Der CDU-Politiker Walter Lübcke ist erschossen worden. Verdächtige gibt es bislang nicht – doch Rechtsextreme bejubeln das Verbrechen. Bild: www.imago-images.de
Der Überblick über den Stand der Ermittlungen.
Wer erschoss den hessischen CDU-Politiker Walter Lübcke? Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln in alle Richtungen, auch ein politisches Motiv wird nicht ausgeschlossen. Der Stand der Dinge in den Ermittlungen zum gewaltsamen Tod des Regierungspräsidenten von Kassel.
Kassels Regierungspräsident Walter Lübcke ist in der Nacht zu Sonntag aus nächster Nähe erschossen worden. Er starb durch einen Schuss in den Kopf. Es gibt laut Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft Hessen keinerlei Hinweise auf einen Suizid des CDU-Politikers.
Tatort ist die Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha. Dort fand ein Angehöriger Lübckes leblosen Körper gegen 0.35 Uhr in einer Blutlache. Reanimationsversuche scheiterten. Tatwaffe ist laut Angaben der Ermittler eine Kurzwaffe – darauf lässt ein am Tatort sichergestelltes Projektil schließen. Die Tatwaffe selbst wurde nicht gefunden.
Die Ermittler haben eigenen Angaben zufolge keine Erkenntnisse über mögliche Motive oder Verdächtige. Sie ermitteln in alle Richtungen. Das bedeutet, dass Polizei und Staatsanwaltschaft sowohl das persönliche Umfeld als auch beispielsweise mögliche politische Motive untersuchen werden.
Vor vier Jahren stand Lübcke nach Morddrohungen von Rechtsextremisten unter Polizeischutz. Hass-Portale wie "PI-News" betitelten ihn als "Volksverräter", in Kommentaren verbreiteten Nutzer seine Privatadresse. Zuvor hatte er sich in einer Bürgerversammlung deutlich gegen Fremdenfeindlichkeit positioniert . Für ihn sind Nächstenliebe und christliche Werte fundamental für das Zusammenleben in Deutschland: "Wer diese Werte nicht vertritt, kann dieses Land jederzeit verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen."
Nach seinem Tod bejubeln Rechtsextremisten nun das Verbrechen und verhöhnen das Opfer auf einschlägigen Portalen und in sozialen Medien. Auch offizielle AfD -Accounts verbreiteten die Nachricht über das Verbrechen – provokativ ergänzt um das damalige Zitat Lübckes. Nach derzeitigem Kenntnisstand der Staatsanwaltschaft gibt es zu den Drohungen von 2015 allerdings bislang keine Verbindung.
Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft haben eine 20-köpfige Sonderkommission eingerichtet. Derzeit richtet sich das Verfahren gegen Unbekannt. Um die Strafverfolgung nicht zu gefährden, bitten die Ermittler, nicht zu Spekulationen beizutragen.
Dieser Artikel ist zuerst auf t-online.de erschienen.