Deutschland
Politik

PrEP: Jens Spahn will, dass Krankenkassen HIV-Vorbeugung bezahlen

Bild
Bild: imago stock&people/getty images/montage: watson
Politik

HIV-Vorbeugung, die sich jeder leisten kann – Jens Spahn will PrEP auf Kassenkosten

20.07.2018, 16:05
Mehr «Deutschland»

In der Medizin sollte man das Wort "Durchbruch" sparsam gebrauchen, aber die Markteinführung von PrEP kann man schon als solchen bezeichnen. PrEP steht kurz für "Prä-Expositions-Prophylaxe". Das Medikament senkt das Risiko für HIV-Negative erheblich, sich mit dem Virus anzustecken.

Bislang muss jeder in Deutschland PrEP aber aus eigener Tasche bezahlen. Das will Gesundheitsminister Jans Spahn (CDU) nun ändern. Versicherte mit erhöhtem HIV-Risiko sollen sich die Arznei demnach künftig von ihrer Krankenkasse bezahlen lassen können.

Laut Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft wurde PrEP für Situationen entwickelt, in denen keine klassische Vorbeugung mittels Kondomen oder Enthaltsamkeit möglich sei.

Jens Spahn, Bundesminister fuer Gesundheit, CDU, PK zu: Konzertierte Aktion Pflege, DEU, Berlin, 03.07.2018
Gesundheitsminister Jens SpahnBild: imago stock&people

Spahn sagte dem "Deutschen Ärzteblatt", er wolle dafür sorgen, dass Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko einen gesetzlichen Anspruch haben auf:

  • ärztliche Beratung
  • Untersuchung
  • HIV-Vorbeugemedikamente
"Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass die HIV-Infektionszahlen durch PrEP deutlich gesenkt werden können."
Jens Spahn

Die Aids-Hilfe feiert es, die Krankenkassen finden, dass Kondome reichen

Die Krankenkassen entgegneten, dass Kondome ausreichen, um das Infektionsrisiko zu senken. Man müsse halt eigenverantwortlich handeln und gesundheitsbewusst leben, wie ein Verbandssprecher dem "Ärzteblatt" sagte.

Großen Beifall bekommt der Gesundheitsminister hingegen von der Deutschen Aids-Hilfe. Winfried Holz vom Vorstand des Vereins sagte:

"Die neue Regelung ist ein Meilenstein für die HIV-Prävention in Deutschland. Die Kassenfinanzierung wird Menschen den Zugang zur HIV-Prophylaxe eröffnen und damit zahlreiche Infektionen verhindern. Sie ist der entscheidende Schritt, um das Potenzial dieser Maßnahme auszuschöpfen.“
Winfried Holz, Deutsche Aids-Hilfe

Jens Spahn hatte zuvor bereits die Einführung des HIV-Selbsttests angekündigt:

Arme Menschen sind bislang von PrEP ausgeschlossen

Bisher müssen Nutzer des HIV-Vorbeugungs-Medikamentes die gesamten Kosten selber tragen. Laut Aids-Hilfe seien dies monatlich zwischen 50 und 70 Euro. Menschen mit geringem Einkommen seien praktisch ausgeschlossen. „Schutz vor HIV darf nie am Geldbeutel scheitern. Es ist dringend an der Zeit, diese Lücke in der HIV-Prävention zu schließen“, sagte Holz.

Auch Hilde Mattheis, SPD-Berichterstatterin für sexuelle Vielfalt im Gesundheitsausschuss, begrüßte Spahns Ankündigung: 

"Ich bin froh, dass die Union hier ihre ideologischen Scheuklappen abnimmt und pragmatisch im Sinne der Versicherten Politik machen will."
Hilde Mattheis, SPD
So funktioniert PrEP:
Die Aidshilfe erklärt die Funktionsweise der HIV-Vorbeugung so: "Zur PrEP wird ein Medikament aus der HIV-Behandlung eingesetzt. Es hindert HIV daran, sich zu vermehren. Die beiden Wirkstoffe im PrEP-Medikament gelangen unter anderem in die Zellen der Schleimhäute (zum Beispiel im Darm), die beim Sex mit Körperflüssigkeiten oder Schleimhäuten des Partners oder der Partnerin in Kontakt kommen. Wenn HIV dann in diese Zellen eindringt, können sich die Viren nicht vermehren. Eine HIV-Infektion wird somit verhindert." Laut Arzneimittelkommission der Ärzte ist die PrEP vor allem für Männer, die Sex mit Männern haben, Personen mit häufig wechselnden Partnern sowie in Umfeldern, in denen der Schutz durch Kondome für Frauen nicht ohne Weiteres möglich sei, sinnvoll.

(fh/dpa)

"Markus Lanz": ZDF-Moderator lässt Grünen-Chef Nouripour auflaufen

Der Plan der Regierung, bis 2030 mindestens 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen fahren zu lassen, wackelt. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP hieß es: "Rahmenbedingungen und Fördermaßnahmen werden wir darauf ausrichten, dass Deutschland Leitmarkt für Elektromobilität mit mindestens 15 Millionen Elektro-Pkw im Jahr 2030 ist." Mit der Förderung allerdings ist es seit diesem Jahr aus.

Zur Story