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BVB und Stöger - es konnte gar nicht funktionieren

SALZBURG, AUSTRIA - MARCH 15: Peter Stoeger, head coach of Borussia Dortmund, prior to the UEFA Europa League match between FC Red Bull Salzburg and Borussia Dortmund at the Red Bull Arena on March 15 ...
Echte Liebe? Die Beziehung von Peter Stöger und Borussia Dortmund kriselt. Bild: Borussia Dortmund
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BVB und Stöger – Chronologie einer gescheiterten Zweckliebe 

16.03.2018, 15:0519.03.2018, 11:55
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Peter Stöger hat erst zwei (!) Spiele als Trainer von Borussia Dortmund verloren. Doch die Stimmung beim BVB ist am Boden. Nach dem Aus in der Europa League gegen Salzburg ist sie auf dem Tiefpunkt. Denn jetzt ist klar: Diese Saison gibt es keinen Titel für Dortmund. 

Borussia Dortmund ist am Donnerstagabend gegen den FC Salzburg aus der Europa League ausgeschieden. Im Hinspiel gab es vergangene Woche eine peinliche Heim-Niederlage (1:2). Im Rückspiel erwarteten Fans und Vorstand dann eine Aufholjagd – doch der BVB lieferte nur ein mageres 0:0 ab.

Peter Stöger war nach dem Abpfiff bedient: "Wir haben es richtig schlecht gemacht", sagte der 51-jährige Österreicher, der erst seit Dezember Trainer bei der Borussia ist. "Wer denkt, auf der Wiese geht auch Hacke, Spitze, dann kannst du nicht gewinnen. Wer so behäbig spielt, braucht sich nicht wundern, wenn er keine Chancen hat."

Harte Worte vom Coach. Was ist da los beim BVB?

Peter Stögers Bilanz nach vier Monaten Dortmund liest sich doch eigentlich gar nicht so schlecht: In 16 Spielen holte er sieben Siege, sieben Unentschieden und verlor nur zwei Spiele. Punkteschnitt: 1,75 pro Spiel. Zum Vergleich: Sein Vorgänger Peter Bosz kommt auf einen Punkteschnitt von 1,25 pro Spiel (24 Spiele).

Ist trotzdem schon die Luft raus?

Die Fans sind nicht einverstanden mit der bisherigen Leistung unter Stöger und viele fordern bereits jetzt, dass der Vertrag mit dem Österreicher nicht über das Saisonende hinaus verlängert wird. 

Stöger und der BVB: Chronologie einer Beziehung, die in die Krise geraten ist.

Das erste Date

10. Dezember 2017: Borussia Dortmund stellt Peter Stöger als Nachfolger von Peter Bosz vor. Stöger war exakt eine Woche zuvor beim Tabellenletzten Köln freigestellt worden. 

Zwei frisch Getrennte lassen sich direkt auf eine neue Beziehung ein. Kann gut gehen, kann aber auch hart schief gehen...

So lief die erste PK mit Stöger:

Kribbeln im Bauch

Zwei Tage später: Peter Stöger feiert mit Dortmund den ersten Sieg, gewinnt 2:0 in Mainz. Vier Tage später der erste Heimsieg: 2:1 gegen Hoffenheim. Die Wunden von Trainer Bosz scheinen geheilt, Dortmund verliert nicht mehr mit kopflosem Hurra-Fußball. Die Defensive steht, die Ergebnisse sind da.

Stöger und Dortmund – da haben sich zwei gefunden. Große Anfangseuphorie oder wie man in Dortmund sagt: "Echte Liebe" <3

Der erste Streit

20. Dezember: DFB-Pokal-Achtelfinale gegen die Bayern. Das Spiel geht 1:2 verloren. Die ersten Kritiker monieren, dass das BVB-Spiel zu statisch und ausrechenbar sei.

Die frische Beziehung geht mit einem ernüchternden Erlebnis in die Weihnachtszeit.

Januar-Blues

Alle drei BVB-Spiele im Januar enden unentschieden. Gegen Wolfsburg, Hertha und Freiburg – schlagbare Teams, wenn man Borussia Dortmund heißt – gibt's jeweils nur einen Punkt.

