Tim (Name geändert) ist 22 Jahre alt und macht eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. Er lebt noch bei seinen Eltern in einer Kleinstadt in Ostdeutschland. Dort zahlt er keine Miete. Er bekommt ein Lehrlingsgehalt von 386 Euro netto im Monat.
Davon zahlt er:
Die restlichen 151 Euro verteilen sich auf Unterkunfts-und Fahrtkosten für die Berufsschule, Fahrten zu seiner Freundin und Unternehmungen.
Ich bin ein sehr neugieriger Mensch.
Das ist natürlich nicht der Hauptgrund, aber das macht schon Spaß.
Dazu kommt, dass die Aussichten nach der Ausbildung sensationell sind. In anderen Berufsfeldern bekommst du in der Ausbildung schon 1000 Euro, aber danach steigt es kaum noch. Bei Schornsteinfegern ist es genau anders rum. Nach der Ausbildung kann man sehr gut vom Lohn leben.
Schornsteinfeger ist eine typische Laufbahnkarriere. Die meisten machen noch einen Meister, um sich selbstständig machen zu können. Die Anreize sind also relativ hoch. Wenn man möchte, kann man das direkt nach der Ausbildung machen.
Ich persönlich kenne nur einen arbeitslosen Gesellen. Viele Kehrbezirke haben sogar keinen eigenen Schornsteinfeger, weil es zu wenige Gesellen gibt.
Ja. Ich mache Online-Banking und der ständige Blick aufs Konto ist sehr anstrengend.
Wenn ich weiß, ich möchte am Wochenende etwas mit meiner Freundin unternehmen, dann versuche ich unter der Woche nichts auszugeben.
Ich kaufe mir so gut wie nichts, gehe nicht shoppen oder so etwas. Neue Sachen kaufe ich mir einmal im Jahr. Ich fühle mich schon arm. Einfach aus dem Grund, weil ich extrem aufs Geld schauen muss.
Aber um am Wochenende einen Ausflug machen zu können, muss ich mein Auto volltanken. Wenn ich das einmal mache, dann habe ich in der Woche drauf kein Geld. Da muss ich immer abwägen. Das stört schon.
Am Anfang meiner Ausbildung habe ich Bafög beantragt, aber das wurde abgelehnt, weil ich noch bei meinen Eltern wohne.
Einen Kurzurlaub in London. Das war schön, aber auch extrem teuer. Dafür habe ich richtig viel gearbeitet. Da muss man schon sehr fleißig sein und auch mal länger arbeiten.
Organisation und Struktur der Aus-und auch der Weiterbildung sind sehr gut. Einzig das Geld ist ein Problem.
Während der Ausbildung müssen alle Azubis in den ostdeutschen Bundesländern nach Leipzig in die Berufsschule. Ich weiß, dass das für viele ein Problem ist. Zum einen sind viele Azubis noch minderjährig und für sie ist es schwierig ohne Führerschein teils ewig weite Wege auf sich zu nehmen. Nicht überall gibt es gute Verbindungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn du da keine Fahrgemeinschaft bilden kannst, dann bist du gearscht.
Zum anderen ist es auch eine Kostenfrage. Sich von unserem Gehalt noch ein Zugticket für 60 Euro für eine einfache Fahrt zu gönnen, ist eigentlich unmöglich. Ich selbst habe das Glück, dass ich ein Auto von Angehörigen geschenkt bekommen habe.
Wir können beim Land Fördermittel beantragen für Fahrt und Unterkunft. Von vier Anträgen habe ich aber erst einen bekommen. Da drehen die Räder schon sehr langsam.
Es ist geplant, das Ausbildungsgehalt zu erhöhen. Das ist der eine richtige Weg. Aber der andere richtige Weg wäre es, wenn die Betriebe den Lehrlingen etwas mehr entgegenkommen würden.
Sprich: Wenn ich gut in der Schule bin, dann zahlt mein Meister mir die Fahrt in die Schule, oder sogar die Unterkunft, die ich dort in der Zeit brauche. Die müssen wir nämlich auch bezahlen.
Wenn ich zwei Wochen in der Berufsschule bin, dann muss ich 200 Euro für die Unterkunft zahlen. Wenn ich einen Monat lang Berufsschule habe, dann ist das ohne Unterstützung gar nicht möglich.