Deutschland
Analyse

Booster-Impfung: Wie die Bundesländer auf Corona-Impfungen vorbereitet sind

BERLIN, GERMANY - DECEMBER 21: Workers from the German Red Cross (DRK) walk among inoculation cabins at the completed Covid-19 vaccination center at the Arena Berlin events venue on December 21, 2020  ...
Für die Booster-Impfung ins Impfzentrum: Nur in wenigen Bundesländern wird das wohl möglich sein.Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
Analyse

Boostern, boostern, boostern – aber wo? So sind die Bundesländer auf einen Impf-Ansturm vorbereitet

21.11.2021, 13:1722.11.2021, 18:48
Mehr «Deutschland»

Während die Bundesregierung gerade fürs Boostern wirbt, fürchten Hausärzte große Anstürme auf ihre Praxen – und währenddessen bleiben die Impfzentren in vielen Bundesländern weiterhin geschlossen. Die Länder planen die Booster-Impfkampagne weitgehend ohne die Impfzentren, ergab eine Umfrage von watson unter den Ländern. Zuvor hatte Ärztepräsident Klaus Reinhardt einem Bericht der Funke Mediengruppe zufolge eine Reaktivierung vorhandener Impfzentren sowie "Pop-Up-Impfstellen" in Wohngebieten gefordert.

Doch nur Bayern, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Saarland und Sachsen-Anhalt haben vor, Impfzentren weiter zu betreiben oder wieder zu öffnen, berichtet auch die "Welt". Ansonsten werde vor allem auf niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, kleine Impfstellen und mobile Impfteams gesetzt.

Länder sehen keinen Bedarf und betonen die Vorteile der Impfteams

So gibt es in Niedersachsen derzeit keine Pläne, die Impfzentren wiederzueröffnen. Stattdessen will das Land die mobilen Impfteams ausbauen und das Impfpersonal bei den Hausärzten verstärken. "Anstelle großer Impfzentren in riesigen Hallen brauchen wir heute viele kleine Impfstellen in den Kommunen, die näher bei den Leuten sind; dies umfasst sowohl die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte als auch die mobilen Impfteams vor Ort", sagt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums zu watson. Vorbereitet sei man in Niedersachsen trotzdem. Weil die Ausstattung von acht Impfzentren zentral eingelagert wurde, könnten diese Zentren "innerhalb weniger Wochen wieder eingerichtet werden".

Auch in Hamburg will das Gesundheitsministerium das zentrale Impfzentrum nicht mehr öffnen. "Vorrangige Anlaufstellen sind die Arztpraxen. Vertreter der Ärzteschaft haben wiederholt betont, dass ausreichende Kapazitäten bestehen", sagt eine Sprecherin der Hamburger Sozialbehörde auf Anfrage von watson. Die Einrichtung eines Impfzentrums erscheine "nicht zweckdienlich". Es entstünden hohe Kosten und es bestehe kein Bedarf oder Zusatznutzen gegenüber dezentralen Angeboten.

Aus Brandenburg heißt es der "Welt" zufolge, es gebe schlicht nicht das Personal, um erneut Impfzentren mit zehn oder zwölf Impfstraßen zu betreiben. Auch Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen machen derzeit keine Anstalten, die Impfzentren wieder hochzufahren. Neben den niedergelassenen Ärzten setzen die Länder vor allem auf stationäre Impfstellen und mobile Teams. In Baden-Württemberg werden diese von 155 mobilen Impfteams unterstützt. Sie sollen sieben Tage die Woche im Einsatz sein und pro Tag jeweils rund 130 Dosen verabreichen. Darüber hinaus sollen zusätzlich feste Impfstationen errichtet werden.

In einigen Bundesländern werden die Impfzentren wieder aktiviert

Anders als andere Bundesländer hat Bayern seine Impfzentren gar nicht erst abgebaut. Das Gesundheitsministerium will angesichts des gestiegenen Bedarfs durch die Boosterimpfungen jetzt bei Personal und Impfterminen weiter aufstocken. Das bestätigte auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei seiner Pressekonferenz am Freitag.

In Berlin sind ebenfalls noch zwei Impfzentren in Betrieb, ein zusätzliches befindet sich im Stadtteil Karlshorst im Aufbau. Die bestehenden Zentren an den Standorten Tegel und Messe klagen derweil über akute Personalnot. "Uns fehlen schlichtweg viele Menschen, um noch schneller ausbauen zu können", sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller der "Bild".

13.11.2021, Berlin: Zahlreiche Menschen stehen wartend in einer Schlange vor einem Impfzentrum in einem Einkaufscenter. Foto: J�rg Carstensen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Zahlreiche Menschen stehen in Berlin Schlange vor einem Impfzentrum im Einkaufscenter.Bild: dpa / Jörg Carstensen

In Bremen plant die senatorische Gesundheitsbehörde weiterhin kleinere, dezentrale Impfzentren zu betreiben. "In den kommenden Tagen werden weitere eröffnet", so ein Sprecher. "Nur mit einem gemeinsamen, breiten Angebot von öffentlichen Impfangeboten und den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten werden die Auffrischungsimpfungen möglich sein." Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland reaktivieren laut "Welt"-Informationen ihre Impfzentren und setzen zusätzlich auf stationäre Impfstellen. In Rheinland-Pfalz wird über die Rolle der Impfzentren noch entschieden.

"Johanniter" stehen bereit – Sprecherin: Durch Impfzentren lassen sich viele Menschen versorgen

Auf watson-Anfrage bei der "Johanniter-Unfall-Hilfe", die so wie die "Malteser" und das "Deutsche Rote Kreuz" in den Impfzentren bundesweit Impfungen organisiert haben, hieß es von einer Sprecherin: "Wir als Hilfsorganisation stehen bereit, um Impfzentren, aber auch dezentrale Impfstellen und natürlich auch mobile Impfteams wiedereinzusetzen. Wir sind mit verschiedenen Ländern und Gemeinden im Gespräch, um diese Impfangebote wieder zu ermöglichen." Die Einbeziehung von Impfzentren, Impfstellen und mobilen Impfteams habe den Vorteil, dass das bestehende Impfangebot der niedergelassenen Ärzte erweitert wird und eine große Anzahl von Menschen mit einer Auffrischungsimpfung versorgen werden könne.

Die Einbeziehung von Impfzentren, Impfstellen und mobilen Impfteams habe den Vorteil, dass das bestehende Impfangebot der niedergelassenen Ärzte erweitert wird und eine große Anzahl von Menschen mit einer Auffrischungsimpfung versorgen werden könne.

(nik/mit Material von dpa)

Digitalpakt Schule soll fortgesetzt werden: Wie sinnvoll ist das?

Von allen Seiten hörte man vor allem im vergangenen Jahr die Warnung: Der Digitalpakt Schule darf nicht ohne Folgefinanzierung auslaufen. Das sei ein verheerendes Signal in Sachen Bildung und digitale Schule.

Zur Story