Armin Laschet ist neuer CDU-Vorsitzender – wird er nun auch Kanzlerkandidat der Union? Das entscheiden die Spitzen von CDU und CSU nun in den kommenden Wochen und Monaten. Bei "Anne Will" diskutiert eine politisch hochkarätige Runde, wer der Kanzlerkandidat werden sollte: Armin Laschet oder doch CSU-Chef Markus Söder?
In der Runde zu Gast waren:
Söder selbst ist passenderweise an diesem Abend zugeschaltet. Wie zu erwarten war, hält sich Söder mit klaren Statements zur Kanzler-Frage zurück, betont stattdessen die Relevanz der inhaltlichen Themen, die innerhalb der Union diskutiert werden müssten. Es sei entscheidend, dass er und Laschet gut miteinander zurechtkämen und so der Union einen guten Vorschlag für den Kanzlerkandidaten machen zu können.
Söder macht an diesem Abend das, war er mit am besten kann – Reden. Der Frage von Moderatorin Will, ob er noch eine Chance auf eine Kanzlerkandidatur hätte, wenn Laschet klar sagen würde, er möchte Kanzlerkandidat sein, weicht er geschickt aus und verweist darauf, dass Will die gleiche Frage im Nachgang auch Grünen-Chef Robert Habeck stellen würde - selbstverständlich ohne wirklich auf die Frage zu antworten.
Der kann sich ein kräftiges Schmunzeln nicht verkneifen, auch Will selber muss lachen. Fazit: Erfolgreich um eine Antwort laviert. Will versucht aus Söder immerhin noch eine Antwort herauszubekommen, ob er überhaupt Kanzlerkandidat werden wolle, hier gibt Söder immerhin zu verstehen: "Ich bin fest entschlossen." Wozu genau er fest entschlossen ist, führt er aber nicht weiter aus.
Im Anschluss wird tatsächlich Grünen-Chef Habeck zur Kanzler-Frage konsultiert – allerdings nur zu seiner Meinung wer Unions-Kandidat werden sollte und nicht wie von Söder postuliert, wer der grüne Kanzlerkandidat wird. Zu der K-Frage bei der Union möchte sich Habeck nicht positionieren, hat dafür aber einen Seitenhieb auf den CDU-Parteitag in petto.
Es sei nach dem Parteitag noch nicht klar, „was die Richtungsentscheidung der Union ist“ und generell seien ja auch rund um den Parteitag einige Spannungen zu bemerken gewesen. Was genau?
Gemeint ist das Verhalten von Friedrich Merz, der sich nach seiner Niederlage sofort als Wirtschaftsminister ins Spiel gebracht hatte, obwohl diese Rolle bereits von Peter Altmaier ausgefüllt wird. Kanzlerin Merkel hatte dem Merz-Vorstoß dann auch schnell eine Absage erteilt.
Die Sendung am Sonntagabend ist zum Teil ein Schaulaufen der Parteigrößen. FDP-Chef Christian Lindner macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Habecks Wortbeiträgen, äußert immer wieder Dinge wie:
SPD-Chefin Saskia Esken pflichtet Habeck dagegen bei und versucht Akzente gegen Lindner zu setzen. Bei „Anne Will“ zeichnen sich politische Verbindungen sehr transparent ab. Auch, als Moderatorin Will das Thema wechselt und über die bald wohl wieder anstehenden Verschärfungen der Corona-Maßnahmen spricht. Am Dienstag treffen sich die Ministerpräsidenten der Länder wieder mit Kanzlerin Merkel um darüber zu beraten. In der Diskussion sind unter anderem Ausgangssperren.
Will fragt Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, warum es nötig sei, sich schon jetzt wieder zu treffen, nur rund zwei Wochen nach dem letzten Bund-Länder-Treffen.
Bouffier holt zu einer unglaublich langatmigen Antwort aus, in der er sich in mehreren Themen verheddert. Seine Aussage, die anvisierte Testpflicht für Altenheime werde schon überall umgesetzt ist dabei sogar schlicht falsch, wie SPD-Chefin Esken anmerkt. Zwar bestehe die Vorgabe schon, allerdings werde diese noch sehr unzureichend umgesetzt.
Auch eine FFP2-Maskenpflicht in der Öffentlichkeit, wie sie in Bayern seit kurzem besteht, steht zur Debatte. Damit diese umgesetzt werden könne, brauche es aber bessere Vorbereitung, fordert Robert Habeck. Denn für viele seien die vergleichsweise teuren Masken unerschwinglich. Und er kritisiert die Haltung vieler deutscher Politiker.
Da schüttelt Söder vehement den Kopf, geht ganz offensichtlich überhaupt nicht mit Habecks Worten konform, kommt aber nicht zu Wort.
Habeck fährt fort, dass der Corona-Weg im Frühjahr auch deshalb gut geklappt habe, weil in der Politik eine gewisse Demut an den Tag gelegt worden sei. Nun jedoch würden sich viele Politikerinnen und Politiker seiner Meinung nach aufspielen und sich als die Guten hinzustellen.
Seine Worte stoßen eine immer intensivere Diskussion über Maßnahmen, Einstellungen etc. ein. Zwischendurch reden alle durcheinander, sodass Will am Ende fast schon gewaltsam die Sendung beenden muss.