"Ich fange wahrscheinlich Ende August selbst das Twittern an", sagte Horst Seehofer am Donnerstagabend in einer Bierzelt-Rede im oberbayerischen Töging am Inn.
Er fügte witzelnd hinzu, der Landtagwahlkampf in Bayern werde nun "noch etwas bereichert". Immerhin schränkte der 69-Jährige ein, er werde den Kurznachrichtendienst zwar nutzen, aber vielleicht "in einem anderen Stil" als US-Präsident Donald Trump.
Seehofer hatte noch mehr zu sagen in seiner Rede: Seinen Kritikern warf er eine gezielte Kampagne gegen seine Person und eine völlig unangemessene Wortwahl vor. "Genau diejenigen, die jeden Tag dafür eintreten, dass man in der Politik Anstand und Stil zu bewahren hat, überschütten mich mit Worten und Eigenschaften und Attributen, die weit unter der Gürtellinie liegen", sagte Seehofer.
Dann betonte er aber: "Kampagnen, da können sie sich drauf verlassen, die beschäftigen mich nicht."
Fühlte Seehofer auch eine Kampagne gegen sich aus den Reihen des Deutschen Nachbarschaftspreises? Seine Schirmherrschaft dafür hat er nämlich gerade zurückgezogen und den Veranstalter scharf attackiert. Um die Schirmherrschaft Seehofers hatte es seit Tagen Streit gegeben, zwei Initiativen aus Berlin und Köln hatten wegen dessen Agieren in der Flüchtlingspolitik ihre Nominierung abgelehnt.
In einem Brief an den Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung, Michael Vollmann, schrieb Seehofer nun:
Vollmann bedauerte den Schritt, ging in einer kurzen schriftlichen Erklärung aber nicht auf Seehofers Vorwürfe ein. Der 2017 erstmals verliehene Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und soll im September vergeben werden. "Der Preis ist eine bundesweite Auszeichnung für all diejenigen, die sich vielerorts als Nachbar für Nachbarn einsetzen, das Miteinander stärken und das WIR gestalten", heißt es auf der Internetseite der nebenan.de Stiftung. Sie wird von zahlreichen Organisationen, Verbänden und Unternehmen unterstützt.
In dem am Donnerstag vom Bundesinnenministerium veröffentlichten Schreiben greift Seehofer Vollmann persönlich an: "Ihre Äußerungen, die Sie als Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung im Zusammenhang mit dem Rücktritt zweier nominierter Preisbewerber gegenüber den Kollegen in der Bundesjury und den Medien getroffen haben, sind diskreditierend."
Er halte es für wichtig, das Ehrenamt, den Zusammenhalt und ein demokratisches Miteinander in Deutschland voranzubringen, schrieb Seehofer.
Vollmann war zum Beispiel von "Jetzt" mit Blick auf Seehofer mit dem Satz zitiert worden: "Wir distanzieren uns klar und deutlich von den Aussagen der letzten Wochen und Monate."
(sg/dpa)