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"Umweltsau"-Video – Eklat um Oma-Lied: WDR bringt Eltern der Chorkinder ins Spiel

Der WDR hat Ärger wegen eines satirischen Videos.
Der WDR hat Ärger wegen eines satirischen Videos.Bild: dpa/wdr screenshot/watson
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Kinderhilfswerk kritisiert Löschung des "Umweltsau"-Videos

29.12.2019, 20:4430.12.2019, 10:46
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Der WDR sieht sich aktuell allerhand Kritik ausgesetzt: Denn der Sender ließ seinen Kinderchor ein Lied singen, indem der klassische Text in einen Satire-Text umgewandelt wurde. Darin wird unter anderem die Oma als "Umweltsau" beschrieben. Schnell war die Empörung groß und auf den Entrüstungssturm in den sozialen Netzwerken folgten eine Entschuldigung von WDR-Intendanten Tom Buhrow und die Löschung des Videos.

Am Sonntag äußerte sich dann der Leiter des Kinderchors zur Kritik an dem Video. Die Teilnahme an dem Projekt sei freiwillig gewesen und den Kindern sei erklärt worden, was mit der Parodie bezweckt werden sollte: „Mit Überspitzung und Humor den Konflikt zwischen den Generationen aufs Korn nehmen.“

Während aus allen Richtungen schnell das Argument der Gebührenfinanzierung bemüht wurde, fragen wir uns: Wie fühlen sich eigentlich die beteiligten Kinder in dieser aufgeladenen Situation? Von Seiten des WDR hieß es dazu gegenüber watson am Sonntag lediglich: „Wie es den Kindern geht, ist uns derzeit nicht bekannt.“ Auch ob sich Kinder nicht an dem Video beteiligten, konnte der WDR am Sonntag zunächst nicht sagen.

Zudem teilte der Sender gegenüber watson mit: „Die Eltern haben den Text des Liedes schriftlich bekommen und ihr Einverständnis gegeben.“ Den Eltern war also bekannt, was ihre Kinder singen würden. Nun müssen sie zusammen mit der Kritik an dem Video umgehen.

"Völlig überzogene Reaktion"

Doch was können sie tun? Und was macht dieser ganze Wirbel mit ihren Töchtern und Söhnen? Watson hat dazu beim Deutschen Kinderhilfswerk nachgefragt.

Watson: Im Internet hat das Video für viel Empörung gesorgt, der WDR hat sich umgehend entschuldigt und das Video gelöscht. Was empfinden Kinder in so einer Situation?

Uwe Kamp, Sprecher des Deutschen Kinderhilfswerks: Für die Kinder ist das eine ziemlich blöde Situation. Mit der Löschung des Videos wird den Kindern praktisch gesagt, ihr habt etwas falsch gemacht. Das ist eine völlig überzogene Reaktion ausgelöst durch einen Shitstorm im Netz. Das war ein satirischer Text, und Satire darf vieles. Der Text war nicht so unter der Gürtellinie, dass man das Video hätte vom Netz nehmen müssen. Ich hätte mir vom WDR da mehr Rückgrat gewünscht.

Verstehen Kinder in diesem Alter schon, was Satire ist?

Es gibt Kinder, die das mit 9 Jahren durchaus können. Am Alter ist das aber sehr schwer festzumachen. Manche Menschen verstehen mit 25 noch nicht, was Satire ist.

Die Kinder des Chors sind zwischen 9 und 13 Jahren. Verstehen sie diesen Wirbel um das Video überhaupt?

Da müssten Sie die Kinder selbst fragen. Man muss mit den Kindern jetzt über die Aufregung der Erwachsenen sprechen. In dem Alter sind sie durchaus in der Lage, diese zu verstehen. Und ganz wichtig ist auch, dass man den Kindern jetzt erklärt, dass sie keinen Fehler gemacht haben.

Wie erklären Eltern ihren Kindern das am besten?

Das geht, in dem man mit ihnen darüber spricht, dass der Text Geschmackssache war, dass er manchen Menschen nicht gefallen hat und dass diese Menschen sich nun sehr lautstark über den Text beschweren. Dabei sollten die Eltern ihren Kindern aber auch erklären, dass die Kritik an dem Lied keinesfalls bedeutet, dass es allen Menschen nicht gefallen hat.

Wie können Eltern ihren Kindern helfen, mit der Kritik umzugehen?

Die Eltern sollten jetzt mit ihren Kindern darüber reden, wo das Problem liegt und ihnen klar machen, dass sie keine Schuld an der Aufregung trifft, die das Video ausgelöst hat. Die Menschen regen sie heutzutage über viele Dinge sehr schnell auf, das muss man den Kindern erklären.

Wie sinnvoll ist es, einen Kinderchor für ein Satireprojekt heranzuziehen?

Kinderchöre singen viele Texte. Wichtig ist, dass die Kinder den Text vorher kannten, lustig fanden und freiwillig mitmachen konnten. Aus unserer Sicht ist kinderrechtlich alles in Ordnung.

(pcl)

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