Alle sind jetzt sauer auf Facebook. Jetzt endlich sollten wir unsere Facebook-App löschen und uns für immer abmelden. Kein WhatsApp mehr, kein Instagram. Husch husch zurück zu StudiVZ!
Ja, Facebook hat Mist gebaut. 50 Millionen größtenteils heimlich abgezapfte Nutzerdaten, mit denen wir angeblich manipuliert werden können. Das hat nicht mehr viel "Social" in sich.
Facebook alleine ist aber nicht das Problem. Experten beschreiben schon seit Jahren, wie man uns im Internet beobachtet. Wie Tracker auf jeder Website ausspionieren, von welcher Seite wir gerade herkommen und auf welche Seite wir als nächstes surfen. Was wir uns ansehen, was uns gefällt, was wir schnell überspringen. Nichts ist geheim im Internet von heute.
Nicht nur die Facebook-App oder Google sammeln unsere intimsten Informationen. Auch andere Apps, die wir täglich benutzen.
Ende vergangenes Jahr haben Aktivisten des Privacy Labs der Universität Yale rund 300 Android-Apps entdeckt, die ihre Nutzer mit Trackern überwachen. (Für iOS-Apps gilt das selbe)
Der Facebook-Skandal ist ohne Frage eine Katastrophe, aber im Grunde wirft er nur ein Schlaglicht auf diese Aushorch-Praktiken einer ganzen Industrie, der wir munter in die Hände spielen.
Ein Vorwurf, der von Datenschützern übrigens öfter kommt: Funktionalität, sagen sie, schlägt bei Usern eben alles: "Ich will das interessante Browser-Game spielen, deshalb ist das mit dem Aushorchen schon ok."
Das muss uns erst einmal klar sein, bevor wir darüber streiten, wie Facebook jetzt bestraft werden muss. Zum Glück ist die Europäische Union schneller als viele Regierungen, und schneller als wir.
Einige Politiker in der Europäischen Union haben die Überwachung schon lange auf dem Schirm. Allen voran die Piratin Julia Reda und der Grüne Jan Philipp Albrecht.
Ein erster Schritt, um unsere Rechte im Netz besser zu schützen. Die
Bundesregierung sollte sie möglichst genau und schnell umsetzen. Ohne
Wenn und Aber. Wenn man uns beobachtet, muss man fragen. Wer das nicht tut, muss Strafe bezahlen. Im Falle Facebooks wären das bis zu drei Prozent des Jahresumsatzes des Unternehmens.
Fast noch wichtiger für den konkreten Fall ist die gerade entstehende e-privay-Verordnung. Das EU-Parlament hat sie bereits verabschiedet, gerade wird sie unter anderem mit Deutschland verhandelt.
Die Verordnung enthält eine Do-Not-Track-Regel – Unternehmen dürfen Internet-Nutzer nicht mehr beim Surfen beobachten oder verfolgen. Keine Profile mehr erstellen. Uns beim Daten, beim Einkaufen schrulliger Klamotten und auch beim Schauen eines Sex-Videos in Ruhe lassen.
Das wird viele in der Industrie vor kaum lösbare Aufgaben stellen, weil sich heutzutage im Grunde alle kostenlose Angebote im Internet über unsere Daten finanzieren. Die neuen Regeln in Europa schränken das ein. Ihr wollt Facebook bestrafen? The EU is on it.