Wenn ihnen plötzlich unwohl ist, gehen immer mehr Deutsche nicht erst am nächsten Morgen zum Hausarzt, sondern gleich ins Krankenhaus – stundenlanges Warten oft inklusive. Die Ärzte fordern ein stärkeres Gegensteuern.
Angesichts überfüllter Notaufnahmen in vielen Kliniken dringen die Ärzte auf mehr Informationen für die Patienten und eine bessere Arbeitsteilung mit niedergelassenen Medizinern.
"Besser wäre, wir könnten Patienten von vornherein klarer informieren und in die richtige Versorgungsstufe lenken. Dann werden sie auch von dem Arzt behandelt, dem dies am schnellsten möglich ist", so der Ärztepräsident. Dass viele Menschen eher direkt ins Krankenhaus gehen, habe man sich jetzt 20 Jahre angeguckt. "Wir müssen einfach feststellen, dass Appelle und Hinweise nicht übermäßig viel gefruchtet haben. Darauf müssen wir jetzt reagieren", forderte Montgomery.
Es gehe nicht um Verletzte bei Unfällen oder Menschen, die mit dem Hubschrauber gebracht werden. Im Fokus stünden Menschen, die nicht um die Möglichkeiten ambulanter Bereitschaftsdienste wüssten und deshalb direkt in Notaufnahmen gehen.
Montgomery warb dafür, in Kliniken gemeinsame "Portalpraxen" von niedergelassenen Ärzten und Krankenhaus-Ärzten einzurichten, in denen jeder das mache, was er am besten könne. In einigen Kliniken mit dramatisch gestiegenem Andrang gebe es inzwischen Sicherheitsdienste in Notfallambulanzen.
Zwar könne man für manche Ungeduld Verständnis haben. Notaufnahmen seien aber für Schwerkranke da. "Andere müssen dann warten, weil wir nach Dringlichkeit vorgehen müssen und nicht nach dem Eintreffen." Dass Menschen schneller ins Krankenhaus gehen, habe sich schon seit längerer Zeit entwickelt. "Wir haben mehr ausländische Patienten mit anderen Gewohnheiten im Umgang mit medizinischen Strukturen."
Aber auch in der wachsenden Anzahl der Single-Haushalte sieht der Ärztepräsident einen Grund für die teilweise Überlastung der Krankenhäuser.
(pbl/dpa)