Es geht mal wieder um ihren Innenminister – und der muss für die Bundesregierung mittlerweile so etwas wie ein stetiger Quell des Kummers geworden sein.
So saß Angela Merkel am Donnerstag im Sommer-Interview von RTL und musste, mal wieder, erst über Horst Seehofer sprechen.
Der hatte zuvor Verständnis für die Demonstranten von Chemnitz geäußert und gesagt, die Migration sei die "Mutter aller politischen Probleme". Beifall gab es dafür von der AfD.
Merkel aber widerspricht, mal wieder, ihrem Innenminister:
Es gebe aber auch Erfolge, so Merkel weiter. Erst Mitte der Woche hatte sie angekündigt, selbst die Schlagzeilen-Stadt Chemnitz besuchen zu wollen.
In der sächsischen Stadt habe man Demonstrationen erlebt "mit
Erscheinungen, die nicht in Ordnung sind. Hasserfüllt und auch gegen
andere Menschen gerichtet", sagte Merkel.
Chemnitz sei nach der Wende eine erfolgreiche Stadt gewesen, sagte die Kanzlerin. Dies gerate nun in den Hintergrund. "Deshalb muss ganz klar gesagt werden – das sage ich auch als Bundeskanzlerin, dass allen Kräften der Rücken gestärkt wird, die sich gegen Rassismus und gegen Hass wenden. Das sollte die Botschaft von Chemnitz sein." Zugleich betonte sie, ein Datum für ihre Reise nach Chemnitz stehe noch nicht fest.
Scharf attackierte Merkel die AfD. Die Partei "heizt zum Teil ja die Stimmung mit auf, das muss man ganz einfach sagen". Äußerungen wie jene, es müsse eine stille Revolution geben, bei der unerwünschte Journalisten verschwinden sollten, bewerte sie "extrem kritisch". Dennoch äußerte sich Merkel zurückhaltend zur Forderung, die AfD bundesweit durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen.
"Wir sollten uns erstmal politisch mit der AfD auseinandersetzen" und die Probleme in Deutschland lösen. Die Sicherheitsbehörden müssten die Frage der Beobachtung immer wieder überprüfen und der Politik Empfehlungen geben. "Zur Zeit gibt es diese Empfehlung nicht. Aber die politische Auseinandersetzung muss geführt werden", sagte Merkel.
Nach Außenminister Heiko Maas hat auch Kanzlerin Angela Merkel vor einer humanitären Katastrophe in der umkämpften syrischen Rebellenregion Idlib gewarnt.
Allerdings zeigte die Kanzlerin auch Verständnis für Angriffe auf islamistische Milizen. "Das ist eine sehr komplizierte Situation dort", sagte Merkel.
Auf der einen Seite gebe es dort Millionen Zivilisten, die in eine sehr schwierige Situation geraten könnten.
Auf der anderen Seite gebe es in Idlib noch sehr radikale Kämpfer islamistischer Gruppen. "Es muss jetzt versucht werden, dass man diese radikalen Kräfte natürlich bekämpft, aber die Zivilbevölkerung schützt." Das sei eine sehr große, wichtige Aufgabe.
Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat Truppen an der Front im Nordwesten nahe Idlib zusammengezogen, wo zahlreiche Zivilisten, aber auch viele aus anderen Landesteilen geflohene und vertriebene Rebellen ausharren. Assad wird von Russland und Iran unterstützt. Bei einem Gipfeltreffen am Freitag in Teheran wollen Russland und Iran sowie die Türkei, die einen Teil der Rebellen in Syrien unterstützt, über die Lage beraten. Zuletzt bombardierte Russland die Aufständischen in Idlib.
Deutschland ist nach Angaben von Merkel aus strategischen Gründen an einer guten wirtschaftlichen Entwicklung der Türkei interessiert.
Deutschlan habe ein strategisches Interesse daran, dass die Türkei sich vernünftig entwickelt.
Mit Blick auf den Deutschland-Besuch von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan Ende September sagte Merkel, man dürfe nicht nur in "Schwarz und Weiß" denken. In Deutschland lebten drei Millionen türkischstämmige Menschen. Es gebe Differenzen über die Entwicklung in der Türkei und die in dem Land inhaftierten deutschen Staatsbürger.
Zudem sei die Lage in der Nahostregion sehr unsicher. "Da ist eine Brücke, eine Verständigung mit der Türkei wichtig." Man werde trotzdem offen über die Meinungsverschiedenheiten sprechen. "Beharrliches Sprechen" habe bereits zur Freilassung einiger Deutscher geführt.
(mit pbl/dpa/Reuters)