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Umwelt: Plastikmüll wird recycelt? Zu einem Großteil: Falsch gedacht!

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Bild: Cultura RF
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So wenig eures Plastikmülls wird in Wahrheit recycelt

Wir alle trennen fleißig Müll – doch in Deutschland wird trotzdem kaum Plastik recycelt. Der aktuelle "Plastikatlas" zeigt, wie selten Kunststoff hierzulande tatsächlich wiederverwendet wird.
06.06.2019, 21:13
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Gerade einmal knapp 16 Prozent des Plastikmülls werden in Deutschland für neue Produkte wiederverwendet. Der Rest landet in Verbrennungsöfen oder wird ins Ausland verschifft. Das geht aus dem "Plastikatlas" hervor, den der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht haben.

Zwar seien die offiziellen Recyclingquoten in Deutschland relativ hoch – sie lagen 2016 bei 45 Prozent. Diese täuschten jedoch darüber hinweg, dass sie sich lediglich auf die Anlieferung bei einem Recyclingunternehmen, nicht aber auf den wirklich recycelten Output bezögen. Werde hingegen die Gesamtmenge der anfallenden gebrauchten Kunststoffprodukte als Grundlage betrachtet, würden in Deutschland nur etwa 15,6 Prozent zu Rezyclat verarbeitet.

Menschen produzieren weiter Milliarden Tonnen Plastik

Der Atlas sammelt Fakten über die Umweltschädlichkeit von Plastik. Demnach wurden zwischen den Jahren 1950 und 2015 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Das entspricht mehr als einer Tonne pro Mensch, der heute auf der Erde lebt. Den allergrößten Teil machen Einwegprodukte und Verpackungen aus.

Und der Berg wächst: Allein der Getränkehersteller Coca-Cola verbraucht dem Atlas zufolge jährlich 88 Milliarden Einwegflaschen – aneinandergereiht reiche das 31 Mal zum Mond und zurück

Ein Großteil des Plastikmülls wird nach Übersee verschifft

Kunststoffmüll schadet nicht nur Tieren und Pflanzen, sondern auch dem Klima. Der Atlas zitiert eine Hochrechnung des Zentrums für Internationales Umweltrecht, wonach die Produktion von Kunststoffen bis 2050 bei den derzeitigen und prognostizierten Wachstumsraten einen Ausstoß von 52,5 Gigatonnen Kohlendioxid verursachen könnte. Kunststoffe allein könnten somit zwischen zehn und 13 Prozent des gesamten Kohlenstoffbudgets verbrauchen, das die Weltbevölkerung einhalten muss, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Nicht einmal zehn Prozent des jemals produzierten Kunststoffes sind laut dem Atlas recycelt worden. Das liege unter anderem daran, dass sich die Verarbeitung vieler Kunststoffe zu Rezyklat zum Wiederverwenden nicht lohne. Hersteller nutzten für ihre Produkte lieber neuwertigen Kunststoff als Rezyclat, das häufig nicht so rein sei.

Der niedrige Preis für Neukunststoff und das teure Sortieren und Aufarbeiten von gebrauchtem Kunststoff habe in Europa dazu geführt, dass ein Großteil des Plastikmülls nach Übersee verschifft werde.

Was taugen Bio-Kunststoffe

Der weltweit drittgrößte Exporteur von Plastikmüll ist – nach den USA und Japan – die Bundesrepublik. Nachdem allerdings der bisher größte Abnehmer China 2018 einen Exportstop verhängt hatte und Nachfolger Malaysia auch die Müllmengen deutlich reduzieren will, drohen die großen Plastikverbraucher auf ihrem Abfall sitzen zu bleiben.

Auch sogenannte Bio-Kunststoffe sind laut dem Atlas keine Lösung, weil die dafür benötigten Pflanzen unter schlechten Umweltbedingungen angebaut werden. Auch seien viele dieser Kunststoffe nicht wirklich biologisch abbaubar, sondern verrotten nur in speziellen Anlagen, die nicht wirtschaftlich seien.

Wie es zur Plastikwende kommt

So führt den Umweltschützer zufolge kein Weg daran vorbei, die Produktion von Einwegplastik deutlich zu drosseln. Initiativen wie die Kunststoffstrategie der EU-Kommission seien ein Schritt in die richtige Richtung. Diese Strategie sieht unter anderem vor, dass bis 2030 alle Kunststoffverpackungen recycelbar sind.

Das Verbot bestimmter Einwegplastikprodukte wie Trinkhalme oder Kunststoffbesteck sowie eine Rezyklatquote sind mittlerweile von den Mitgliedstaaten beschlossen. Der Atlas betont jedoch auch, dass es sich um ein globales Problem handelt, dass durch staatliche Regulierung weltweit angegangen werden müsse.

Dieser Text erschien zuerst bei t-online.de

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