Die Debatte um ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren in Deutschland dauert an.
Konkret geht es um ein solches Verbot an Schulen und staatlichen Institutionen – mittlerweile haben sich verschiedene Menschen und Akteure öffentlich geäußert.
Im Prinzip könnte man meinen, es gebe nur zwei Positionen: Für oder gegen ein Kopftuchverbot bei unter 14-Jährigen.
Innerhalb der Debatte werden unterschiedliche Argumente verwendet – als Leser verliert man da leicht den Überblick.
Hier sind die 6 Argumente, die sich in der aktuellen Debatte wiederfinden.
Disclaimer vorab: Natürlich können sich innerhalb einer Position mehrere Argumente versammeln– es gibt also Überschneidungen. Und viele Argumente werden auch nicht nur von einer Seite angebracht. Und nicht nur die genannten Personen haben sich zu den Themen geäußert.
Und: Die Publizistin Lamya Kaddor hat es sogar geschafft, alle der hier aufgelisteten Argumente in einem Text ihrer Kolumne für t-online.de unterzubringen.
Dieses Argument wird vor allem von Befürwortern eines Kopftuchverbotes verwendet (aber nicht nur!).
Die NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) hat die Diskussion in Deutschland losgetreten, nachdem die Regierung in Österreich ein Kopftuchverbot für unter 14-Jährige plant.
Güler sprach sich für ein solches Verbot für Mädchen an Schulen und Kindergärten unter 14 Jahren aus, bekam Unterstützung von ihrem Parteikollegen und Ministerpräsidenten Armin Laschet.
Güler habe nichts pauschal gegen religiöse Symbole, sehe aber in dem Kopftuch eine Sexualisierung der Kinder, da das Kopftuch vor Blicken der Männer schützen soll.
Güler ist nicht die einzige, die das so sieht.
Seyran Ateş, Mitgründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee nennt das Kopftuch bei Kindern "pervers":
Auch Islamwissenschaftlerin und Publizistin Lamya Kaddor sieht es kritisch, wenn Mädchen unter 14 Jahren ein Kopftuch tragen.
Sie schreibt in ihrer Kolumne für t-online.de:
Dieses Argument fällt oft in Positionen von Personen, die sich gegen ein Kopftuchverbot an Schulen aussprechen.
Mädchen, die jünger als 14 sind, trügen in den seltensten Fällen ein Kopftuch in Deutschland.
Tatsächlich gibt es keine Zahlen zu dem Phänomen; die Anzahl der Kopftuch tragenden Mädchen in Grundschulen und Kindergärten dürfte aber gering sein.
Sagt auch Lamya Kaddor:
Und Publizistin Kübra Gümüşay:
Dieses Argument trifft man vor allem bei Befürwortern eines Verbotes an Schulen und Kindergärten an.
In Deutschland tritt man mit dem 14. Geburtstag in die Religionsmündigkeit ein.
FDP-Chef Christian Lindner sieht ein Kopftuch als "starken Eingriff in die Persönlichkeitsentwicklung von religionsunmündigen Kindern".
Auch Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU, lehnt ein Verbot nicht pauschal ab.
Sie würde akzeptieren, dass junge muslimische Frauen – etwa in der Schule – das Kopftuch als religiöses Symbol tragen könnten und auch "unsere religiösen Symbole wie das Kreuz im öffentlichen Raum sichtbar sind und sichtbar bleiben".
Aber: Bei kleinen Mädchen in der Grundschule habe das Kopftuch nichts mit Religion zu tun, sagt Kramp-Karrenbauer.
Sollte ein Kopftuchverbot für unter 14-Jährige in Deutschland durchgesetzt werden, bräuchte es im Gegenzug auch ein Verbot für Taufe und Beschneidung und andere religiöse Symbole, argumentieren vor allem Kritiker des Verbots.
Das sagt zum Beispiel Christine Lüders, die Leiterin der bundesweiten Antidiskriminierungsstelle:
Auch Lamya Kaddor stellt sich diese Fragen:
Dieses Argument wird nicht nur von Verbots-Gegnern verwendet, denn man kann für ein generelles Verbot von religiösen Symbolen im öffentlichen Raum sein, das auch Kopftücher einschließt.
Sagen unter anderem diejenigen, die das Kopftuch bei unter 14-jährigen vielleicht kritisch sehen, ein pauschales Kopftuchverbot aber dennoch für falsch halten.
Lamya Kaddor zum Beispiel:
Die Integrationsbeauftragte Annette Widmann-Kauz, sieht das ähnlich:
Einige sehen die komplette Debatte um ein Kopftuch bei Kindern als wenig hilfreich oder überhaupt sinnvoll.
Lamya Kaddor nennt all das:
Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime sieht andere Problemen an Schulen; in einem Interview mit der Aachener Zeitung sagt er zur aktuellen Verbots-Debatte:
Derweil ist auf Twitter ein Hashtag entstanden, der die Diskussion um ein Kopftuch bei muslimischen Frauen noch weiter befeuert.
Unter #nichtohnemeinkopftuch twittern gerade vor allem Rechtspopulisten, aber auch streng religiöse männliche User, die meinen, dass ein Kopftuch für muslimische Frauen unerlässlich ist.
Auf die männlichen Stimmen reagierten viele Kritiker, unter anderem auch Autor Ahmad Mansour: