Deutschland
Berlin

Gestresst in den Urlaub: Trauriges Rekordtief an Flughäfen

Zahlreiche Passagiere stehen in einer Schlange bei der Sicherheitskontrolle. Bei einem Pressegespräch äußerte sich heute die Flughafenchefin zum erwarteten Sommerreiseverkehr am BER.
Nach dem Ferienstart in Berlin und Brandenburg verschärft sich das Flugchaos am BER.Bild: dpa / Jörg Carstensen
Deutschland

Stress statt Urlaub: Trauriges Rekordtief an Flughäfen – warum eine langfristige Lösung her muss

06.07.2022, 11:2806.07.2022, 16:28
Mehr «Deutschland»

Ferien, Urlaub, Flugstress: Die Situation an den Flughäfen in Deutschland und Europa ist aktuell mehr als angespannt. Reisende müssen aufgrund des Flugchaos mit teils langen Wartezeiten rechnen. Zum Start der Sommerferien in Berlin und Brandenburg rechnet die Pilotenvereinigung Cockpit nun mit einer erheblichen Geduldsprobe für viele Reisende auch am Flughafen BER. Unterdessen sinkt die Zahl der Beschäftigten im Flugpassagierverkehr auf ein Rekordtief.

Mit Ferienbeginn: Nun folgt das Chaos am BER

Wie andere Flughäfen in Deutschland dürfte auch der BER große Probleme damit haben, die Vielzahl an Urlaubern zu bewältigen, sagte Cockpit-Vorstand Matthias Baier am Mittwoch im Inforadio des "RBB".

Gegenüber watson kritisierten mehrere Flughafenmitarbeiter die Beschaffenheit des Flughafens. Sie sind überzeugt: Der ungünstige Schnitt der Flughafengebäude begünstige Verzögerungen. "Außerdem sind wegen des Personalmangels oft nur zwei Schalter für den Sicherheitscheck geöffnet. Reisende warten deshalb oft lange und verpassen sogar ihre Flüge", sagt ein Mitarbeiter.

Mitarbeiter kritisieren die Beschaffenheit des Flughafens BER.
Mitarbeiter kritisieren die Beschaffenheit des Flughafens BER.Bild: anna von stefenelli

In der Branche fehlen Mitarbeiter an beinahe jeder Stelle

Klar ist: In der Pandemie ist zu viel Personal abgebaut worden, wie auch watson bereits berichtete.

Die Zahl der Beschäftigten im deutschen Flugpassagierverkehr ist auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gesunken. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden waren im April in der Personenbeförderung in der Luftfahrt 6,6 Prozent weniger Menschen beschäftigt als im Vorjahresmonat. Verglichen mit April 2019, vor dem Beginn der Corona-Pandemie, waren es 11,3 Prozent weniger. Insgesamt war das der tiefste Wert seit Beginn der Zeitreihe 2015.

In der derzeitigen Sommerreisezeit ist die Lage besonders angespannt – viele Airlines streichen deshalb Flüge und es kommt zu langen Warteschlangen auf den Airports.

Die Umsätze in der Personenbeförderung in der Luftfahrt stiegen im April hingegen verglichen mit dem Vorjahresmonat mitten in der Corona-Pandemie um 359,8 Prozent an, wie die Statistiker am Mittwoch weiter mitteilten. Das liegt maßgeblich an den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr.

Eine schnelle und langfristige Lösung des Problems? Aktuell nicht in Sicht

Baier fordert langfristige Lösungen: "Hier müssen wir wieder zurück zu einem arbeitsfähigen System, wir brauchen Puffer in dem System." Mit Blick auf den Personalabbau wegen Corona kritisierte er: "Man hat sich auf ganz schnelle Lösungen versteift, die am Ende dazu geführt haben, dass wir jetzt zu wenig Personal haben."

"Fachkräfte kann man nicht aus der hohlen Hand wachsen lassen"
Matthias Baier

Baier merkte an, dass die Politik den Handlungsbedarf erkannt habe. Eine sehr schnelle und dennoch langfristige Lösung des Problems sei aber nicht realistisch, denn Fachkräfte könne man "nicht aus der hohlen Hand wachsen lassen" – sie müssten intensiv geschult werden. Wichtig sei es, dass der Bereich Luftfahrt für Arbeitnehmer attraktiver werde. "Es muss langfristig eine Veränderung geben, die das System wieder zu alter Stabilität zurückführt", resümierte Baier.

(ast/mit Material von dpa)

Tiktok schiebt AfD-Politiker den Riegel vor

Das Internet hat in den vergangenen Jahrzehnten eine zunehmend bedeutende Rolle in der Politik eingenommen. Dieser Wandel birgt nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren. Social Media prägt die Meinungsbildung der Menschen zu verschiedenen Themen so stark wie nie zuvor. So erleichtern soziale Netzwerke auch das Erstarken von extremen Weltbildern.

Zur Story