Solche Bilder wird es am Freitag in Berlin nicht geben. Demonstrieren will Fridays for future dennoch. Bild: dpa / Christoph Soeder
Deutschland
Sie können nicht auf die Straße, Schule findet sowieso kaum statt – trotzdem wollen die Aktivisten von Fridays for Future auch in der Corona-Krise Aufmerksamkeit auf den Klimawandel lenken. Auch in Deutschland werden sie dafür kreativ.
24.04.2020, 08:1424.04.2020, 08:15
Es soll der "größte Onlineprotest jemals" werden: Die
Klimabewegung Fridays for Future will mitten in der Corona-Krise in
vielen Ländern für mehr Klimaschutz demonstrieren. Wegen der
weltweiten Pandemie finden die Aktionen überwiegend im Internet
statt. "Bekämpft jede Krise", schrieben in den vergangenen Tagen
schon viele junge Menschen auf Schilder – bekämpft jede Krise.
Die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer kündigte auf Twitter den
"größten Onlineprotest jemals" an. Man werde "zeigen, wie groß der
gesellschaftliche Rückhalt hinter gerechtem Klimaschutz ist."
Unter anderem sollte es ab den frühen Morgenstunden einen
24-Stunden-Livestream auf Youtube geben, in dem Klimaaktivisten und
-forscher aus aller Welt zu Wort kommen sollen. Wie in den Vorwochen
wollen die Schwedin Greta Thunberg und ihre Mitstreiter Fotos von
sich und ihren Protestschildern in den sozialen Netzwerken posten, um
die Regierungen in aller Welt zu mehr Klimaschutz zu bewegen.
Eigentlich wollte Fridays for Future am Freitag wie bereits einige
Male 2019 einen weltweit koordinierten Klima-Großprotest abhalten. An
solchen Protesttagen hatten sich im vergangenen Jahr jeweils mehrere
Hunderttausend Menschen allein in Deutschland beteiligt. Wegen der
anhaltenden Corona-Krise und damit verbundenen Versammlungsverboten
und -beschränkungen sind große Demos auf den Straßen jedoch nicht
möglich, weshalb die Bewegung nun ins Internet ausweicht.
Das Netz wird allerdings nicht der einzige Schauplatz der Proteste
sein: Die Klimabewegung will unter anderem vor dem Bundestag in
Berlin (ab 10.30 Uhr) die Plakate und Schilder Dutzender Ortsgruppen
für eine Kunstaktion zusammenstellen. Nur 20 Menschen dürfen die
Aktion vor Ort aktiv begleiten. In anderen Städten sind ähnliche
Aktionen geplant. "Es fühlt sich an wie am Anfang bei Fridays for
Future. Wir müssen uns jetzt neue Protestformen ausdenken", sagte die
Mitgründerin der Bewegung in Deutschland, Carla Reemtsma, der
Deutschen Presse-Agentur.
Klimaschutz gegen Corona
Der Kampf gegen die Corona-Krise hat das Thema Klimaschutz zuletzt in
den Schatten gestellt. Umweltverbände, aber auch viele Unternehmen
fordern, Konjunkturprogramme für die Wirtschaft zu nutzen, um sie
klimafreundlicher und weniger abhängig von Kohle, Öl und Gas zu
machen.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) glaubt sogar, die
Debatte bekomme nun "neuen Schub", wie sie dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland (Freitag) sagte. Die Coronakrise habe "ein Verständnis
für unser aller Vernetzung" befördert, sie sei zuversichtlich, dass
sich diese Erkenntnis auch beim Klimaschutz durchsetze.
Grünen-Chef Robert Habeck sagte der dpa, es sei gut, dass Fridays for
Future und die Umweltbewegung den Klimaschutz "zurück auf die Agenda
hieven". Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe sich in der Corona-Krise
an den Empfehlungen der Wissenschaft orientiert. "Wir erwarten auch
beim Klimaschutz, dass sie dem Kompass der Wissenschaft folgt."
(lin/dpa)
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