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Donald Trumps Nichte: So machte sein Vater Donald zu einem "Killer"

WASHINGTON, DC - AUGUST 28: Framed photographs of U.S. President Donald Trump's parents, Fred and Mary Trump, sit on a table in the Oval Office while the president meets with FIFA President Giann ...
Trumps Vater Fred war bereits Immobilienunternehmer. Er starb 1999 – und hinterließ Donald Trump ein gigantisches Vermögen.Bild: Getty Images North America / Chip Somodevilla
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"Menschen herabzuwürdigen war normal am Tisch der Trumps" – watson-Serie Teil 3

Donald Trumps Nichte, Mary Trump, rechnet in ihrem neuesten Enthüllungsbuch über den Präsidenten ab. watson hat die interessantesten Teile für euch zusammengefasst. Heute Teil 3 über die Erziehung Donald Trumps aus der Sicht seiner Nichte Mary.
18.07.2020, 16:1219.07.2020, 09:26
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Donald Trump scheint eine schwierige Persönlichkeit zu haben. Das bestätigen viele derer, die näher mit ihm zu tun hatten. Sie sprechen von einem narzisstischen, lernresistenten und teilweise kindlichen Charakter, der nur schwer mit der Würde des Amts des Präsidenten der Vereinigten Staaten vereinbar ist.

Dass das allerdings zuweilen nicht nur kuriose Blüten treibt, sondern wirklich gefährlich sein kann, zeigen Trumps jüngste Reaktionen auf die Corona-Pandemie. In den USA steigen die Infektionszahlen, dort sind bisher insgesamt fast 140.000 Menschen an Covid-19 gestorben. Doch statt auf seine Experten zu hören und strengere Maßnahmen zu ergreifen, möchte der Präsident lieber weniger testen, um die Zahlen zu vertuschen. Ein Teufelskreis.

Die watson-Serie zum Enthüllungsbuch "Too Much And Never Enough" – Teil 3.
Die watson-Serie zum Enthüllungsbuch "Too Much And Never Enough" – Teil 3.Bild: IMAGO / MEDIA PUNCH / ZUMA WIRE / LEVINE-ROBERTS / WATSON-MONTAGE

Für Donalds Nichte, Mary Trump, ist dessen Verhalten in der Krise keine Überraschung. Sie ist promovierte Psychologin und attestiert ihrem Onkel nicht nur einen schwierigen Charakter, sondern sieht einige erhebliche psychische Defizite, die unter anderem durch die Erziehung Donalds entstanden seien. In ihrem Enthüllungsbuch erklärt sie, wie ihre Familie "den gefährlichsten Mann der Welt" erschuf und Donald zu Donald machte.

Die watson-Serie zum Enthüllungsbuch von Mary Trump: "Too Much and Never Enough: How My Family Created the World’s Most Dangerous Man"

Donald soll ein "Killer" werden

Mit dem Krisenmanagement von Donald Trump hinsichtlich der aktuellen Covid-19-Epidemie geht seine Nichte in ihrem Buch hart ins Gericht. Die Corona-Krise sei die erste ernstzunehmende Herausforderung für Trumps Präsidentschaft und er reagiere aus persönlichen Befindlichkeiten falsch darauf:

"(...) Sein wohl absichtliches Missmanagement der aktuellen Katastrophe hat zu einem Maß an Gegenwind und Kritik geführt, dass er bisher nicht kannte. Das hat wiederum dazu geführt, dass sein Bedürfnis nach Rache zugenommen hat. Er hält Mittel und wichtige Schutzausrüstung, sowie Beatmungsgeräte, die mit Ihren Steuergeldern bezahlt wurden, vor Staaten zurück, deren Gouverneure ihm nicht ausreichend in den Arsch gekrochen sind."
Mary Trump in "Too Much And Never Enough"

Bei Kritik immer sofort zum Gegenangriff ausholen und bloß nicht entschuldigen oder Fehler eingestehen – wenn man Mary Trumps Argumentation in ihrem Buch folgt, dann hat dieses Verhalten seine Wurzeln in Donald Trumps Kindheit. Genauer gesagt bei dessen Vater Fred Trump Senior. Mary zufolge hatte dessen Erziehung den Zweck, seine Söhne zu "Killern" auszubilden.

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Mary Trump ist die Tochter von Donald Trumps Bruder, Fred Trump. Über ihren berühmten Onkel hat sie nun ein Buch geschrieben: "Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man"Bild: www.imago-images.de / Peter Serling/Simon & Schuster

"Du musst unverwundbar sein"

Fred Trump Senior war Sohn deutscher Einwanderer aus der Pfalz und hatte seiner Enkelin zufolge noch mit der englischen Sprache zu kämpfen, als seine Kinder bereits auf der Welt waren. Er scheint ein sehr sparsamer Mann gewesen zu sein, der es schaffte, den Besitz, den ihm sein früh verstorbener Vater hat vererben können, stetig zu vermehren.

