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Pussy Riot: Mutmaßlich vergifteter Aktivist zur Behandlung in Berlin angekommen

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Mutmaßlich vergifteter Pussy-Riot-Aktivist zur Behandlung in Berlin angekommen

16.09.2018, 11:26
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Ein möglicherweise vergiftetes Mitglied der russischen Polit-Punk-Band Pussy Riot ist zur Behandlung nach Berlin geflogen worden. Die "Bild"-Zeitung berichtete, Piotr Wersilow sei am späten Samstagabend mit einem Ambulanz-Flieger in Berlin-Schönefeld gelandet und solle nun von Spezialisten behandelt werden. Wersilows Partnerin, Nadeschda Tolokonnikowa, veröffentlichte Tweets, auf denen offenbar die Ankunft in Berlin zu sehen ist.

Wersilow und Nikulschina gehören zu einer Gruppe von vier Pussy-Riot-Mitgliedern, die beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft im Juli in Polizeiuniformen auf das Spielfeld gestürmt waren, um gegen die Unterdrückung politisch Andersdenkender in Russland zu protestieren. Wegen des Protestes saßen sie 15 Tage in Haft.

Wersilow ist außerdem Gründer der Website MediaZona, die über Gerichtsverfahren gegen Menschenrechtsaktivisten berichtet. In jüngster Zeit arbeitete er an einem Dokumentarfilm über einen von drei russischen Journalisten, die im August bei Recherchen über eine russische Söldnergruppe in der Zentralafrikanischen Republik getötet worden waren.

Pussy Riot-Mitglieder hatten gemutmaßt, der 30-jährige Regierungskritiker, der auch die kanadische Staatsbürgerschaft hat, sei vergiftet worden und schwebe in Lebensgefahr. Er habe nach einem Gerichtstermin zwei Tage zuvor kaum noch sehen, sprechen oder sich bewegen können. Er habe auch das Bewusstsein verloren. Nach Medienberichten fanden Ärzte in seinem Blut starke Psychopharmaka. Am Donnerstag wurde er auf die Intensivstation des renommierten Sklifossowski-Instituts verlegt.

Tolokonnikowa sagte der "Bild"-Zeitung auf dem Flughafen Schönefeld, sie gehe davon aus, dass ihr Partner mit Absicht vergiftet worden sei und dass es entweder um Einschüchterung oder sogar einen Mordanschlag gehe.

Veronika Nikulschina, eine Freundin von Wersilow, hatte am Samstag der Internetzeitung "Meduza" gesagt, ein Freund seines Vaters, der in einer Berliner Klinik arbeitet, solle die Behandlung außerhalb Russlands angeboten haben. Wersilows Mutter Elena und die Freundin wollten ihn nach Berlin begleiten.

Wersilow leide weiter an Halluzinationen, sagte Nikulschina. Sie bekräftigte den Verdacht, das Mitglied der Protest-Gruppe Pussy Riot sei vergiftet worden.

Pussy Riot ist mit spektakulären Aktionen gegen Justizwillkür und Korruption weltweit bekannt geworden. Tolokonnikowa war 2012 nach einem "Punk-Gebet" in einer Kirche verhaftet und wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" zu Haft verurteilt worden. Sie kam Ende 2013 frei.

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(sg/fh/afp)

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