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Kamala Harris: Biden-Vize attackiert Trump mit schmerzhaftem Seitenhieb auf Finanzen

Senatorin Kamala Harris gezeite nicht mit Attacken auf Donald Trump.
Senatorin Kamala Harris gezeite nicht mit Attacken auf Donald Trump.Bild: Screenshot CNN
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In Antrittsrede: Kamala Harris bringt schmerzhaften Seitenhieb auf Trump

13.08.2020, 15:00
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Im Kampf ums Weiße Haus gehen die demokratischen Anwärter Joe Biden und Kamala Harris in die Offensive – und zwar so richtig.

Bei ihrem ersten Auftritt als Team warfen sie Amtsinhaber Donald Trump Versagen in der Corona-Krise und allgemeine Führungsschwäche vor. "Jammern ist, was Donald Trump am besten kann", sagte der designierte Präsidentschaftskandidat Biden am Mittwoch.

Die Schwarze Senatorin Harris, die erst am Vortag als Kandidatin für den Vizepräsidentenposten ausgewählt wurde, machte Trump für die hohen Corona-Opferzahlen in Amerika verantwortlich.

Biden überließ der früheren Staatsanwältin Harris den Großteil der Attacken auf den amtierenden Präsidenten. "Wir haben einen Präsidenten, der sich mehr um sich sorgt als um die Menschen, die ihn gewählt haben", sagte sie. Trump mache "jeder Herausforderung, der wir entgegensehen, noch schwerer".

Harris fokussierte sich besonders auf die Corona-Krise, in der alle 80 Sekunden ein Amerikaner an Covid-19 sterbe.

Hier seht ihr die gesamte Rede

Das Virus habe die USA besonders hart getroffen, "weil Trump es von Anfang an nicht ernst genommen hat", prangerte sie an. Mit einem Seitenhieb auf Trumps Lieblingssender Fox ätzte Harris süffisant:

"Während andere Länder der Wissenschaft folgten, propagierte Trump Wunderarzneien, die er bei Fox News gesehen hat"

Weiter kritisierte Harris: "Trump ist auch der Grund, warum Millionen Amerikaner jetzt arbeitslos sind."

Diese Anspielung tat besonders weh

Besonders ins Ohr schoss ein Seitenhieb auf Trumps Vergangenheit, den in ähnlicher Form auch Joe Biden schon gebracht hatte. "Trump erbte den längsten wirtschaftlichen Aufschwung der Geschichte von Barack Obama und Joe Biden. Und, wie alles andere, das er geerbt hat, er fuhr es direkt an die Wand." Das passiere eben, wenn ein Mann gewählt würde, der "für den Job nicht geeignet ist".

Woraus Harris hier anspielt: Der US-Präsident hatte ein Vermögen von seinem Vater geerbt, das er unter anderem in Immobiliengeschäften, mit einer Airline für Kurzstreckenflüge und mit einem Brettspiel, verspielte. In den 1990er-Jahren stand Trump kurz vor dem Bankrott.

Der Seitenhieb auf die verschiedenen Unternehmungen Trumps dürfte auch deshalb so schmerzhaft sein, weil eines der wenigen Argumente Trumps für eine Wiederwahl seine angebliche Wirtschaftsleistung ist. Zwar standen die USA vor der Pandemie wirtschaftlich zwar tatsächlich sehr gut da – seit Corona ist das aber vorbei.

Attacke im eigenen Feld

Trump hat die Pandemie natürlich nicht in die USA geholt, aber dass das Land derart miserabel mit den (wirtschaftlichen) Herausforderungen von Sars-CoV2 umgeht, daran ist Trump ein großes Stück mit Schuld.

Biden und Harris attackieren Trump hier also im eigenen Feld, wenn sie sein wirtschaftliches Ungeschick anprangern und dabei auch noch auf vergangene Misserfolge verweisen. Gleichzeitig zeigen beide von Beginn ihres gemeinsamen Wahlkampfes an, dass sie ein Team sind, das dieselbe Sprache spricht und sich ergänzt. Harris zeigte, dass sie es versteht, ihren Kontrahenten scharf und geschickt zu attackieren – eine Eigenschaft, die "Sleepy Joe" Biden (so verspottete Trump seinen Kontrahenten bisher wegen dessen ruhiger, manchmal phlegmatischer Art) bisher nicht gerade nachgesagt worden war.

Der gab sich am Mittwoch sehr staatsmännisch, und hielt sich mit Kritik weitgehend zurück. "Es ist ein ernster Moment für unsere Nation", betonte er. "Wir stehen an einem Wendepunkt." Es sei eine lebensverändernde Wahl, die die Zukunft Amerikas für eine lange, lange Zeit bestimmen werde. "Ich weiß, dass wir in einer Schlacht um die Seele unserer Nation sind", bilanzierte Biden.

