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Horst Seehofer von Markus Söder als CSU-Chef abgelöst: 6 Politiker-Paare, die sich hassten

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Das Ende von Horst und Markus – plus 5 weitere Polit-Paare, die sich hassten

19.01.2019, 09:1119.01.2019, 09:30
Max Biederbeck, felix huesmann, timo stein
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Horst Seehofer sagte einmal: Vor der Eröffnung des Berliner Flughafens scheide er nicht aus dem Amt. Markus Söder äußerte prompt die Sorge, ob Seehofer denn überhaupt irgendwann aufhören würde. Nun, heute ist es soweit. Am Samstag hört Seehofer als CSU-Chef auf und sein Rivale Söder übernimmt.

Die feindliche Übernahme ist gut vorbereitet. Söder präsentiert die CSU seit Tagen als Partei auf einem neuen Weg. Das passiert, indem er seinen höchsten EU-Politiker und Parteifreund, Manfred Weber, in die Interviews schickt. Das passiert auch, indem Söder selbst sein Bekenntnis zu Europa und zum Thema Ökologie wiederholt wie ein Mantra.

Fast, als wolle er sagen: "Mit dem Horst, da geht auch die Rechtsaußen-CSU der vergangenen Jahre von der Bühne." Die Botschaft: Harmonie statt Zank. "Die neue Gemeinschaft", wie Söder das nennt. Die anstehende Europawahl im Mai wird zeigen, inwiefern dieser Slogan bei den Wählern ankommt.

Aber eine Sache stimmt: Der ewige Streit zwischen den  Rivalen Seehofer und Söder ist zu Ende. Die beiden prägte eine jahrelange Abneigung zueinander. Söder sagte mal über Seehofer: "Ich habe immer die Wahl zwischen einer halben Stunde Spaß und einem halben Jahr Ärger."

Und Seehofer sagte einmal über Söder, der sei "von Ehrgeiz zerfressen", habe "charakterliche Schwächen" und "zu viele Schmutzeleien." (Merkur)

Solche Gegner gab es schon immer in der Politik, und auch die passenden Zitate. In den Parlamenten ist es eben, wie in jedem großen Unternehmen. Manche können sich einfach nicht leiden.

Wir haben euch die schönsten öffentlich bekannten Beispiele zusammengetragen. Und eine Liebesgeschichte:

"Herr Strauß und seine Mitsträuße"

Das CSU-Urgestein Franz Josef Strauß und der Sozialdemokrat Herbert Wehner haben eine der ikonischsten Hass-Beziehungen der bundesdeutschen Politik geführt.

Strauß ein Erzkonservativer, Wehner ein Ex-Kommunist. Ihre Schlagabtausche im Bonner Bundestag sind legendär. Strauß stichelte gekonnt gegen Wehner, der hingegen neigte dazu, seine Beherrschung zu verlieren.

Strauß bezeichnete er als "Herr Strauß und seine Mitsträuße" und er verglich ihn auch mal mit Joseph Goebbels. Der wiederum schoss zurück: "Bei Ihnen, Herr Wehner, ist das deshalb möglich, weil Sie Ihre Umwelt so zu behandeln pflegen, wie ostelbische Gutsbesitzer früher angeblich ihre Kutscher behandelt haben." (Stuttgarter Nachrichten)

Für seine Ausfälle und Zwischenrufe kassierte Herbert Wehner im Bundestag 57 Ordnungsrufe – damit ist er bis heute Spitzenreiter. Strauß schaffte es mit nur einem Ordnungsruf, die Sozialdemokraten regelmäßig zur Weißglut zu treiben.

Die beiden sorgen auch heute noch für beste Unterhaltung in schwarz-weiß:

"Noch so'n Spruch - Kieferbruch"

Er mag schnelle Yachten, Rotwein und Marktwirtschaft: Wolfgang Kubicki, FDP-Politiker und Vizepräsident des Bundestages, hält sein Gewaltpotential eigentlich für gering. Manchmal aber treffe er auf Menschen, mit denen er es kaum aushalte, in einem Raum zu sein.

Er meint Anton Hofreiter von den Grünen. Der könne ihm "zu Dingen verleiten, die ich eigentlich nicht will: ihm eine knallen zum Beispiel." Gesagt hat Kubicki das dem Kriminalmagazin „Zeit Verbrechen“.

Damit nicht genug: Auf die angebliche Aussage Hofreiters, dass Kubicki alles verkörpere, wogegen er ein Leben lang kämpfe, habe Kubicki einmal gedacht: "Noch so'n Spruch – Kieferbruch."

Businesswoman beaten up in boxing ring
Bild: E+, watson montage, imago

"Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen"

Was für ein Satz in der deutschen Politgeschichte. Kurz vor der Abstimmung über die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms 2011 rastete der damalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla mal so richtig aus und beschimpfte seinen eigenen Parteikollegen Wolfgan Bosbach heftig.

"Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen", soll Pofalla seinem Parteikollegen an den Kopf geworfen haben. Und als dieser mit seiner Meinungsfreiheit dagegen hielt, schmipfte Pofalla weiter. "Du machst mit deiner Scheiße alle Leute verrückt", er könne diesen "Scheiß" nicht mehr hören.

"Das können Sie alles senden"

Zurück zu Horst Seehofer. Der hatte in seiner Laufbahn dutzende Feinde, und so manche Gegnerin und Gegner davon führte er vor. Etwa, als er Angela Merkel 2015 auf einem CSU-Parteitag vor versammelter Mannschaft vorführte, als sei sie eine Schülerin. 

So sah das damals aus:

Bild

Sie war nicht die erste. In einem legendären Interview sägte Horst Seehofer 2012 den damals ungeliebten Bundesminister Norbert Röttgen öffentlich ab, nachdem dieser für den verlorenen Wahlkampf in NRW verantwortlich gemacht worden war.

Das Besondere: Das eigentliche Interview war damals eigentlich schon vorbei, erst im Nachgespräch erklärte Seehofer dann deutlich Röttgens Fehler und endete mit den Worten: "Das können Sie alles senden."

"Es gibt keine Freundschaften in der Politik"

Es gab mal eine Zeit, damals in Bonn, da sagte Oskar Lafontaine über Altkanzler Gerhard Schröder: "Wir sind unzertrennlich, Zwillinge." Schröder antwortete mit den Worten: "Na ja". Da waren die beiden noch Freunde.

Dann gab es Streit, Lafontaine verließ die SPD und die beiden lebten in Feindschaft weiter. Es ist eine bittere Geschichte, sie kommt ohne Beleidigungen aus, sondern lebt über Aussagen wie diese von Lafontaine: "In der Politik gibt es keine wirklichen Freundschaften, nur Zweckbündnisse auf Zeit."

Die "heute-show" versuchte einmal die Versöhnung:

Es gibt aber eben doch Freundschaften!

So negativ wollen wir uns nicht aus diesem Text verabschieden. Denn es gibt auch den umgekehrten Fall, in dem Freundschaften enstehen, auch wenn man in politischer Konkurrenz zueinander steht.

Das schönste Beispiel liefern wohl Gregor Gysi von der Linksfraktion und der ehemalige Präsident des Bundestages, Norbert Lammert. Beide betrachten sich als Freunde, auch wenn sie im Bundestag auf herrliche Weise regelmäßig aneinandergeraten sind.

Ein Schluss mit Herz:

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quelle: felix huesmann/watson / felix huesmann/watson
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