 40 Millionen, mit steigender Tendenz. Neben Gewürzen bietet Ankerkraut auch Tees, Grillsoßen und weitere Produkte an.
Ankerkraut setzt bei der Vermarktung seiner Produkte unter anderem auf Social-Media-Werbung durch Influencer. Mit der Übernahme durch Nestlé ist es nun fraglich, wer noch weiterhin für Ankerkraut Werbung machen wird. Nestlé steht unter anderem in der Kritik dafür, Umweltvergehen und Regenwaldzerstörung begangen zu haben. Fraglich, ob Influencer damit in Verbindung gebracht werden wollen.
Als Reaktion auf die Ankündigung gab es bei Twitter heftigen Gegenwind für Ankerkraut. Einige Nutzer erklärten sofort, dass sie die Produkte des Hamburger Unternehmens von nun an nicht mehr kaufen wollten und fragten bereits nach Alternativen.
Kennt jemand gute Alternativen?
— Domtendo (@Domtendo) April 13, 2022
Ein anderer Twitter-User prognostiziert, dass die Gründer und Geschäftsführer entgegen eigener Aussage wohl nicht mehr viel Mitspracherecht in ihrem Unternehmen haben werden.
Weiß gar nicht was bekloppter ist:
— DennisKBerlin 🇺🇦 (@DennisKBerlin) April 13, 2022
Seine Gewürzbude bei der ersten Gelegenheit an den größten Lebensmittelnkonzern der Welt zu verkloppen
oder
tatsächlich der Meinung zu sein, man hätte jetzt im Unternehmen noch langfristig was zu melden.
Eine weitere Twitter-Nutzerin wirft Ankerkraut vor, das Geld ihrem Image vorgezogen zu haben.
Sage, dass dir Geld wichtiger als dein Image ist ohne zu sagen, dass dir Geld wichtiger als dein Image ist.
— Sandra (@DEadlykissED) April 13, 2022
Doch einige Twitter-Nutzer zeigen auch Verständnis für die Entscheidung des Unternehmens.
Aus moralischer Sicht nicht vertretbar
— chef (@Chefstrobel) April 13, 2022
Aus Unternehmerischer Sicht absolut verständlich
Schwieriges Thema
Das Schweizer Lebensmittelunternehmen Nestlé steht bereits seit Jahrzehnten wegen unterschiedlicher Themen in der öffentlichen Kritik. Der weltweit größte Lebensmittelkonzern fördert beispielsweise Wasser in den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Aktuelle Vorwürfe gegen Nestlé beziehen sich außerdem auf die Unterstützung Russlands während des Überfalls auf die Ukraine. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte Nestlé dafür kritisiert, sich nicht wie andere westliche Unternehmen aus Russland zurückgezogen zu haben.
(si)