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Auf Corona-Demo angebrüllt – Rentner erzählt: "Das war entsetzlich"

Auf einer Demonstration auf dem Marktplatz in Gera wird der 84-jährige Alfons Blum interviewt.
Auf einer Demonstration auf dem Marktplatz in Gera wird der 84-jährige Alfons Blum interviewt.Bild: imago images / photo2000
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"Dann war ich umzingelt": Nun spricht der Rentner, der auf Corona-Demo angebrüllt wurde

22.05.2020, 07:24
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Er ist 84, seit fast 63 Jahren verheiratet und hat seine Frau seit fast einem Vierteljahr nicht mehr gesehen. Die Corona-Beschlüsse sind der Grund, warum der 84-jährige Alfons Blum seine an Demenz erkrankte Frau nicht im Pflegeheim besuchen kann.

Ein Interview mit dem Rentner auf einer Protestaktion gegen die Corona-Maßnahmen sorgte jüngst für Aufsehen. Gegenüber einem Kamerateam der ARD erklärte Blum, wie ihm die momentane Lage zu schaffen macht, als er durch einen wütenden Demonstranten unterbrochen wird, der ihn angeht. Er wirft dem Rentner vor, sich veralbern zu lassen und sein Leben nicht mehr im Griff zu haben, wenn er öffentlich-rechtliche Sender schaue.

Es ist ein häufig auftretendes Problem in diesen Tagen. Viele Menschen demonstrieren gegen bestimmt Corona-Maßnahmen und versuchen, dabei in einen vernünftigen Dialog mit den Behörden zu treten. Doch sie werden immer wieder übertönt von Corona-Leugnern oder Verschwörungstheoretikern.

Rentner spricht über die Szene

Die Szene ging viral, zahlreiche Medien berichteten darüber. Doch wie empfand Blum die Situation? Darüber hat der Rentner nun mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesprochen.

"Das war entsetzlich", erinnert sich Blum. "Ich wurde auch bedrängt, weil ich nicht in dem Sinne der anderen Demonstranten gesprochen habe. Auf dem Transparent von einem Mann stand: 'Krieg gegen Bürger'. Da habe ich zu ihm gesagt: 'Das ist total überzogen, und das stimmt nicht'", sagt Blum.

Doch diese Aussage auf der Demo brachte ihm nicht gerade Sympathie ein. "Dann war ich im Nu umzingelt von Leuten, die gesagt haben, es gäbe keine Meinungsfreiheit mehr."

Er wisse aus der DDR aber noch, was es heiße, keine Meinungsfreiheit zu haben.

"Da saß ich mal in der Straßenbahn und habe in einem privaten Gespräch gesagt: 'Ja, wo leben wir denn?' Dann ist einer aufgestanden und hat gesagt: Wie haben Sie das gemeint? Der war wahrscheinlich von der Stasi. Da musste man also Angst haben, seine Meinung zu sagen. Heute kann ich sagen, 'Frau Merkel muss weg', da passiert nichts. Die Polizisten schaffen nur Ruhe und Ordnung, die Meinungsfreiheit wird missbraucht, um sie zu beschimpfen."
Blum in der "FAZ"

Er sei so bedrängt worden, dass er "wirklich ein bisschen Angst hatte, dass mir am Ende jemand hinterher schleicht und mich zusammenhaut", schildert Blum weiter. Seine Nichte habe ihn später angerufen und ihm erzählt, dass es noch zu Tumulten gekommen sei und die Polizei eingreifen habe müssen. "Was ist nur mit den Menschen los?", fragt der 84-Jährige.

Alfons Blum, ein Leidtragender der Kontaktbeschränkungen

Alfons Blum hat mit seiner Frau nach wie vor nur sehr selten Kontakt. "Ich habe die Schwestern gebeten, dass sie mal mit dem Telefon zu meiner Frau gehen, wenn sie einen sogenannten guten Tag hat. Das haben sie ein-, zweimal gemacht, das ist aber schon wieder Wochen her jetzt", sagt Blum.

Doch auch der Rentner selbst ist mit 84 eingeschränkt. Auf die Frage, ob er auch Hilfe bekommt, antwortet er: "Ja, meine Nichte, zusammen mit ihrem Mann. Einmal in der Woche kommen sie vorbei. Sie sagt oft, dass sie mich bewundert, weil ich so viel Kraft noch habe mit 84 Jahren."

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