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Leben
Klaas Heufer-Umlauf startet mit seiner neuen Late Night Show und alle sprechen von Jan Böhmermann. Dabei spielen die beiden nicht mal den gleichen Sport.
13.03.2018, 17:2117.03.2018, 17:28
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Ob Klaas Heufer-Umlauf gerade genervt ist, dass am Morgen
nach der Premiere seiner Show "Late Night Berlin" hauptsächlich über Jan Böhmerman gesprochen wurde? Der verließ gegen 23:45 Uhr den öffentlich-rechtlichen Nischen-Mutterkuchen ZDF Neo und kaufte sich in den letzten Werbeblock von Klaas' Show.
In dem Werbespot eines großen Autovermieter erklärte er, er könne niemals Late Night im
Privatfernsehen machen, da man ja die Werbung nicht kontrollieren könne, die
währenddessen laufe. „Ich würde mich niemals so verkaufen, denn glaubwürdige
Satire funktioniert nur ohne Werbung.“
Man möchte ihm zurufen: Ja, Böhmi, du bist der beste Satiriker des Landes. Du bist der Streber unter den medialen Aktionskünstlern. Niemand ist vor dir sicher, auch nicht dein Kumpel Klaas. Aber hier geht es gerade nicht um "glaubwürdige Satire" sondern um Late Night. Und das lass mal den Klaas machen.
Böhmermann ist vielleicht der Christoph Schlingensief unserer Zeit, doch an Late-Night-Legende Harald Schmidt wird eher Klaas herankommen. Das wird schon noch einer Folge deutlich.
Bild: http://jokoundklaas.tumblr.com
Auch
wenn einige Elemente etwas holprig daherkamen (die verschwommenen Bilder bei
den Gags, die versemmelte Kirmes-Ansage von Anne Will, oder dieser unnötige
LED-Schreibtisch), so war die Show genau, was sie sein sollte: Eine echte Late-Night-Show mit menschlichem Antlitz und extremst bissigen Kommentaren.
Während Böhmermann nach einer Schmidtschen Baukastenformel (Sacko-Gezupfe
und unnahbare Zyniker-One-Liner) den Stand-Up abkämpft, kann Klaas mit seiner trockenen aber menschlicheren Art noch authentisch über die eigenen Witze lachen. Eine gute Late Night kommt auch aus, ohne den Gast dem siebten halblustigen Spieleformat auszusetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass Böhmermann nicht mal Interesse an seinen Gästen spielen kann. Deswegen hat "Schulz und Böhmermann" nicht funktioniert: Zwei Typen, denen bei der Formulierung der Frage einer abgeht, können nie gute Gesprächsführer sein.
Klaas' Gespräch mit Anne Will (die zugegebenermaßen eine sehr dankbare
Sparring-Partnerin ist) hat das wichtigste geliefert - Mehrwert. Empathisch, informativ, direkt - Klaas will Zuschauer und Gast gleichermaßen ins Boot holen.
Die ganze Show wirkt viel weniger auf dem Reisbrett konstruiert, es gibt Interaktion mit "Band-Leader" und Halli-Galli-Autor Jacob
Lundt und es wirkt nicht alles vom Teleprompter abgelesen. Die Harald-Schmidt-Show war immer dann am besten, wenn Schmidt und
Sidekick Markus Andrack einfach nur referenziell über Dinge sprachen. Bei
Böhmermann hingegen ist alles konstruiert. Daraus entsteht die fast perfekte
Satire einer Redaktion, die mit ihrem Anführer genau
weiß, an welchen gesellschaftlichen Daumenschrauben sie drehen muss, damit es
schön weh tut.
Die Einspieler und Ideen, mit denen das Neo-Magazin-Royale-Team jede Woche Maßstäbe setzt,
wird Klaas nicht überbieten können. Das "Laberynth" ist eine nette Idee gewesen, dafür aber ziemlich langatmig und fad. Nicht unterschätzen sollte man allerdings Klaas tänzerische
Darbietung als Martin Schmidt zu Kendrick Lamars Humble. Inspiration dürfte Tom
Cruise Darbietung als Les Grossman in Tropic Thunder gewesen sein, nur nicht in ganz so
drüber.
Überhaupt war unübersehbar, wie Klaas mit jeder Faser für diese Late
Night brennt. Schön zu sehen, dass er auch funktioniert, wenn er
keinen pubertierenden End-Dreißiger mit bissiger Ironie auf dem Sofa zum
„AH AH AH AH AH AH“-Lacher bringen muss.
Klaas ist ein Alleskönner, der sich bisher
oft zurücknahm und sich hinter seiner nordischen Trockenheit verstecken konnte.
Jetzt muss er eine Stunde lang durch die Show führen, und das kann er, weil er ein ironisches und menschliches Moment zulässt. Sollten seine Redakteure versagen, kann er Situationen immer noch retten. Schließlich moderiert er schon seit vielen Jahren. Böhmermann als Satiriker schafft das nicht. Er spielt einen anderen Sport. Schön, dass man sich beides angucken kann.
Frankreichs Atlantikküste ist vor allem für Surf-Begeisterte ein wahres Paradies. Mit einer Länge von knapp 3000 Kilometern erstreckt sich die Küstenlinie über vier Regionen und zieht jedes Jahr Millionen Tourist:innen an, die neben den Wellen auch die langen Strände schätzen.