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EU-Kommissionspräsident: Und noch ein Kandidat –der niederländische Sozialdemokrat Frans Timmermans will Jean-Claude Juncker an der EU-Spitze nachfolgen

FILE PHOTO: European Commission First Vice-President Frans Timmermans attends a debate at the European Parliament in Strasbourg, France, January 17, 2018. REUTERS/Vincent Kessler/File Photo
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Dieser Mann will Jean-Claude Juncker ablösen – und so sieht Alexander Gerst Europa

10.10.2018, 17:5510.10.2018, 19:45
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Europa hat im kommenden Jahr viele Jobs zu vergeben – im Mai 2019 werden die 683 Europaabgeordneten gewählt, dann folgen im Herbst ein Nachfolger für EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Ratschef Donald Tusk. Ein mächtiges Drängeln ist im Gang. 

Jetzt hat der Niederländer Frans Timmermans seine Bereitschaft erklärt, Juncker abzulösen.

Ein Blick auf seine Chancen und warum ein Landsmann gute Chancen auf einen Tob-Job in Brüssel hat.

Wer ist der Mann mit Bart?

Frans Timmermans, 57, machte Karriere mit einer einzigen Rede. Im Sommer 2014 stand er mit tränenerstickter Stimme vor dem UN-Sicherheitsrat und berichtete als niederländischer Außenminister vom Abschuss des Verkehrsflugzeugs MH17. Die Maschine war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ukraine von russischen Raketen getroffen worden. 298 Menschen starben, die meisten von ihnen Niederländer. 

Timmermans blieb auch in der Krise cool und forderte Aufklärung. Das nötigte vielen Respekt ab. Im Herbst 2014 machte Juncker den Niederländer zu seinem ersten Stellvertreter. Aufgabe: Bürgerrechte! Seither kümmert sich Timmermans um die Einhaltung der EU-Standards in Polen, Ungarn und Rumänien. Kein einfacher Job, aber ein wichtiger. 

Volksnah unterwegs in Brüssel

Timmermans, Sohn eines Botschaftsangestellten, spricht 7 Sprachen. Akzentfrei! Sein Smart in Brüssel parkt manchmal direkt vor der EU-Kommission. Mit seiner Familie wohnt er an der Grenze zu Deutschland – nahe Aachen und Köln. 

Er kann den Job. Sein Problem: Timmermans ist Sozialdemokrat. Und die haben es derzeit nicht nur in Deutschland schwer. Wird schwierig im Europaparlament die notwendige Zustimmung für seine Ernennung zu bekommen. Als Trost könnte er als EU-Außenbeauftragter seine italienische Parteifreundin Federica Mogherini ablösen-

Und wer macht's dann?

CSU-Politiker haben es derzeit nicht einfach. Mit einer Ausnahme: Manfred Weber, Fraktionschef der Christdemokraten im Europaparlament. Weber hat seine Kandidatur für die Juncker-Nachfolge angekündigt. Kanzlerin Angela Merkel hatte erst am Wochenende auf dem Deutschlandtag der JU ihre Unterstützung zugesagt.

Aber erst muss Weber einen Finnen aus dem Weg schlagen: Alex Stubb, Finnlands Ex-Premier und Triathlet, will ebenfalls für die Christdemokraten antreten.

Schnell unterwegs (auch politisch) – Alexander Stubb

Und warum wird dann überhaupt gewählt? 

Der Juncker-Nachfolger braucht die Mehrheit im Europaparlament. Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn bei so vielen Jobs, die in Brüssel nächstes Jahr zu vergeben sind, wird kräftig geschachert. Es stehen 

  • Ost gegen West
  • Nord gegen Süd
  • Und natürlich Christdemokraten gegen Sozialdemokraten und Liberale

Da muss fein austariert und ein politisches Gleichgewicht gefunden werden.

Europa kommt nicht vom Fleck

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Mark Rutte, der Mann mit der Wundertüte

Ein sehr heißer Kandidat auf einen Top-Job ist deshalb der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte, ein Liberaler mit Regierungserfahrung. Sein Programm: Europa muss sich bescheiden. 

Klingt nicht gut für die Generation Ersasmus. Wohl aber für viele Regierungschefs in der EU, die ein Erstarken der Populisten fürchten. Europa macht sich klein. Leider.

(dpa, afp, rtr)

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