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112live: Was hinter der Twitter-Aktion der Feuerwehr steckt

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Warum heute 41 Feuerwehren unter #112live ein Twitter-Gewitter abfeuern wollen

11.02.2019, 06:5211.02.2019, 07:28
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Ihre Arbeit ist schwieriger geworden: Feuerwehrleute werden beim Brandlöschen von Gaffern behindert, Rettungssanitäter werden angepöbelt, wenn sie Verletzte versorgen wollen. "Respektlosigkeit erleben wir jeden Tag, aber wir genießen auch jeden Tag Respekt und Ansehen", sagt der Sprecher der deutschlandweit größten Berufsfeuerwehr in Berlin, Frederic Finner.

Die Arbeit der Einsatzkräfte transparent machen, potenziellen Nachwuchs interessieren und zeigen, was für eine Masse an Notrufen jeden Tag zu bewältigen ist – das ist Anliegen von bundesweit 41 Berufsfeuerwehren, die an diesem Montag ein "Twitter-Gewitter" starten. Dabei sind unter anderem auch Hamburg, München, Düsseldorf und Bremen.

Informationen per Twitter zu verbreiten, ist zwar längst nicht mehr neu, doch nonstop zwölf Stunden (ab 8.00 Uhr) live über alles zu informieren, das schaffen die Feuerwehren sonst nicht in dem Umfang. Zum ersten Mal werden nun zeitgleich Feuerwehren Tweets absetzen.

Immer wieder ärgern sich Einsatzkräfte, dass sie zu Notfällen gerufen werden, die keine sind. Die verstopfte Toilette gehöre eindeutig nicht in die Notrufkategorie, heißt es in Berlin. Mancher Anrufer versuche auch, mit dem Rettungswagen schneller beim Arzt dran zu kommen.

Allein in Berlin rückte die Feuerwehr 2017 zu mehr als 458 000 Einsätzen aus, es waren fast 4000 mehr als ein Jahr zuvor. Seit 2009 sei die Zahl immer weiter gestiegen, hatte Landesbranddirektor Karsten Homrighausen mitgeteilt. Auch die Zahl der Fehlalarme nehme zu.

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Und es gibt krasse Fälle, die nur noch Entsetzen auslösen. Anfang Februar konnten ein Notarzt und zwei Feuerwehr-Sanitäter einen Patienten in Berlin-Kreuzberg nur unter Polizeischutz versorgen. Sie waren angegriffen worden und mussten sich zunächst in ihren Rettungswagen flüchten.

Trotzdem: "Unsere Strategie ist Deeskalation", sagt Feuerwehrsprecher Finner. Einsatzkräfte würden mittlerweile auch zum Verhalten in "Übergriffssituationen" geschult. Deeskalationstraining sei fester Bestandteil der Ausbildung.

Doch gebe es Grenzen: "Anspucken überschreitet jede Toleranzgrenze." Der Sprecher appellierte an seine Kollegen, solche Vorfälle zu melden. "In der Silvesternacht haben wir alles zur Anzeige gebracht." Nur dann könne es auch verfolgt werden. Hinzu kommt, dass Feuerwehrleute schon länger über ihre hohe Belastung klagen.

Außerdem gibt es in der deutschen Hauptstadt etliche veraltete Löschfahrzeuge und Rettungswagen. Viele sind 20 Jahre oder älter. Bei den Löschzügen betrug die Ausfallquote 2018 gut 17 Prozent, in Spitzenmonaten sogar mehr als 21 Prozent. Ein Fünftel der rund 190 Löschfahrzeuge stand jeweils nicht zur Verfügung - vor allem wegen langer Werkstattaufenthalte.

(pb/dpa)

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