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Es ist die denkbar überraschendste Zusammenarbeit: In einer sächsischen Gemeinde haben sich in einer Fraktion auch ein Grüner und ein AfD-Politiker zusammengeschlossen.
In der sächsischen Gemeinde Gohrisch haben CDU, AfD und Grüne eine gemeinsame Fraktion gebildet. Eine Kooperation zwischen Grünen und AfD erschien bisher als völlig unvorstellbar. Sie platzt mitten in die Debatte um die Zusammenarbeit von CDU und AfD auf kommunaler Ebene.
Wie zuerst die "Sächsische Zeitung" berichtete, haben sich in der 1800-Einwohner-Gemeinde in der Sächsischen Schweiz nahe Pirna Politiker aus drei Parteien zusammengeschlossen. Die gemeinsame Fraktion stellt nun vier Mitglieder im elfköpfigen Gemeinderat – zwei von der CDU, je einen von den Grünen und der AfD. Am Dienstag war der Gemeinderat zu einer Sondersitzung zusammengekommen.
Die Landesgeschäftsstelle der Grünen wurde am Donnerstag von der Nachricht völlig überrascht. Zunächst gab es keine Stellungnahme. Der Grüne Gemeinderat in Gohrisch, Uwe Börner, sei kein Parteimitglied, hieß es jedoch. Börner gehörte in der vergangenen Periode für die Grünen auch dem Kreistag im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge an, dort der Fraktion von Grünen und SPD. Auf Facebook ist er mit dem örtlichen AfD-Landtagsabgeordneten Ivo Teichmann befreundet. Er war für eine Rückfrage zunächst nicht erreichbar. Mit der "Sächsischen Zeitung" wollte er wie die anderen Vertreter der Fraktion nicht sprechen.
Mike Herrmann, der für die AfD der Fraktion angehört, hatte noch am Tag der Ratssitzung ein Posting des AfD-Landesvorsitzenden Jörg Urban geteilt, in dem es "Mit CDU und Grünen in die Ökodiktatur?" hieß.
Bei der Bildung von Fraktionen geht es oft darum, mit einer entsprechenden Fraktionsstärke bei der Verteilung von Sitzen in Ausschüssen zum Zuge zu kommen.
In Gohrisch kann das jedoch nach Angaben der Verwaltung der Verwaltungsgemeinschaft Königstein/Sächsische Schweiz keine Rolle gespielt haben: Über die Verteilung der Sitze in den beiden Ausschüssen habe es vorab Einigkeit gegeben, eine formelle Besetzung nach Fraktionsstärke war demnach nicht nötig. Der ehrenamtliche Ortsbürgermeister Heiko Eggert war am Donnerstag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.