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Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten in Beirut

A woman yells at Lebanese soldiers during scuffles with the soldiers who are blocking a road as French President Emmanuel Macron visits the Gemmayzeh neighborhood, which suffered extensive damage from ...
Eine Frau brüllt libanesische Sicherheitskräfte an. Bild: AP / Hassan Ammar
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"System muss weg": Zusammenstöße bei Demonstration in Beirut

07.08.2020, 10:2707.08.2020, 10:31
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Wenige Tage nach der Explosionskatastrophe mit rund 150 Toten hat es in Beirut Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und aufgebrachten Demonstranten gegeben. In einer durch die Detonationen verwüsteten Straße nahe des Parlaments setzten die Sicherheitskräfte am Donnerstagabend Tränengas gegen Demonstranten ein. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) warnte vor einer weiteren Destabilisierung des Libanon und warb für eine zeitnahe internationale Geberkonferenz.

Nach Angaben der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA hatten Protestierende Steine auf die Einsatzkräfte geworfen und Geschäfte beschädigt. Einige Demonstranten wurden demnach verletzt. 

Die Demonstranten sehen die verheerenden Explosionen als Beleg für das Versagen und die Korruption der politischen Führung, die das Land heruntergewirtschaftet habe – ein Vorwurf, der in der libanesischen Bevölkerung weit verbreitet ist. "Wir können es nicht mehr ertragen. Das war's. Das ganze System muss weg", sagte der 30-jährige Demonstrant Mohammad Suyur.

Immer wieder Demonstrationen

Schon vor der Katastrophe hatte es immer wieder Demonstrationen gegen die Regierung gegeben. Der Libanon steckt in der schwersten Wirtschafts- und Währungskrise seit Jahrzehnten. Die Corona-Pandemie hat die Lage in den vergangenen Monaten noch verschärft.

Außenminister Maas warnte in der "Saarbrücker Zeitung" (Freitagsausgabe) vor einem politischen Vakuum, das von aus dem Ausland finanzierten Akteuren wie der schiitischen Hisbollah-Miliz ausgenutzt werden könnte. Die Bundesregierung wolle den Libanon stärken, denn die Lage dürfe nicht genutzt werden, um ausländischem Einfluss "Tür und Tor zu öffnen", sagte Maas. Auch könne kein Land eine derartige Katastrophe alleine bewältigen. In der EU müsse daher überlegt werden, wie die weitere Hilfe bei der Versorgung mit Nahrung und Notunterkünften sowie beim Wiederaufbau von Hafen und Stadt organisiert werden könne.

Macron vor Ort

Bei einem Besuch in Beirut am Donnerstag hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine internationale Hilfskonferenz für den Libanon angekündigt. "Der Libanon ist nicht allein", betonte Macron. Er mahnte die libanesische Regierung zugleich zu einem "tiefgreifenden Wandel". Ohne wichtige Reformen drohe das Land weiter im Chaos zu versinken, warnte der französische Staatschef. 

Durch die zwei gewaltigen Explosionen am Dienstagabend waren große Teile der libanesischen Hauptstadt schwer beschädigt worden. Helfer suchten in den Trümmern auch in der Nacht zum Donnerstag noch nach Überlebenden. Nach Angaben der Behörden wurden bisher 149 Todesopfer geborgen. Mehr als 5000 weitere verletzt. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bot laut einem Bericht der Funke-Zeitungen an, Verletzte der Explosionskatastrophe in seinem Bundesland behandeln zu lassen.

Die Krankenhäuser in Beirut sind bereits völlig überfüllt – auch wegen der Corona-Pandemie. Am Donnerstag meldeten die libanesischen Behörden mit landesweit 255 Neuinfektionen einen Rekordanstieg.

dpatopbilder - 08.01.2020, Libanon, Beirut: Rauch steigt nach einer Explosion über einem Gebäude am Hafen auf. Eine schwere Explosion erschüttert die Innenstadt von Beirut und beschädigte Gebäude. Es  ...
Der zerstörte Hafen von Beirut. Bild: dpa / Marwan Naamani

Explodiert waren nach Behördenangaben 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, das jahrelang ohne die nötigen Sicherheitsvorkehrungen in einer Lagerhalle am Hafen untergebracht gewesen war. Ammoniumnitrat kann für Düngemittel oder zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden.

Die genauen Ursachen der Explosionen sind noch ungeklärt. 16 Hafen-Mitarbeiter wurden inzwischen in Gewahrsam genommen, wie die Militärstaatsanwaltschaft mitteilte. Eine von der Regierung eingesetzte Untersuchungskommission soll binnen weniger Tage die Hintergründe des Unglücks aufklären. 

(lin/afp)

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