Mensch Biden

Harris fiel es dagegen zu, den Wählern Biden als Menschen zu präsentieren. Sie sprach von ihren Unterhaltungen mit Bidens Sohn Beau – ebenfalls ein Jurist, der 2015 an einem Gehirntumor starb. Er habe ihr davon erzählt, wie Joe Biden nach dem Unfalltod seiner Frau trotz der Arbeit im über 150 Kilometer entfernten Washington stets seinen beiden Söhnen morgens Frühstück gemacht und sie abends ins Bett gebracht habe. "Er ist jemand, dessen erste Reaktion, wenn es hart wird, ist, nie an sich zu denken, sondern sich um alle anderen zu kümmern." Biden wirkte sichtlich gerührt.

Er erinnerte daran, dass er Harris über seinen Sohn kennengelernt habe. "Ich weiß, wie sehr Beau Kamala und ihre Arbeit respektiert hat. Und das hat mir, um ehrlich zu sein, sehr viel bedeutet, als ich meine Entscheidung getroffen habe." Harris sei klug, zäh, erfahren und eine "bewährte Kämpferin für das Rückgrat dieses Landes", die Mittelschicht und diejenigen, die darum kämpften, in die Mittelschicht zu gelangen. Harris sei Tochter von Einwanderern. "Ihre Geschichte ist Amerikas Geschichte", sagte er.

Die Corona-Krise prägte den Auftritt: Als Harris und Biden nebeneinander den Raum betraten, trugen sie Schutzmasken. Zu keinem Zeitpunkt kamen sie sich näher als nötig. Beim Wechsel am Rednerpult tauschten sie Blicke aus, Harris strahlte, als sie übernahm – Biden kam noch einmal kurz zurück, weil er seine Maske liegen gelassen hatte. Eine herzliche Umarmung wie im März, als Harris Biden die Unterstützung für seine Kandidatur zusagte, gab es nicht.

12.08.2020, USA, Wilmington: Joe Biden (l), designierter Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, und Kamala Harris, Senatorin in Kalifornien, kommen zu einer Pressekonferenz. Biden zieht mit der k ...
Beide trugen Masken und zeigen damit, wie ernst sie Corona nehmen werden – im Gegensatz zu ihrem Gegener.Bild: AP / Carolyn Kaster

Eine Biden-Harris-Regierung werde einen umfassenden, wissenschaftsbasierten Plan für die Bewältigung der Corona-Pandemie haben, versprach Biden. Sie werde auch der Klima-Krise begegnen, die Gesundheit der Amerikaner schützen und Jobs schaffen. Zudem sollten Frauenrechte geschützt, das Wahlrecht gestärkt und struktureller Rassismus im US-Justizsystem ausgemerzt werden, sagte Harris.

Trump schießt schwach zurück

Kurz nachdem Biden und Harris die Bühne verlassen hatten, betrat im Weißen Haus Trump das Podium für eine Pressekonferenz – die dritte in drei Tagen. Er zeigte zunächst Grafiken, die unter anderem ein Wachstum am Aktienmarkt und eine Erholung der Nachfrage nach Autos darstellten. "Wir machen uns unglaublich gut", versicherte er abermals. Europa habe unterdessen in der Corona-Krise eine um 40 Prozent höhere Übersterblichkeit als die USA erlebt. "Wir arbeiten mit Europa an deren Schwierigkeiten", sagte Trump.

Auf die Attacken von Biden und Harris reagierte er erst spät bei dem rund einstündigen Termin. Nein, er habe sich ihre Auftritte nicht angesehen, nur kurz reingeschaut, antwortete Trump auf eine Reporter-Frage. Er erinnerte daran, dass er es im Gegensatz zu Harris durch den Vorwahlkampf als Präsidentschaftskandidat geschafft habe: "Sie ging wie ein Stein unter. Ich nicht." Und wie schon am Vortag warf er Harris vor, nicht aufrichtig zu sein, weil sie früher Biden kritisiert habe und jetzt preise: "Sie hat über Biden schlimmere Dinge gesagt, als ich es jemals tat."

Für Biden selbst hatte Trump eine versteckte Spitze übrig. "Wenn man zu Hause im Keller sitzt und auf den Computer starrt, fängt das Gehirn an, zu verkümmern", sagte er, als es um das Lernen zu Hause statt in der Schule ging.

Trump hatte in den vergangenen Tagen immer wieder erwähnt, dass Biden in Wilmington im Keller sitze und dort mal rauskommen müsse. Wegen der Corona-Pandemie hatte Biden den Wahlkampf zunächst größtenteils von einem improvisierten Fernsehstudio in seinem Keller aus gemacht.

(pcl/mit Material von dpa)

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