In der Nacht zum Montag war es so weit: "Oprah with Meghan and Harry" wurde auf dem US-Sender CBS ausgestrahlt – dort zur besten Sendezeit. Klar ist nach zwei Stunden und insgesamt acht gut bezahlten Werbepausen, die das TV-Special gedauert hat, dass es zwei Seiten der Geschichte um Meghan Markle, Prinz Harry, ihrem Rücktritt aus dem Königshaus und den Gerüchten gibt, die durch die Presse in den vergangenen drei Jahren gestreut wurden.
Die Aussagen, die Harry und Meghan in dem Interview mit Talk-Legende Oprah Winfrey getroffen haben, dürften nun für einigen Wirbel sorgen – das hatte die Talkmasterin in einem Teaser zur Sendung schon angekündigt. Zu den drastischsten Themen des Interviews zählen, dass Meghan ernste Suizidgedanken hatte, es gegenüber ihrem Sohn Archie Harrison rassistische Überlegungen und Diskussionen innerhalb der Palastmauern gegeben haben soll und dass die Royals das Paar nicht geschützt oder ihren Hilferufen nachgegangen sein sollen
Oprah fing jedoch erstmal ganz am Anfang an und fragte Meghan, ob sie nach dem ersten Date oder irgendwann danach zu Harry im Internet recherchiert habe – immerhin gab sie kurz zuvor an, nicht viel über die britischen Royals gewusst zu haben:
Dann ging es um das Kennenlernen mit der Queen, Harrys Großmutter. Hier wurde auch gleich deutlich, dass Meghan offenbar sehr naiv an das Treffen herangegangen war. Sie habe geglaubt, man würde nur für die Öffentlichkeit vor der Königin knicksen. In einer übereilten Lehrstunde vor einem königlichen Anwesen habe sie mit Harrys Hilfe die Förmlichkeiten geübt:
Meghan sei froh gewesen, im Vorfeld nichts über die Familie recherchiert zu haben: "Denn das hätte mich verrückt gemacht."
Schon zu den Hochzeitsvorbereitungen sei das Verhältnis zur britischen Presse und irgendwann auch zur Familie angespannter geworden. Meghan galt als "Hurricane Meghan", sie sei eine gereizte Braut gewesen, die ihre Schwägerin Kate kurz vor der Hochzeit zum Weinen gebracht habe. Der Streitpunkt sei die Länge der Kleider der Blumenmädchen gewesen.
Meghan räumt gleich zu Beginn mit diesem Gerücht auf und berichtet, dass es genau andersherum gewesen sei – Kate hätte sie zum Weinen gebracht:
Weitere Details über den Streit wolle sie nicht preisgeben, das wäre Kate gegenüber unfair. Das, was Meghan aber einwirft, ist, dass die Institution, wie das Königshaus von ihr und Harry genannt wird, durchaus gewusst habe, dass die Medienberichte der "Furie Meghan" falsch gewesen seien – eine Richtigstellung habe es aber nie gegeben: "Ich hatte eigentlich gehofft, dass auch sie so eine Geschichte in der Öffentlichkeit korrigieren will", sagt Meghan schließlich über ihre Schwägerin, doch das sei nie passiert. "Sie ist trotzdem ein guter Mensch", stellt sie schließlich klar.
Sicherheit, Schutz und Hilfe sind große Themen innerhalb des Interviews. So habe Meghan zunächst geglaubt, die Königsfamilie würde sie vor der Klatschpresse, bösen Unterstellungen und rassistischen Anfeindungen schützen. Dem sei aber nicht so gewesen. Zwar betont Meghan noch einmal, wie freundlich die Königin zu ihr war, doch:
Es habe immer geheißen: "Dies und jenes kannst du nicht machen, wie würde das aussehen? Ich habe damals in vier Monaten zweimal das Haus verlassen und trotzdem wurde mir gesagt, ich sei überall. Eigentlich war ich nirgends."
