Die wenigsten wissen überhaupt von der Existenz des TV-Netzwerks: Sinclair Broadcast Group (SBG). Dabei ist die Sinclair-Gruppe der größte Inhaber lokaler TV-Sender in den USA. Die SBG kämpft nach eigener Aussage gegen "Fake News" – doch in den vergangenen Monaten wurde deutlich, dass hinter dem Konglomerat ein Netzwerk steckt, das konservative und rechte Inhalte in US-Haushalte spült.
Wir erklären, wie es funktioniert.
Sinclair ist ein News-Netzwerk, das 173 TV-Stationen in den USA betreibt. Damit erreicht die Gruppe mehr als ein Drittel aller Haushalte.
Derzeit plant SGB, ein weiteres TV-Netzwerk namens Tribune Media zu kaufen. Sollten die US-Behörden diesen Kauf abnicken, könnte Sinclair die Anzahl seiner TV-Sender auf mehr als 200 erhöhen. Und damit sogar gut 70 Prozent aller amerikanischen Haushalte erreichen.
Dass SBG hinter so vielen TV-Stationen steckt, weiß auch in den USA kaum jemand. Das Netzwerk betreibt hauptsächlich lokale Nachrichtensender und tritt deshalb auf der nationalen Bühne weniger prominent in Erscheinung wie die bekannteren Sender CNN oder NBC.
Die zur Sinclair Group gehörenden Sender hatten im vergangenen Monat angefangen, kurze Beiträge zu senden, in denen die Moderatoren vor "Fake News" warnen. Dabei hieß es:
Journalisten von "Deadspin" hatten diese Promo-Beiträge zusammengeschnitten und daraus ein Video gemacht, das insgesamt mehr als drei Millionen Menschen anklickten. In dem Video sieht man, dass die Warnung vor "Fake News" überall exakt den gleichen Wortlaut hatte.
Ein Hinweis darauf, dass es die Sinclair Group selber mit unabhängigem Journalismus nicht sonderlich ernst nimmt, wie viele Beobachter der Medienlandschaft befürchten. (vox.com)
Jane Hall, eine Professorin für Journalismus an der American University, vermutet im Gespräch mit "npr.org", dass es sich sich bei diesen Beiträgen um offenkundige Unterstützung für Trump handelt:
Bei diesen Ausschnitten handele es sich um die gleiche Rhetorik, mit der Trump schon seit längerem Stimmung gegen unabhängige Medien macht, schreibt vox.com.
Viele Medien in den USA vermuten, dass die Verbindung zwischen Trump und SBG enger ist, als es einem unabhängigem News-Konglomerat eigentlich zusteht. So berichtete die "New York Times", dass die Republikaner von
Wahlkampfspenden der Eigentümer-Familie profitiert hätten.
Mehrere zehntausend Dollar sollen an die Partei geflossen sein.
Im Nachgang der Wahl meldete “Politico”, dass Trumps Schwiegersohn Jared Kushner sogar von einer Vereinbarung zwischen Sinclair und Trump gesprochen hatte: Trump würde Sinclair-Journalisten Zugang gewähren, solange Interviews mit ihm ohne Kommentar gesendet würden.
Während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 hatten Stationen von SBG insgesamt 15 "exklusive" Interviews mit Trump gesendet, aber kein einziges Interview mit Hillary Clinton, wie die "Washington Post" berichtet.
Aber die Verbindungen zwischen SGB und Trump sollen noch weiter gehen. Ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter von Trump, Boris Epshteyn, ist mittlerweile politischer Analyst des Netzwerks und kommentiert ganz im Sinne seines Ex-Chefs. Das US-Magazin "Politico" schreibt über ihn:
Epshteyn produziert wöchentlich neun sehr konservative Beiträge. Alle sind im Rahmen des Netzwerks als "must run" (in etwa: "muss gezeigt werden") klassifiziert. Das heißt: Alle zu Sinclair gehörenden Sender müssen die Beiträge senden.
Trump unterstützt SBG außerdem regelmäßig öffentlich:
Weil Sinclair in ihren Augen rechte Propaganda macht. Und damit durchaus erfolgreich ist. Sollte sich das Netzwerk noch um die Stationen von Tribune Media erweitern können, wie es durch eine Lockerung der Regeln der föderalen Kommunikationsagentur mittlerweile möglich ist, werden noch mehr Haushalte Inhalte von SBG empfangen können.
Lokale TV-Stationen sind für die politische Information und Meinungsbildung in den USA sehr wichtig, wie eine Umfrage des PEW Research Center zeigt:
Michael Copps ist ehemaliger Vorsitzender der föderalen Kommunikationsagentur (FCC). Die FCC ist eine unabhängige Behörde der US-Regierung, die für die Reglementierung von Radio und Fernsehen zuständig ist.
Copps arbeitete zehn Jahre für die FCC. Er kennt sich also aus, mit der Fernsehlandschaft in den USA. Gegenüber dem britischen "Guardian" nennt er die SGB:
Viele Beobachter befürchten, dass die Trump-Regierung SGB nach Kräften unterstützt.
Seit Trumps Amtsantritt habe die FCC die Hürden für SBGs Einkaufspläne gesenkt, schreibt die "New York Times".
SBG könnte so bald eine Mehrheit der Amerikaner erreichen. Und zwar ohne, dass die Zuschauer wüssten, um welche Art von Unternehmen es sich handelt. Dass ein einheitlicher Sender hinter all dem steckt, fällt kaum auf.
Der Präsident unterstützt Sinclair hingegen weiter (siehe Punkt 3).
Mit solchen Aussagen heizt der Präsident die Sorge um "Fake News" weiter an. In den USA wird ohnehin seit Trumps Wahlkampf verstärkt über die Rolle der Medien diskutiert.
Das hat verschiedene Gründe:
Die Sorge vieler Beobachter besteht also darin, dass ein mögliches Wachstum der Sinclair-Gruppe das Misstrauen gegenüber unabhängigen Medien in den USA noch stärken könnte. Den USA droht eine noch verunsicherte Bevölkerung in einem ohnehin schon von Ängsten geprägten politischen Land.