Deutschland
Islam

– es folgt ein Riesen-Shitstorm

Deutschland

Brauerei druckt Islam-Botschaft auf Kronkorken – es folgt ein Riesen-Shitstorm

11.05.2018, 15:20
lars wienand
Mehr «Deutschland»

Die Privatbrauerei Eichbaum mit einem eher regionalen Absatzmarkt steht im Zentrum eines internationalen Shitstorms. Zur WM gibt es das "Ureich" mit den Nationalflaggen aller 32 Teilnehmerländer als Kronkorken. Die saudi-arabische Version zeigt auf grünem Grund ein weißes Schwert und weißen arabischen Text – das Glaubensbekenntnis des Islam (Schahada).

Die zentrale Botschaft des Islam als Deckel auf dem Alkohol – strenggläubige Muslime und Islamisten sind erzürnt. Am frühen Dienstagabend hatte ein türkischstämmiger Mann aus Ludwigshafen mit seinem Facebook-Posting die Welle losgetreten. Seit die Brauerei sich deshalb kurz danach an Muslime gewandt hat, wird sie auch aus anti-islamischen Kreisen angegriffen.

"Respektlos und beleidigend"

Im Minutentakt gibt es auf Facebook neue Beiträge aus aller Welt und auf vielen Sprachen, in denen das Vorgehen der Brauerei angeprangert wird. Maßgeblich beteiligt ist die Organisation DOAM in London, die sich vordergründig der Dokumentation von Unterdrückung von Muslimen verschrieben hat, aber auch als Scharfmacher zwischen Sunniten und Schiiten aufgefallen ist. In einem Tweet und in einem Tausende Male geteilten Facebook-Posting von DOAM heißt es, das Vorgehen der Brauerei sei "sehr respektlos und beleidigend."

Es gibt seither Aufrufe, Eichbaum mit Anrufen und E-Mails zu fluten. In einzelnen Beiträgen wird der Brauerei auch offen gedroht. Die wiederum hat in einem Statement auf Facebook erklärt, man könne die Flaschen kaum noch aus dem Handel nehmen und wolle auch "viele saudische Fußballfans" nicht enttäuschen. Das Unternehmen bittet um Entschuldigung, die Empörung sei nachvollziehbar. Man habe nicht gewusst, dass die saudi-arabische Flagge das Glaubensbekenntnis zeige.

Kurz gefasst: Sorry, aber wir können da wohl nichts machen. Seither findet sich die Brauerei erst recht zwischen Extremen wieder: Die AfD aus dem nahen Heidelberg hat zum Vatertag aufgefordert, "Unterwerfungsbiere" zu boykottieren. In anderen Postings heißt es empört, die Brauerei mit ihren 300 Mitarbeitern nehme in Kauf, dass sie 1,8 Milliarden Muslime in ihren Gefühlen verletze.

Auch Muslime verstehen Aufregung nicht

Längst nicht alle Muslime empfinden das aber so: In Kommentaren zeigen Muslime auch Unverständnis über die Aufregung und halten den Fall für erledigt. Es gibt auch innerhalb des Islam unterschiedliche Haltungen zur Frage, ob und wie ein Alkoholverbot im Koran zu verstehen ist.

In etlichen muslimischen Ländern wird Alkohol produziert und legal konsumiert, im Iran dagegen kann wiederholter Konsum sogar mit dem Tod bestraft werden. Das Organisationskomittee der WM 2022 in Katar hat angekündigt, bei dem Turnier mit Fans aus aller Welt am Alkoholverbot in Stadien und an öffentlichen Plätzen festzuhalten. Die Weltmeisterschaft solle "arabischen und islamischen Charakter" haben.

Widersprüche im Koran zum Alkohol

In einer älteren Sure wird Wein auch als gute Gabe Gottes bezeichnet, im Paradies werden Gläubigen auch "Bäche mit Wein" versprochen. In Versen einer jüngeren Koransure wird dagegen Wein in Verbindung mit Glücksspiel als Gräuel und Teufelswerk bezeichnet.

In etlichen Beiträgen in sozialen Netzwerken führt der Kurpfälzer Kronkorken auch zu Angriffen auf das saudische Königshaus mit dem reformorientierten Kronprinzen Mohammed bin Salman: Das Land mit den heiligsten Stätten sei nicht in der Lage, den Islam zu schützen, heißt es in manchen Reaktionen.

Allerdings haben Saudi-Arabien und die Kronkorken-Kritiker das dann in den vergangenen Jahren schon versäumt: Von der Zwickauer Mauritius-Privatbrauerei gab es den saudischen Korken bereits bei der WM 1994, Gaffel Kölsch hatte zur WM 2006 das Glaubensbekenntnis durch kleine Quadrate ersetzt. Ohne, dass es nennenswerte Aufregung darum gegeben hatte.

Das könnte dich auch interessieren:

Alle Storys anzeigen
Genderverbot in Bayern: Das ist Populismus ohne Wirkung, liebe Söder:innen

Es ist passiert: Bayern hat das Gendern verboten. In Schulen, an Universitäten und in Behörden dürfen Sternchen oder Doppelpunkte nicht genutzt werden. Das hat das Kabinett beschlossen und die dafür notwendigen Anpassungen an der "Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern" vorgenommen.

Zur Story