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Lehrer-Präsident zerstört Rezo: "In Bildungspolitik an Expertise arbeiten"

Erst zerstörte Rezo die CDU, jetzt die Bildungspolitik. Doch der Lehrer-Präsident kritisiert die Aussagen des Youtubers.
Erst zerstörte Rezo die CDU, jetzt die Bildungspolitik. Doch der Lehrer-Präsident kritisiert die Aussagen des Youtubers.Bild: screenshot youtube
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Lehrer-Präsident kritisiert Rezo: "Muss in Bildungspolitik noch an Expertise arbeiten"

25.04.2020, 13:14
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Rezo hat offenbar mal wieder einen Nerv getroffen. Nachdem er mit "Die Zerstörung der CDU" eine ganze Partei in die Krise stürzte, kassiert er nun für sein Video zu den geplanten Schulöffnungen und Abiturprüfungen viel Lob in sozialen Netzwerken. Der Youtuber geht darin mit den beschlossenen Lockerungen der Maßnahmen recht hart ins Gericht und kritisiert, dass die Wiederöffnung der Schulen viel zu früh komme. Das Video wurde bislang rund eine Million mal angesehen.

Der Präsident des deutschen Lehrerverbands widerspricht ihm jedoch in einigen zentralen Punkten. "Ich weiß nicht, woher Rezo seine besondere Expertise für diese Aussagen zieht", erklärt Heinz-Peter Meidinger gegenüber watson. Die Schulöffnungen erfolgten aufgrund einer generellen Lockerung des Lockdowns durch Entscheidung aller Landesregierungen und der Bundesregierung auf Empfehlung des Robert-Koch-Instituts und der Einschätzung der Leopoldina.

Hygienemaßnahmen jetzt leichter umsetzbar

Rezo hatte erklärt, die Schulen seien gar nicht gut genug ausgestattet, um die erforderlichen Hygienemaßnahmen umzusetzen. Meidinger widerspricht: "Klar hätten wir uns mehr Vorlauf gewünscht, um Hygieneschutzmaßnahmen umzusetzen. Da aber nur 15 Prozent aller Schüler, nämlich die Abschlussklassen, jetzt zurückkehren, sind Abstandsgebot und Hygieneschutzmaßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt viel leichter umzusetzen, als wenn später die Mehrheit der Schüler zurückkehrt"."

Aus diesem Grund sei es auch wenig riskant, die Abitur- und andere Abschlussprüfungen jetzt durchzuführen, da aufgrund der Abwesenheit anderer Jahrgangsgruppen genügend Räume und auch Lehrer für Aufsichten zur Verfügung stünden.

23.04.2020, Nordrhein-Westfalen, Übach-Palenberg: Zwei Schüler, einer davon mit einer Schutzmaske, bearbeiten Informatikaufgaben im Informatik-Grundkurs des Abiturjahrgangs am Carolus-Magnus-Gymnasium ...
Zwei Schüler, einer davon mit einer Schutzmaske, bearbeiten Informatikaufgaben im Informatik-Grundkurs eines Abiturjahrgangs in Nordrhein-Westfalen.Bild: dpa / Jonas Güttler

Durchschnittsabitur wäre ungerecht

Auch Rezos Vorschlag, ein Durchschnittsabitur durchzuführen, sieht Meidinger kritisch. "Das bedeutet den Verzicht auf Abiprüfungen. Abiprüfungen fallen im Durchschnitt rund ein oder zwei Zehntel schlechter aus als die Vornoten. Außerdem sind in Hessen und Rheinland-Pfalz die schriftlichen Abiprüfungen schon durch und man kann beim Durchschnittsabitur nicht, bei der Abiprüfung aber sehr wohl durchfallen. Daher würde ein Ausscheren von Ländern in Richtung Durchschnittsabitur eine neue Bildungsungerechtigkeit in Deutschland schaffen, nicht zuletzt in Bezug auf die Studienzulassung in zulassungsbeschränkten Fächern."

Das sei auch ungerecht gegenüber den Vorjahresabiturienten, die sich häufig auch in diesem Herbst noch auf Studienplätze bewerben würden:

"Nicht zuletzt deshalb haben manche Unis schon angekündigt, in einem solchen Fall bei 'Durchschnittsabiturienten' von ihrem Recht auf eigene Auswahlverfahren Gebrauch zu machen."

Genau das hatte Rezo in seinem Video verneint und auf das Hamburger Abkommen verwiesen, nach dem alle Bundesländer die Bildungsabschlüsse anderer Bundesländer respektieren müssen. Dieser Hinweis erschließe sich ihm nicht, erklärt Meidinger. "Im Hamburger Abkommen ist von einem Verzicht auf Abiprüfungen mit keinem Wort die Rede."

Sein Fazit fällt insgesamt also sehr kritisch aus. Er schätze manche kritischen Videos von Rezo durchaus, dieser leiste einen Beitrag dazu, Kinder und Jugendliche stärker für Politik zu interessieren:

"Aber in der Bildungspolitik muss er noch an seiner Expertise arbeiten."
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Die Grünen stehen für Frieden, Abrüstung sowie militärische Zurückhaltung. Sie sind bekannt als Friedenspartei. Allgemein war ihnen alles Militärische bisher suspekt – doch dann überfiel Russland die Ukraine.

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