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Nach Kapitol-Sturm: US-Polizei sucht nach "Schamanen" – dabei ist der längst bekannt

WASHINGTON, DC - JANUARY 06: A protester screams "Freedom" inside the Senate chamber after the U.S. Capitol was breached by a mob during a joint session of Congress on January 06, 2021 in Wa ...
Es ist kein Geheimnis, wer dieser Mann ist – aber die Polizei gibt sich trotzdem ahnungslos. Bild: Getty Images North America / Win McNamee
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Nach Sturm aufs Kapitol: US-Polizei sucht nach "Schamanen" – dabei ist der längst bekannt

08.01.2021, 14:1808.01.2021, 15:25
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Beim Sturm auf das Kapitol in Washington D.C. am Mittwoch hatte sich vor allem ein Mann ins Gedächtnis vieler Zuschauer gebrannt, der sich mit nacktem Oberkörper, bemaltem Gesicht, Fellmütze und Büffelhörnern stolz den Kameras präsentierte. Einige User in sozialen Netzwerken fragten spöttisch, ob es sich um den Jamiroquai-Sänger Jay Kay handele. Der Brite hatte vor allem Ende der 90er Jahre mit einem ähnlichen Look Erfolg mit seiner Jazz-Funk-Band.

Es war aber natürlich nicht Jay Kay. Der Musiker sah sich offenbar sogar gezwungen, das offiziell auf Twitter zu dementieren. Er liebe Kopfbedeckungen, aber weniger diese "Art des Umgangs", erklärte er dort.

Doch Spaß beiseite. Der Mann, der auf so vielen verstörenden Bildern aus dem gestürmten Kapitol zu sehen ist, ist längst identifiziert. Es handelt sich um Jake Angeli, einen prominenten Anhänger des rechtsradikalen Verschwörungsmythos QAnon, die den abgewählten US-Präsidenten Donald Trump als Messias betrachtet.

Polizei scheint Angeli als Einzige nicht zu kennen

Angeli, der sich in seiner Twitter-Bio unter anderem als Schamane bezeichnet, erzählte einem Reporter der Zeitungen "Globe" und "Mail", dass die Polizei ihn und andere Unterstützer zunächst am Betreten des Kapitols gehindert habe, bevor sie sie dann doch hineinließ. Er sagte weiter, dass die Polizei ihn später gebeten habe, zu gehen, und ihn ziehen ließ, ohne Verhaftung.

Nur zur Erinnerung: Angeli hatte mit anderen rechtsradikalen Randalierern gerade das Parlament gestürmt und gewählte Abgeordnete bedroht und verjagt. Für den Schutz des Kapitols in Washington ist die Capitol Police zuständig: eine Polizei der US-Bundesregierung. Ihre Hauptaufgabe ist es, den aus Senat und Repräsentantenhaus bestehenden Kongress und seine Mitglieder zu schützen. Ähnlich, wie das in Deutschland die Bundestagspolizei tut.

Als wäre das Versagen der Capitol Police nicht schon skandalös genug, gibt nach dem Sturm auf das Parlament jetzt auch noch eine andere Polizeibehörde ein seltsames Bild ab: die Metropolitan Police von D.C..

Die Metropolitan Police – die für den Schutz der Stadt Washington außerhalb des Kapitols zuständig ist – bot am Donnerstag jedem, der den Man mit der seltsamen Fellmütze identifizieren kann, bis zu 1000 Dollar. Das stand laut einem Bericht der "Vice" auf "Wanted"-Plakaten, die sie in der amerikanischen Hauptstadt verteilte.

Hier das Fahnungsplakat

Mit diesen Plakaten sucht die Polizei von Washington nach Angeli.
Mit diesen Plakaten sucht die Polizei von Washington nach Angeli.Bild: washingon d.c. metropolitan police

"Jeder, der diese Personen identifizieren kann oder der Kenntnis von diesem Vorfall hat, sollte nichts unternehmen, sondern die Polizei anrufen", stand darauf zu lesen. Auf den Bildern waren neben Angeli auch andere Kapitol-Stürmer zu sehen. Und weiter:

"Das Metropolitan Police Department bietet eine Belohnung von bis zu 1000 Dollar für jeden, der Informationen liefert, die zur Verhaftung und Anklage der Person oder Personen führen, die für ein im District of Columbia begangenes Verbrechen verantwortlich sind."

Das klingt, zumindest im Fall von Angeli, nach leichtverdientem Geld. Ob jemand sich den Spaß erlaubt und der Metropolitan Police einfach den Link zu Angelis Wikipedia-Artikel oder einem der zahllosen Medienberichte geschickt und auf seine 1000 Dollar bestanden hat, ist nicht bekannt.

Jedenfalls weckt der Vorgang erneut Zweifel daran, wie ernst die Sicherheitsbehörden den Sturm auf das Kapitol wirklich genommen haben – und weiter nehmen.

(om)

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