Seinen Kindern gegenüber war der erfolgreiche Unternehmer den Schilderungen seiner Enkelin zufolge jedoch unerbittlich: Zunächst war sein ältester Sohn Freddy, Marys Vater, vorgesehen, die Nachfolge im Familienunternehmen anzutreten, obwohl dieser eigentlich Pilot werden wollte. Ein Job, den Trump Senior als "Busfahrer der Lüfte" abtat.

Denn er hatte komplett andere Pläne für seinen Sohn. Um im Immobilienbusiness zu überleben, so Fred Trumps Ansicht, müsse man besonders tough sein. Mary zufolge war es daher sein Bestreben, seine Söhne zu harten Männern zu machen und ihnen jegliche "Weichheit" auszutreiben.

"Fred hasste es, wenn seinem ältesten Sohn Fehler unterliefen. Noch mehr hasste er es allerdings, wenn Freddy sich für seine Fehler entschuldigte. 'Sorry, dad', so äffte Fred ihn nach. Er wollte, dass sein ältester Sohn ein 'Killer' sein würde. Der war von seinem Temperament her aber genau das Gegenteil."
Mary Trump in "Too Much And Never Enough"

Mit "Killer" war Mary zufolge vor allem gemeint, keine Gefühle zuzulassen und "unverwundbar" zu sein. Ihrer These nach hatte ihr Großvater wiederum den frühen Tod seines Vaters nie wirklich verwunden oder verarbeitet. Die Folge: Fred Trump Senior konnte nicht mit den Gefühlen anderer umgehen. Also brachte er seinen Söhnen bei, keine eigenen Gefühle oder Verletzlichkeiten zuzulassen.

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Seiner Enkelin zufolge ein sehr hartherziger Mann: Ihr Großvater Fred Trump (l.) mit seinem späteren Erben Donald (r.).Bild: www.imago-images.de / PHOTOlink/Courtesy Everett Collection

"Er hat ihn nie respektiert"

Da mit der Zeit absehbar war, dass Freddy, der erstgeborene Sohn von Fred Trump, nicht den Ansprüchen seines Vaters genügen würde und auch keinerlei Interesse daran hatte, das Immobilienunternehmen zu übernehmen, rückte Donald Trump immer mehr in den Fokus seines Vaters als Erbe.

Donald war Mary Trump zufolge schon immer charakterlich fragwürdiger als sein sieben Jahre älterer Bruder Freddy. Allerdings hätte Donald auch von dem Schicksal seines älteren Bruders gelernt, der später zum Alkoholiker wurde und in frühen Jahren starb.

"Donald hatte genug Zeit gehabt, um von Freds Demütigungen zu lernen. Und was er gelernt hatte, war, nicht so zu sein wie sein Bruder Freddy. Fred hatte seinen ältesten Sohn nie respektiert und genauso wenig tat Donald es."
Mary Trump in "Too Much And Never Enough"

In der Folge habe Trump sich dem Verhalten seines Vaters entsprechend angepasst. Und dort, wo er das nicht tat, wurde er zu Recht gebogen. So hätte Fred die Fähigkeit seines Sohnes "das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen zu empfinden" zerstört.

"Dadurch, dass er Donalds Zugang zu seinen eigenen Gefühlen versperrt und viele von ihnen als inakzeptabel erklärt hatte, pervertierte Fred die Wahrnehmung seines Sohnes von der Welt und schädigte dessen Fähigkeit, in ihr zu leben."
Mary Trump in "Too Much And Never Enough"

So erklärt sich laut Mary Trump auch der heutige Donald Trump, der Freude daran empfindet, sich über körperlich behinderte Journalisten lustig zu machen oder politische Gegner anhand ihrer körperlichen Merkmale zu verspotten.

"Diese Art Menschen beiläufig herabzuwürdigen und zu entmenschlichen war normal am Abendessenstisch der Trumps."
Mary Trump in "Too Much And Never Enough"

Heute erlebt die Welt nun all die kuriosen charakterlichen Unzulänglichkeiten und Abgründe, die Mary in ihrer Familie bereits seit ihrer Geburt miterlebte und beschreibt. Als ihr Großvater Fred 1999 schließlich starb, waren alle Kinder ihres Vaters Freddy aus dem Testament gestrichen – auch sie selbst. Sicherlich auch einer der Gründe, warum Mary in ihrem Buch derart hart mit ihrem Onkel und ihrem Großvater ins Gericht geht.

06.07.2020, ---: Dieses von Simon & Schuster herausgegebene Titelbild zeigt «Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man» («Zu viel und nie genug - Wie mei ...
Mary Trump ist promovierte Psychologin. In ihrem Buch, "Too Much And Never Enough" analysiert sie die Persönlichkeit ihres Onkels und erhebt schwere Vorwürfe.Bild: Simon & Schuster / Uncredited
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