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Mitte-Studie: Fast Hälfte der Deutschen glaubt an Verschwörung

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Bild: Digital Vision Vectors
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Echsenmenschen aufgepasst! Knapp die Hälfte der Deutschen glaubt an Verschwörungstheorien

25.04.2019, 12:5725.04.2019, 13:17
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Es gibt da diese besonders absurde Verschwörungstheorie, die von Echsenmenschen erzählt. Diese sogenannten Reptiloide strebten nach der Weltherrschaft, heißt es darin, und bewegten sich getarnt unter normalen Menschen. Angela Merkel, so glauben die Anhänger dieser Theorie, ist in Wahrheit eine laufende Echse.

Wie gesagt: absurd. Aber tatsächlich zeigt eine neue Studie jetzt bedenkliche Zahlen, wenn es um die Anfälligkeit von Deutschen für Verschwörungstheorien geht. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, die die SPD-nahe Friedrich Ebert-Stiftung heute in ihrer "Mitte-Studie" präsentiert einmal mehr: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Verschwörungstheorien und rechtem Gedankengut.

Aber Schritt für Schritt.

So "rechts" ticken die Deutschen

Die Mitte rückt nach rechts. Anders lassen sich die Ergebnisse der Mitte-Studie kaum deuten.

Obwohl die Zahl der Asylbewerber sinkt, so zeigen die Zahlen der Stiftung, wachsen bei den Deutschen die Vorbehalte gegen Asylsuchende. Alle zwei Jahre misst sie aktuelle rechtsextreme Einstellungen und "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit".

  • 2014 äußerten sich rund 44 Prozent der Befragten negativ über Asylsuchende. Zwei Jahre später stieg die Zahl auf 49,5 Prozent. Das war noch während des Höhepunkts der Fluchtbewegungen nach Deutschland.
  • Seitdem mögen die Deutschen Asylsuchende aber sogar noch weniger: 54,1 Prozent äußerten sich negativ.
  • Die FES-Studie gibt es seit 2002, so hoch war der Wert aber noch nie.

Vielleicht lassen sich die Zahlen auf eine allgemeine Wut und Intoleranz zurückführen?
Kaum.

  • Die Autoren der Studie fanden auch heraus: die Vorbehalte gegen Obdachlose haben seit 2014 kontinuierlich abgenommen. Hatten sich im Jahr 2016 noch 18 Prozent der Befragten negativ über wohnungslose Menschen geäußert, so waren es zuletzt nur noch knapp elf Prozent.
  • Abgenommen haben laut Studie auch die Vorbehalte gegen Homosexuelle. Entsprechende Einstellungen fanden die Forscher zuletzt noch bei rund acht Prozent aller Deutschen. Zwei Jahre hatte noch fast jeder Zehnte Vorbehalte gegen Lesben und Schwule.

Interessanterweise lehnt ein Großteil der Bevölkerung gleichzeitig rechtsextreme Einstellungen ab. Ausgrenzende und nationalistisch orientierte Einstellungen sind tief in der Gesellschaft verankert. Die Studienmacher sprechen von einer Zementierung des Rechtspopulismus'.

Die Deutschen und die gefühlte Verschwörung

In diesem Jahr hat die Mitte-Studie wie eingangs beschrieben auch zum ersten Mal nach der Verbreitung von Verschwörungstheorien gefragt. Also, ob die Menschen an geheime Mächte und Zusammenhänge glauben, die das öffentliche Leben in Wahrheit bestimmen. Die Echsenmenschen sind ein extremes Beispiel. Dass geheime Eliten die Geschicke des Landes zu ihren Gunsten steuern, vermuten aber viele. Die Ergebnisse lauten:

  • Knapp die Hälfte der Befragten (45,7 Prozent) glaubt, dass geheime Organisationen großen Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen.
  • Ein Drittel (32,7 Prozent) halten Politiker und andere gesellschaftliche Eliten für Marionetten anderer Mächte.
  • Rund 24 Prozent der Menschen glauben auch, dass Medien und Politik unter einer Decke stecken.

Interessant auch: Die Studienmacher stellten fest, dass vor allem Befürworter rechter Themen, also etwa oben genannte Asylkritiker, empfänglich für Verschwörungstheorien sind. Das verwundert kaum, weil viele Verschwörungstheoretiker in ihrer Argumentation strukturell antisemitischen Mustern folgen. Etwa, was die vereinfachte Einteilung der Welt in Gut und Böse betrifft. Oder das Festmachen des vermeintlich Bösen an einer Person oder Gruppe.

(mbi/dpa)

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