2015 änderte sich das Leben von Mike Messing radikal. Er verlor seine Tochter – und zwar an den sogenannten "Islamischen Staat" (IS). Die damals gerade einmal 15 Jahre alte Tochter Leonora verschwand von einem Tag auf den nächsten und schloss sich der Terrormiliz in Syrien an.
Kabisch hat eine Reportage über den Fall gedreht. Kaum in Syrien wurde das Mädchen schon an einen deutschen Dschihadisten verheiratet.
In Deutschland hatte niemand etwas von ihrer Radikalisierung mitbekommen – am Tag von Leonoras Ausreise brach für ihren Vater die Welt zusammen. Heute sitzt die junge Frau in kurdischer Gefangenschaft. Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt gegen Leonora und ihren Mann wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.
Messing kann bis heute nicht verstehen, wie es Leonora gelang, sich klammheimlich so von ihrer Familie zu entfremden: "Wir wussten von einem eher oberflächlichen Interesse am Islam." Er sagt bei Lanz: "Wir waren völlig ahnungslos – bis zur allerletzten Sekunde."
Eine Woche nach ihrem Verschwinden erreichten Messing die ersten Nachrichten ihres nun Ehemanns: Nihad Abu Yasir, der eigentlich Martin Lemke heißt, und ein knapp halbes Jahr vor ihr zu der Terrororganisation nach Syrien ausgereist war.
Lemke soll im besonders brutalen Geheimdienst des "Islamischen Staates" Karriere gemacht haben. Der Dschihadist telefonierte mit Messing, Leonora durfte nicht mehr mit ihrem Vater sprechen – über Whatsapp tauschten sie sich weiter aus. Eine psychische Tortur für die ganze Familie.
Immer wieder frage er sich, sagte Messing im ZDF, was er eigentlich bei seiner Tochter falsch gemacht habe. Für den Journalisten Kabisch ist klar, dass Leonora im Islam ein Zusammengehörigkeitsgefühl gefunden hat, das ihr in ihrer eigenen Familie gefehlt habe. Kabisch betont aber auch: Die Brutalität des IS-Regimes habe in den vergangenen Jahren sicherlich auch Leonora verstört.
Welchen Anteil Leonora selbst an den Gräueltaten des IS hat, ist ungewiss.
Messing meinte: "Das ist uns vollkommen bewusst. Sie hat sich definitiv schuldig gemacht, nicht nur im Sinne des Gesetzes, sondern auch im Sinne gegenüber ihrer Familie."
Leonoras Vater ist bitter geworden: "Sie hat uns – ich sag's mal auf Deutsch – das Leben versaut. Wir sind seit viereinhalb Jahren mit ihr, und auch für sie, durch die Hölle gegangen."
Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft laufen weiter, die Mutter von zwei Kindern wird wohl eines Tages in Deutschland vor Gericht stehen. Für Messing ist klar: "Sollte es zu einer Haftstrafe kommen, kommen ihre Kinder zu uns. Das sind definitiv Opfer, die nichts dafür können, was Vater und Mutter da losgelassen haben."
Die Dokumentation über die Suche von Vater Messing nach seiner Tochter kannst du hier in der Mediathek der ARD ansehen.
(pb)