Ob Zorc in Berlin schon eine böse Vorahnung hatte?
Ob Zorc in Berlin schon eine böse Vorahnung hatte?Bild: imago sportfotodienst

Stöger und Dortmund treten auf der Stelle, Aubameyang will weg, nach dem Freiburg-Spiel pfeifen die Borussen ihre eigene Mannschaft aus. Herzschmerz!

Bussi von Batshuayi

2. Februar: Chelsea-Leihgabe Michy Batshuayi bringt neues Feuer in die Beziehung, küsst den BVB wieder wach. Der belgische Stürmer, der in der Winterpause den zu Arsenal gewechselten Aubameyang ersetzte, knipst bei seinem Debüt gegen Stögers Ex Köln (3:2) doppelt. 

Auch in den folgenden siegreichen Spielen gegen Hamburg (ein Tor) und in der Europa League gegen Bergamo (zwei Tore) trifft der Belgier und lässt Stöger jubeln. Das Spiel in Mönchengladbach (1:0) gewinnt Dortmund ebenfalls, dabei hätte der BVB gut und gerne 4:0 verlieren können. Gladbach schoss 16 Mal aufs Tor, Dortmund nur 4 Mal. 

Alles wieder gut zwischen Stöger und Dortmund? Nach zwei Monaten Beziehung scheint es zumindest so...

Fan-Boykott und Beamtenfußball

22. Februar: Stögers Team quält sich durchs Rückspiel der Europa-League-Zwischenrunde. Im Rückspiel gegen Bergamo muss der BVB bis zur 83. Minute zittern. Marcel Schmelzer, nicht gerade durch Torgefahr bekannt, erzielt den 1:1-Ausgleich, der das Weiterkommen sichert. 

26. Februar: Es folgt das Heimspiel gegen Augsburg – Endstand: wieder nur 1:1. Die legendäre Südtribüne blieb zu einem Drittel leer, weil Dortmunder Ultras das unbeliebte Montagsspiel boykottierten.

BVB-Manager Michael Zorc spricht nach der Partie davon, dass Dortmund "Beamtenfußball" spiele. Sprich: Verwaltend, langweilig und ohne Hingabe.

Für eine junge Beziehung ist das ein vernichtendes Urteil. Hingebungsloses Verwalten, das klingt nach einem alten Ehepaar.

Der verflixte dritte Monat: Fehlende Konstanz und Europa-Aus

3. März: Gegen Leipzig spielt der BVB zum dritten Mal in Folge 1:1, fünf Tage später dann die bittere Hinspiel-Niederlage im Europa-League-Achtelfinale gegen Salzburg.

Einen Tag nach dem dreimonatigen Beziehungs-Jubiläum siegt Dortmund zuhause etwas glücklich 3:2 gegen Eintracht Frankfurt. Den Schwung können Stöger und seine Borussia dann aber nicht mit in die Europa League nehmen, der Ausgang des Rückspiels gegen Salzburg ist bekannt. 

SALZBURG, AUSTRIA - MARCH 15: Sokratis of Dortmund, Lukasz Piszczek of Dortmund and Alexander Isak of Dortmund look dejected after UEFA Europa League Round of 16 second leg match between FC Red Bull S ...
Frust bei den Dortmundern Sokratis, Piszczek und Isak (v.l.n.r.), Freude bei Salzburg (hinten).Getty Images Europe

Die Fans sind sauer, der BVB bleibt hinter den Erwartungen zurück, die Moral der Spieler ist im Tief. Ein Titel ist diese Saison ausgeschlossen.

Der verflixte dritte Monat: Beide Partner überlegen, ob eine Trennung nicht vielleicht das Beste wäre... "Wir diskutieren, ob es Sinn macht, weiterzumachen", sagte Stöger nach dem Spiel.

Dass er über das Saisonende hinaus Trainer in Dortmund bleibt, scheint fast ausgeschlossen. Die BVB-Verantwortlichen flirten bereits mit möglichen Nachfolgern: Besonders haben sie ein Auge auf Nizzas Lucien Favre und Huddersfields David Wagner geworfen.

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Es ist in den vergangenen Tagen eines der Lieblingswörter von Bundestrainer Julian Nagelsmann geworden: seine Spieler und ihre Rollen.

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