In Spanien sind in den vergangenen Tagen Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. Sie protestieren gegen ein aus ihrer Ansicht zu mildes Urteil nach einer mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung.
Während der Festlichkeiten rund um die berühmte Stierhatz in Pamplona war im Juli 2016 eine 18-Jährige von fünf Männern angegriffen worden. Nach Überzeugung der Anklage wurde sie von 27 bis 29 Jahre alten Männer in eine Ecke gedrängt und vergewaltigt. In ihrem Urteil hatten die Richter selbst darauf verwiesen, dass das Opfer den körperlich überlegenen Männern völlig ausgeliefert war.
Die Männer wurden am Donnerstag lediglich wegen sexuellen Missbrauchs zu jeweils neun Jahren Gefängnis verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte fast 23 Jahre Haft wegen Vergewaltigung beantragt.
Mehr als 1,2 Millionen Menschen unterzeichneten eine Protestpetition, in der Spaniens Oberstes Gericht aufgefordert wird, die für das Urteil verantwortlichen Richter des Amtes zu entheben.
Die Verteidigung argumentiert, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt, und plädiert auf Freispruch.
Die Demonstranten sehen das anders: Allein in Pamplona gingen nach Angaben der Polizei am Samstag zwischen 32.000 und 35.000 Menschen auf die Straße. Sie marschierten unter dem Motto "Es ist kein sexueller Missbrauch, es ist Vergewaltigung" durch die Stadt.
Die Staatsanwaltschaft kündigte bereits Berufung gegen das umstrittene Urteil an. Die spanische Regierung kündigte an, eine mögliche Strafrechtsreform zu prüfen. Im Jahr 2004 hatte Spanien seine Gesetze zu Gewalt gegen Frauen verschärft. 2014 gab es massive Proteste gegen eine geplante Verschärfung des Abtreibungsrechts. Sie führten zum Rücktritt des Justizministers Alberto Ruiz Gallardón.
Die Gerichtsentscheidung hatte außerdem dafür gesorgt, dass Tausende Frauen auf Twitter unter dem Hashtag #cuentalo (deutsch: "Sag' es!") über ihre Erfahrungen mit Missbrauch berichtet haben. Hier einige Geschichten:
(mit ap und afp)