Ein Gefühl der Einsamkeit sei bei Meghan entstanden. Zusätzlich wurde vermeintlich erfundenen Berichten der Presse nichts entgegengesetzt: "Ich war ein Rufmord-Opfer. Alle wussten, dass beispielsweise die Geschichte mit Kate nicht stimmte", sagt die Herzogin. Meghan selbst durfte sich nicht äußern. Für sie sei das besonders schwer gewesen, weil sie sich ihr ganzes Leben dafür eingesetzt hat, Frauen eine Stimme zu geben.
Offiziell hieß es nach der Geburt von Harrys und Meghans Sohn Archie immer, dass die Eltern nie einen Titel für ihr Kind angestrebt hätten. Auch das sei falsch: Es sei entschieden worden, dass Archie weder Prinz sein, noch eine besondere Form des Schutzes bekommen würde. Die wohl prägendste Ergänzung von Meghan dazu:
Diese Gespräche hätten mit Harry stattgefunden, der sich später im Verlauf nicht weiter dazu äußern wollte – denn das wäre sehr schädlich für die beteiligten Personen der Institution, meint er. Solche Diskussionen und Entscheidungen führe nicht die Queen per se, sondern mehrere, verschiedene Personen.
Meghan bemerkt schließlich, wie sehr sie das Gerede und die Sorgen über die Hautfarbe ihres Sohnes enttäuscht hätten: "Der Commonwealth ist ein großer Teil der Monarchie. 60 bis 70 Prozent der Menschen, die darin leben, sind People of Color. Ich weiß, wie wichtig ihnen Repräsentation ist", deutet sie dazu an.
Anschließend fragt Oprah genau nach – die Presse begleitete Meghan mit sexistischen, rassistischen und unwahren Berichten, die Royals schwiegen. Habe es einen Punkt gegeben, an dem Meghan daran zerbrochen sei, will Oprah wissen. Ja, den habe es gegeben: Die Freunde und die Mutter der US-Amerikanerin hätten sie angerufen, sie davon überzeugt, dass das Königshaus sie nicht vor diffamierenden Berichten schützt:
Harry gegenüber habe sie sich geöffnet, ein mutiger Schritt. Auch an die royale Familie habe sie sich gewendet, habe Hilfe gesucht, wollte sich in eine Therapie begeben. "Du weißt nie, was hinter verschlossenen Türen passiert", erklärt die 39-Jährige unter Tränen.
Während der Suizidgedanken war Meghan noch immer schwanger. Riss sich jedoch zusammen, begleitete Harry zu offiziellen Events. Zu einem sogar direkt im Anschluss, nachdem sie Harry über ihrer Suizidgedanken informiert hatte. Er habe gesagt, sie müsse ihn nicht begleiten, befürchtete, sie würde den Auftritt nicht schaffen. Sie habe entgegnet, dass sie nicht allein sein könne, aus Angst, sich zu verletzen.
Auf Fotos, so erklärte Meghan weiter, sehe sie die Details der brenzlichen Situation, in der sie steckte, die zuvor hinter ihren lächelnden Gesichtern verschwunden waren:
Im weiteren Verlauf des Interviews kam Harry schließlich dazu. Auch er berichtete, dass er sich Hilfe für Meghan bei seiner Familie gesucht, aber nicht bekommen habe. Den Grund für ihren Rückzug aus dem Königshaus begründet er dann schließlich so:
Seine Großmutter habe er mit der Entscheidung, als Senior-Royals zurückzutreten, niemals überrumpelt – Gespräche dazu habe es im Vorfeld gegeben: "Ich habe sie damit nicht hinters Licht geführt. Dafür habe ich viel zu viel Respekt für sie. Ich habe die Befürchtung, dass die Gerüchte aus der Institution selbst kommen", deutet er schließlich an.
