Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wirft dem Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (SPD) vor, Roma zu Sündenböcken zu machen und damit die "Gefahr von Gewaltanschlägen" in Kauf zu nehmen.
Link hatte von kriminellen Schleppern gesprochen, die gezielt Sinti und Roma nach Duisburg bringen würden und ihnen eine häufig heruntergekommene Wohnung verschafften, damit sie dort Kindergeld beziehen können.
Zuvor war bekannt geworden, dass die Zahl ausländischer Kindergeldempfänger stark zugenommen hat. "Im Juni 2018 wurde für 268.336 Kinder, die außerhalb von Deutschland in der Europäischen Union oder im Europäischen Wirtschaftsraum leben, Kindergeld gezahlt", sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Das Thema bewegt seit langem die Gemüter, gewinnt nun aber an Dynamik, da es um mehrere hundert Millionen Euro im Jahr geht. Mehrere Oberbürgermeister sprechen von einer alarmierenden Zunahme einer Migration in das deutsche Sozialsystem. "Die Bundesregierung verschläft dieses Problem, sie muss endlich was dagegen tun, dass es Armutsflüchtlinge in Europa gibt", sagte Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link der dpa. "Wir haben derzeit rund 19.000 Menschen aus Rumänien und Bulgarien in Duisburg, Sinti und Roma. Vor knapp sechs Jahren, 2012, hatten wir erst 6000 in Duisburg." Er verwies darauf, dass dies Gefahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt berge.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose, kritisierte Links Aussagen:
"Selbstverständlich muss gegen jede Form des Betrugs ermittelt werden, und ebenso selbstverständlich muss jeder Missbrauch von Leistungen unterbunden werden. Dies muss ohne Ansehen der Person geschehen, entsprechend den Vorgaben unseres Rechtsstaates", sagte Rose laut einer Pressemitteilung des Zentralrats.
Aufgrund der Aussage, Schlepper würden "Sinti und Roma" nach Duisburg bringen, warf Rose dem Oberbürgermeister nicht nur "rassistische Bilder", sondern auch historische Unkenntnis vor: "Sinti leben seit über 600 Jahren im deutschen Sprachraum". Weder in Bulgarien noch Rumänien gebe es Sinti.
(fh/dpa)