Besonders Frosch-Arten sind weltweit aktuell sehr bedroht. Bild: imago
Die Bestände zahlreicher Wirbeltierarten auf der Erde sind einer großen Untersuchung zufolge in den vergangenen Jahrzehnten um mehr als die Hälfte geschrumpft.
Damit hat sich der Wert seit der vergangenen Ausgabe von 2016 zwar um weitere zwei Prozentpunkte verschlechtert, im Vergleich zu den 80er und 90er Jahren fällt der Schwund aber etwas schwächer aus.
Der Bestand des Störs schrumpft extrem. Bild: imago
Als Beispiele für Tiere, deren Bestände schrumpfen, nannte WWF-Experte Günter Mitlacher etwa den Irawadi-Delfin, die Feldlerche, das Rebhuhn und den Stör. Hierzulande sind laut WWF durch "monotone Agrarlandschaften" vor allem Wiesenvögel, Frösche, Wildbienen und Schmetterlinge betroffen. Der Report selbst gibt allerdings zur Entwicklung bei Insekten keine Auskunft. Er beruht auf Daten von rund 4000 Säugetier-, Vögel-, Fisch-, Reptilien- und Amphibienarten weltweit, untersucht wurden 16.700 Wirbeltier-Populationen.
Wie hier in Brasilien fallen zahlreiche Waldflächen der Landwirtschaft zum Opfer. Bild: imago stock&people
Vor allem der menschliche Konsum sei der Treiber hinter der Zerstörung von Lebensräumen, sagte Jörg-Andreas Krüger vom WWF in Berlin. Die Folgen des deutschen Lebensstils bekämen oftmals Regionen wie Südamerika, Afrika und Asien zu spüren. Zum Beispiel, indem dort Wälder abgeholzt und Flüsse verschmutzt werden.
WWF-Sprecher Krüger.
Unter dem Strich ist laut WWF ein neuer Tiefpunkt beim weltweiten ökologischen Gesundheitszustand erreicht. Die Experten betonten aber auch, dass die Trendwende noch machbar sei. "Das ist kein Weltuntergangsszenario", sagte Krüger. Wichtige Schritte seien vorgedacht, etwa in den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und im Pariser Klimaschutzabkommen. Diese Ziele müssten bis 2030 aber auch umgesetzt werden, die Weichen dazu sollten laut WWF bald gestellt werden. "Wir können nicht noch einmal zehn Jahre warten", sagte Krüger.
Verschlechtern sich die Perspektiven weiter, so sei mit verstärkter Abwanderung von Menschen aus Afrika in Richtung Europa und aus Mittel- nach Nordamerika zu rechnen, sagte Mitlacher. Er rechnet deshalb mit wachsendem Druck der Menschen, die Lebensbedingungen zu verbessern. Dazu gehöre der Schutz der Ökosysteme.
Schon jetzt versuchen jedes Jahr Tausende von Afrika aus über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Die Versuche enden oft tödlich. Bild: dpa
Die Studie steht nicht alleine: Experten mehrerer deutscher Wissenschaftsakademien hatten erst vor wenigen Tagen Sofortmaßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt in der deutschen Agrarlandschaft empfohlen. Zur Finanzierung solle die anstehende Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik genutzt werden, hieß es.
Ein starker Rückgang bei vielen Artengruppen in der Agrarlandschaft gelte als belegt, gleichwohl gebe es bisher kein offizielles und einheitliches Monitoring der biologischen Vielfalt.
(pbl/dpa)