Gerade herrscht Wahlkampf-Stimmung, dabei wählt Deutschland gar nicht. Beim Hype um Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn gerät gerne in den Hintergrund: Am Freitag wählt keineswegs das ganze Land eine neue Bundesregierung. Es sind genau 1001 Delegierte, die ihre Stimmen für eine oder einen neuen Parteivorsitzenden abgeben.
Die "Regionalkonferenzen" der CDU erinnerten so in den vergangenen Wochen stark an die "Primary Elections" in den USA. Dort wählen die Parteien mit viel Bling-Bling ihren nächsten Präsidentschaftskandidaten. Ähnlich ist es mit AKK, Merz oder Spahn: Wer Parteichef wird, dürfte das Erstzugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur bekommen.
Und deshalb ist das Interesse am parteiinternen Wettstreit auch im Rest Deutschlands ungewöhnlich groß. Wir haben uns auf Google einmal angesehen, wie groß. Was hat die Leute eigentlich besonders an den drei CDUlern interessiert?
Wie bei den anderen Kandidaten auch, nehmen die Suchanfragen zu Merz vor allem nach der Rücktritts-Ankündigung von Angela Merkel zu. Die Leute wollten offenbar erst einmal wissen, wer die neuen Kandidaten eigentlich sind.
Im Fall Friedrich Merz ist auffällig: Nach der anfänglichen Neugier suchten immer weniger Menschen nach dem Wirtschaftsliberalen. Ein ähnliches Ergebnis bekommt, wer nur nach dem Nachnamen "Merz" sucht.
Eine Suchspitze aber sticht heraus: Am 18.11 wuchsen die Suchanfragen für Merz wieder an. An diesem Tag gab er der "Bild am Sonntag" ein Interview. "Heute verdiene ich rund eine Million Euro brutto", ließ der CDU-Politiker darin wissen. Damit versuchte Merz nach eigener Aussage, einen Schlusspunkt unter Gerüchte zu setzen, er sei Multimillionär. Stattdessen stellte er sich im Interview als Mitglied der "gehobenen Mittelschicht" dar.
Noch immer haben viele der Suchanfragen über Merz etwas mit seinem Vermögen und seiner Rolle in der Privatwirtschaft zu tun. Dennoch: Wer laut Google in den vergangenen 30 Tagen nach einem der 3 Kandidaten suchte, suchte in 42 Prozent der Fälle nach Merz. Damit liegt er beim Suchvolumen vor Spahn und AKK.
Wie auch bei den beiden anderen Kandidaten spielen die private Beziehung sowie die beruflichen Verhältnisse zu anderen Kandidaten für Merz-Suchende eine Rolle. Außerdem wollten viele etwas über sein Verhältnis zur AfD erfahren. Offenbar interessierte die Suchanfragesteller aber auch die Geschichte eines von Merz verlorenen Laptops, den ein Obdachloser zurückgebracht haben soll. Als Finderlohn gab Merz ihm angeblich das eigene signierte Buch.
Bei Annegret Kramp-Karrenbauer fallen im Zuge der Auswertung vor allem 3 Dinge auf.
Seither bleibt das Suchvolumen nach AKK auf einem soliden Niveau. Auch wenn es keine weiteren außergewöhnlichen Ausreißer gibt, kleiner wird das Interesse auch nicht.
Um es gleich zu sagen: Der Eintrag "AKK Birkenheide" bezieht sich nicht auf die Spitzenkandidatin, sondern meint einen FKK Verein am Motzener See. Auch die "Waffe" hat augenscheinlich nichts mit der Politikerin AKK zu tun.
Interessant ist: Die Leute haben offenbar ein Bedürfnis, AKK als Person kennenzulernen. Es beginnt bei der Suche nach ihrem Alter, ihrer Größe und Familienstand. Und geht bis zu ihrem Unfall auf einer Fahrt nach Berlin Anfang des Jahres. Politisch spielt ihre in der Vergangenheit geäußerte Ablehnung der "Ehe für Alle" offenbar noch immer eine Rolle. Auch nach ihrem Verhältnis zu Angela Merkel wird gegoogelt. Insgesamt hat AKK aber das niedrigste Suchvolumen im Vergleich der drei Kandidaten. Laut Google liegt es bei 27,5 Prozent.
Jens Spahn hat eines mit seiner Konkurrentin AKK gemein: Kurz vor dem Stichtag nehmen die Google-Anfragen zu. Beim jungen konservativen CDU-Mann ist aber auch auffällig, dass er bereits vorher immer wieder Suchspitzen zu seiner Person erzeugte.
Eins vorweg: Das passt durchaus. Spahn weiß politische Forderungen und Aussagen gezielt einzusetzen, um die Diskussion um seine Person anzuheizen. Man erinnere sich etwa an die heftige Armuts-Diskussion, die Spahn zu Beginn des Jahres auslöste.
Am 9. November gab er seine Kandidatur bekannt, gleichzeitig forderte er öffentlich, dass Kinderlose mehr in die Pflege- und Rentenversicherung einzahlen sollten als Eltern. Das schlug in Medien und Social Media einige Protestwellen.
Am 15. November war Spahn dann schon voll im Wahlkampfmodus und gab einem der größten Regionalzeitungsverbünde ein Interview über Europas Zukunft. Gleichzeitig verklagten ihn an diesem Tag die Sterbehelfer von Dignitas. Der Vorwurf: Meineid. Spahn hatte sich mutmaßlich geweigert, Schwerstkranken auf deren Antrag hin tödlich wirkende Betäubungsmittel ausgeben zu lassen.
Am 25. November geriet Spahn wegen einer Aussage bei "Anne Will" vom Vorabend in die Schlagzeilen. Mit 4.000 Euro im Monat sei man nicht reich, sagte Spahn in einer Armuts-Debatte. Die Abschaffung von Hartz IV sei außerdem extrem unfair. Mit diesen Aussagen sorgte er für einen weiteren Social-Media-Shitstorm.
Am 30. November trudelten dann die Bilanzen der Regionalkonferenzen ein. Nach Spahn wurde verhältnismäßig oft gesucht. Am Abend zuvor war er mit Grünen-Politiker Robert Habek bei Illner wegen des Themas Armut aneinandergeraten. Vielleicht spielte auch das eine Rolle.
Es ist kurios, dass die Menschen konkret nach Spahn und der "Heute Show" suchen. Das spricht offenbar für die Erwartung, dass es regelmäßig neue "Spahn"-Aufreger bzw. -Lacher geben muss. Gleichzeitig scheint es ein Interesse an inhaltlichen Aussagen sowie Plänen des noch amtierenden Gesundheitsministers zu geben. Spahn schlug etwa die Organspende-Pflicht vor, er hat eine klare Stellung zum Thema Pflege und wird im Gegensatz zu anderen Gesundheitsministern in der Vergangenheit durchaus öffentlich wahrgenommen.
Von allen Google-Suchanfragen nach einem der 3 Kandidaten konnte Spahn in den vergangenen 30 Tagen 30 Prozent für sich beanspruchen. Damit lag er hinter Merz, aber vor AKK.