German-Bowl-Finale 2017 im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, Berlin. Die Schwäbisch Hall Unicorns schlugen die New Yorker Lions mit 14:13. bild: picture alliance / Beautiful Sport
NFL
28.01.2019, 17:1831.01.2019, 08:18
Der Super Bowl wird am 4. Februar (0.30 Uhr/ProSieben) in Deutschland wieder ein Millionen-Publikum vor den Bildschirm locken. Im Finale der NFL treffen die New England Patriots auf die Los Angeles Rams.
Doch wie steht's eigentlich um den US-Sport im einstigen Football-Entwicklungsland Deutschland? Ist das alles nur ein kurzer Hype oder ein nachhaltiger Boom?
Eine Spurensuche bei Profis, Nachwuchs, dem Verband und Medien:
Die Profis
Die Zeiten, in denen der inzwischen zurückgetretene
Sebastian Vollmer neben Superstar Tom Brady über den NFL-Titel jubeln
durfte, sind vorerst vorbei.
Ein deutsches Trio kam diese Saison zwar
zum Einsatz, verpasste aber die Playoffs: Equanimeous St. Brown (22)
deutete in einem guten ersten NFL-Jahr bei den Green Bay Packers sein
Talent an.
Sebastian Vollmer gewann 2014 das erste Mal den Superbowl mit den "Patriots".Bild: imago sportfotodienst
Verteidiger Kasim Edebali (29) durfte für die Cincinnati
Bengals in einem Spiel aufs Feld. Mark Nzeocha (28) von den San
Francisco 49ers konnte dank reichlich Fan-Unterstützung aus der
Heimat lange auf einen Einsatz im Pro Bowl der beliebtesten Profis
hoffen.
Ballfänger Moritz Böhringer (25), der als erster deutscher Profi
direkt aus der German Football League gedraftet wurde, wartet noch
auf seine Chance.
"Je mehr solche Erste wir haben, desto mehr
entwickelt sich der Sport", sagt der zweimalige Super-Bowl-Champion
Vollmer der Deutschen Presse-Agentur. "Natürlich muss man fairerweise
sagen, dass Deutschland den Amerikanern immer ein bisschen hinterher
hinkt. Aber ich glaube schon, dass das Level in Deutschland steigt."
Der Nachwuchs
Dabei will Ex-Profi Björn Werner helfen. Der
Berliner vermittelt seit drei Jahren mit dem Projekt "Gridiron
Imports" junge Spieler an Highschools und Universitäten in den USA.
Björn Werner (links) im Trikot der "Indianapolis Colts".Bild: imago sportfotodienst
Nach eigenen Angaben schafften 70 europäische Talente, davon 50
deutsche, den Sprung. "Das Ziel ist es natürlich, irgendwann den
nächsten Björn Werner zu finden", sagt der 28-Jährige und hofft aus
Spieler, die es ihm einmal gleichtun könnten.
Werner war 2013 als
erster Deutscher in der ersten Draft-Runde ausgewählt worden. "Aber
wir verkaufen das nicht so. Ich will niemandem falsche Hoffnungen
machen."
Bis erstmals ein deutscher Quarterback in der NFL aufläuft, wird es aus Sicht von Vollmer aber noch einige Zeit dauern. "Das Risiko
für die Teams ist noch zu hoch auf einer solchen Schlüsselposition",
sagt der 34-Jährige. Auch aus Sicht von Patrick Esume, TV-Experte von
ran Football und Nationaltrainer Frankreichs:
"Einen NFL-Quarterback zu finden ist wie einen winzigen Diamanten an einem Strand zu finden. Das ist selbst in den USA ganz schwierig."
So sieht ein Superbowl-Abend in den USA aus:
"Philadelphia Eagles"-Fans freuen sich über den Sieg gegen die "Patriots".Bild: imago sportfotodienst
Der Verband
Der American Football Verband Deutschland (AFVD)
verweist auf dauerhaften Zulauf. Seit 2008 verdoppelte sich die
Mitgliederzahl fast von 32.697 auf 63.060. Davon sind circa 5000
weibliche Spielerinnen und 10.000 bis 15.000 Cheerleaderinnen.
Die "Philadelphia Eagles Cheerleaders" performten beim Super Bowl 2018.Bild: imago sportfotodienst
Für die Nachfrage macht AFVD-Präsident Huber eine
Traineroffensive verantwortlich und sieht sich nicht als Nutznießer
der amerikanischen Profiliga, die am 4. Februar (0.30 Uhr/ProSieben)
ihr Finale zwischen den New England Patriots und Los Angeles Rams
austrägt. "Wir können diese sogenannte NFL-Begeisterung mit unseren
Bordmitteln nicht bestätigen", sagt er.
AFVD-Präsident Huber weiter:
"Unser Mitgliederwachstum ist seit zehn Jahren da. Wenn es da einen Zusammenhang haben könnte, dann, dass die NFL sich auf unseren positiven Trend draufgesetzt hat."
"Schwäbisch Hall Unicorns" als Sieger des diesjähirgen "German Bowls".Bild: imago sportfotodienst
Diese Argumentation ist für Ex-Profi Esume bei Einschaltquoten
von bis zu knapp 1,5 Millionen Zuschauern beim Super Bowl "abstrus":
"Wenn es dir nicht um den Sport geht, sondern um deine eigene
Position, kommt man auf solche Ideen. Als Sportler, Trainer,
Ex-Gesellschafter eines GFL-Teams finde ich das sehr schade." Das Potenzial wird aus seiner Sicht derzeit nicht ausgenutzt: "Es ist eine Riesenchance und Deutschland verpasst sie."
Patrick Esume:
"Es ist eine Riesenchance und Deutschland verpasst sie."
Zum German Bowl, dem Finale der German Football League, kamen
vergangene Saison gut 15.000 Zuschauer nach Berlin. So viele waren es
seit 2008 nicht mehr – bis zu den Hochzeiten mit 30.000 Besuchern
Ende der 90er-Jahre ist es aber noch ein weiter Weg.
(kre/dpa)
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