Ein Schock sei für Harry allerdings gewesen, dass man nach dem Exit aus dem Königshaus auch den Personenschutz von ihm abgezogen habe. Da lebte die Familie gerade vorübergehend in Kanada: "Ich hätte nie gedacht, das man mir den Personenschutz entziehen würde, das war ein großer Schock. Denn ich bin in diese Position hineingeboren, habe das Risiko geerbt."
Auch Meghan reagierte panisch, habe Briefe an die Royals geschrieben: "Ich sah ein, dass mein Schutz und der von Archie nicht von so großer Bedeutung für sie waren. Aber ich bat sie inständig: Bitte beschützt meinen Ehemann, beendet diesen Schutz nicht, wenn er Todesdrohungen bekommt. Aber die Antwort war, dass das nicht möglich sei."
Oprah hakt wiederum nach: Das Verhältnis zur Großmutter sei gut, wie sehe es mittlerweile bei seinem Vater Prinz Charles und seinem Bruder William aus?
Dementsprechend schwierig sei es gewesen, seinem Vater zu vermitteln, dass er die Institution mit seiner Familie verlassen wolle – irgendwann habe er seine Anrufe nicht mehr entgegengenommen. Charles habe schließlich gefordert, Harry solle seine Absichten aufschreiben – das habe er dann getan.
Zur Beziehung zu seinem Vater schlägt er emotionale Töne an: "Es gibt viel aufzuarbeiten mit ihm. Ich fühle mich hängengelassen. Es hat schon einmal etwas Ähnliches durchgemacht und weiß, wie schmerzhaft das ist. Ich werde ihn immer lieben, aber es ist viel Verletzendes vorgefallen. Es wird weiterhin meine Priorität bleiben, die Beziehung von uns zu retten. Sie wissen eben auch nur, was sie gesagt bekommen."
Zu seinem Bruder wiederum bringt Harry hervor, dass sie momentan auf Abstand gehen: "Er ist mein Bruder, wir sind zusammen durch die Hölle gegangen. Wir sind auf verschiedenen Lebenspfaden. Aber Zeit heilt alle Wunden."
Meghan bekommt schließlich noch einmal die Möglichkeit klarzustellen, dass sie nicht die treibende Kraft hinter dem von der Presse getauften "Megxit" gewesen sei. Niemand habe sie auf das Leben als Royal vorbereitet, sie habe stattdessen nachts den Text der britischen Nationalhymne gegoogelt und auswendig gelernt: "Um sie stolz zu machen."
Auf Harrys verstorbene Mutter Diana angesprochen, was sie von ihrem Exit aus London halten würde, sagt Harry schließlich:
Ihr Erbe habe sie schließlich in der ersten Zeit durchgebracht, denn die finanziellen Mittel der Royals seien Harry vor einem Jahr gestrichen worden. Das sei schließlich auch der Grund gewesen, wieso Harry und Meghan Deals mit Netflix und Spotify angenommen haben: "Ich musste für die Sicherheit meiner Familie aufkommen."
Aber auch Positives hat das Paar zu berichten. So verraten sie, dass sie ganz klammheimlich drei Tage vor ihrer offiziellen Hochzeit ganz privat auf ihrem Cottage geheiratet hätten, nur ein Erzbischof sei anwesend gewesen.
Und dann kündigt Meghan gleich zu Beginn des Gesprächs mit Oprah an, sie wisse, was für ein Geschlecht ihr zweites Kind habe, sie wolle aber auf Harry warten, um es preiszugeben. Harry gibt dann freudestrahlend an, dass sie sich auf ein Mädchen freuen.
Ein Highlight für Harry? "Dass ich mit meiner Familie rausgehen kann, an den Strand, dass ich meinen Sohn in den Kindersitz auf dem Fahrrad setzen kann. Ein Happy End habe ihre gemeinsame Geschichte letztlich doch noch genommen, wobei ein Ende sei es nicht ganz: "Harry hat Entscheidungen getroffen, die uns gerettet haben, mein Leben gerettet habe. Es ist gerade einmal der Anfang für uns."
(cfl)