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Corona-Beschlüsse "einzige große Katastrophe": Einzelhandel kritisiert Jens Spahn

Passanten gehen an einer H & M Hennes Mauritz Filiale in der Fußgängerzone und Einkaufsstraße Königstraße in der Innenstadt von Stuttgart vorbei, Baden Württemberg, Deutschland *** Passers-by walk ...
Einzelhändler wie hier in Stuttgart müssen vorerst weiter geschlossen bleiben.Bild: www.imago-images.de / Ralph Peters
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Lockerungspläne gehen Einzelhandel nicht weit genug – Handelsverband-Chef: "Selbst RKI geht davon aus, dass Infektionsgefahr gering ist"

05.03.2021, 16:0105.03.2021, 17:58
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Die neuen Corona-Beschlüsse lassen nicht nur die Bürger mit einem Fragezeichen zurück - auch der Einzelhandel ist enttäuscht von dem 5-Stufen-Plan der Bundesregierung. Demnach wird der Lockdown offiziell bis zum 28. März verlängert, jedoch gekoppelt an Inzidenzzahlen alle 14 Tage auch gegebenenfalls gelockert. Das bisschen Öffnung stößt bei Einzelhändlern und Gastronomen jedoch auf heftige Kritik.

"Selbst das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass die Infektionsgefahr im Einzelhandel gering ist. Es gibt keinen sachlichen Grund, die Geschäfte noch länger zuzusperren", sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), gegenüber watson. Die Politik müsse dem Einzelhandel zeitnah die Wiedereröffnung mit Hygienemaßnahmen ermöglichen.

Corona-Gipfel für Händler einzige Katastrophe

Der Corona-Gipfel sei für die Einzelhändler eine einzige große Enttäuschung gewesen. "Die Branche beweist seit Monaten im Lebensmittelbereich, dass Einkaufen mit Hygienemaßnahmen kein Infektionsherd ist. Und das mit 40 Millionen Kundenkontakten pro Tag," so Genth weiter. Es sei nicht zu verstehen, warum die Händler ein Problem im Kampf gegen die Corona-Pandemie darstellen sollten.

"Der Gesundheitsminister hat derzeit sicher einen der schwierigsten und forderndsten Jobs des Landes", betont Genth gegenüber watson. Allerdings wünsche er sich von Jens Spahn "deutlich mehr Entschlossenheit" - vor allem in Sachen Impfungen und Corona-Tests. Im Vergleich zu anderen Ländern sei Deutschland bei den Impfungen zu langsam und bei den Tests zu lange zurückhaltend gewesen.

Auch positive Reaktionen auf Corona-Beschlüsse

Es gibt jedoch auch positive Stimmen zu den neuen Corona-Beschlüssen. So sieht der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) sogar "Grund für vorsichtigen Optimismus". Die Branche sei bestens auf den neudeutsch Click&Meet genannten Verkauf nach Terminvergabe vorbereitet, hieß es am Donnerstag gegenüber der dpa. Und auch Kik-Chef Patrick Zahn betonte, dass es sich erst zeigen werde, ob die neuen Lockerungen wirklich einen Fortschritt für Händler bringen werden.

"Wenn das pragmatisch gehandhabt wird und der Kunde vor Ort einchecken kann, ist das in Ordnung", sagte er. Wenn dagegen per Telefon oder Internet ein Termin vereinbart werden müsse und möglicherweise ein Mitarbeiter pro Kunde vorgeschrieben sei: "Das geht nicht."

Corona-Beschlüsse "völlig unverständlich und inakzeptabel"

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga bezeichnete die Entscheidungen von Bund und Ländern in einer Pressemitteilung als "unverständlich und inakzeptabel". In der Branche machen sich Verzweiflung und Existenzängste breit: „Es wiederholt sich leider wie im Frühjahr, dass die gastgewerblichen Betriebe wieder einmal die ersten sind, die geschlossen wurden, und offensichtlich die letzten, die wieder öffnen dürfen.“ Es sei unverständlich, dass die Regierung mehr private Kontakte ermöglicht und gleichzeitig Restaurants trotz strenger Hygienekonzepte nicht öffnen dürfen.

Insgesamt überwogen in Industrie, Handel und Gastronomie jedoch kritische Stimmen zum Corona-Gipfel. Die Verlängerung des Lockdowns bis zum 28. März koste die geschlossenen Handelsunternehmen rund zehn Milliarden Euro Umsatz, rechnete der HDE vor.

(jab)

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