Groß und gelb prangt das Grafitti an einem Bagel-Shop mitten in der Stadt. In dicken Worten steht da das Wort "Juden" auf dem Schaufenster. An einem jüdischen Gedenk-Mahnmal wird an anderer Stelle ein extra gepflanzter Erinnerungs-Baum einfach abgesägt. Die Zahl der Hakenkreuze auf jüdischen Friedhöfen und Häuserfasaden nimmt im Stadtbild dramatisch zu. Das ist Paris 2019.
Die französische Politik ist darüber alarmiert: Sogar Innenminister Christophe Castaner meldete sich per Video-Botschaft mit klaren Worten:
Der Minister verurteilt im Beitrag die aktuelle Serie an Schmiererein und bezeichnet sie als einen Angriff auf die gesamte Republik Frankreichs: Der Antisemitismus erstarke erneut und "verbreitet sich wie Gift".
Die Zahlen sind übrigens auch für Deutschland erschreckend. So hat die Polizei laut aktuellen Zahlen der Bundesregierung 2018 bundesweit 1646 antisemitische Straftaten gemessen. Das sind knapp zehn Prozent mehr als 2017.
Vermutlich sind zwei unterschiedliche politische Strömungen im Land für den Anstieg verantwortlich.
Dort will man zwar ofiziell nichts mit extremen Positionen zu tun haben. Vor allem von rechts gibt es allerdings immer wieder Versuche, auch antisemitische Töne und Personen in die Kundgebungen einzuschmuggeln.
So zerstörten bei Protesten Anfang Dezember französische Neonazis Teile des Triumphbogens. Europaweit versuchen rechtsnationale und populistische Bewegungen von der AfD bis zu Frankreichs Marine Le Pen die Demonstranten für ihre Zwecke und Meinungen zu instrumentalisieren. Eine echte Distanzierung von diesen Stimmen gab es seitens prominenter "Gilet Jaunes"-Unterstützer auch in Deutschland nie.
(mbi)