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Wespen: Warum du beim Stich sofort zum Löffel greifen solltest

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Auf Abstand sind die Tiere eigentlich ganz niedlich.Bild: Getty Images / schnuddel
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Wespen-Guide: Wie du Wespen auf Abstand hältst – und warum beim Stich ein Löffel hilft

16.08.2020, 10:1816.08.2020, 10:17
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Hach ja, der Sommer. Jahreszeit des Braunwerdens. Jahreszeit des Draußenessens. Jahreszeit des vor Wespen-Weglaufens. Herrlich. Dank der Insekten können wir wunderbar unsere Kondition trainieren. Sobald sie kommen, nehmen wir entweder unsere Beine in die Hand oder fuchteln wild herum, wie beim Schattenboxen. Wer braucht schon ein Fitnessstudio, wenn er Wespen hat?

Nee, mal im Ernst: Für uns sind die Tierchen nervige Biester. Eine Kleinigkeit essen wird zur Geduldsprobe, sobald sie auftauchen. Die Angst vor einem Stich gewinnt meist gegen das Hungergefühl. Dabei stechen Wespen nicht grundlos. Ihr schlechtes Image lässt uns das jedoch schnell vergessen. Und dabei sind es nur zwei Arten von tausenden, die sich uns Menschen näheren: die Deutsche Wespe und die, wie passend, Gemeine Wespe.

Vielleicht sollten wir gerade sie verstehen lernen, um mit ihnen zurechtzukommen. Vielleicht wäre es aber auch leichter, sie auf Abstand zu halten. Wie das funktioniert, was sie überhaupt anlockt und warum sie das Grillfleisch im Spätsommer vielleicht nicht reizt, lest ihr im Wespen-Guide.

Wann haben Wespen Saison?

Wespen sind von Anfang Mai bis Ende Oktober aktiv. "Im Mai bauen die im vergangenen Jahr verpaarten Jungweibchen ihre Nester und züchten Arbeiterinnen heran", sagt Biologe Michael Ohl im Gespräch mit watson. Unter anderem beschäftigt er sich im Naturkundemuseum Berlin mit Wespen.

"Ab August ist dann die größte Anzahl an Arbeiterinnen vorhanden."

Wir befinden uns also mitten in der Wespen-Saison. Tagsüber sind die Arbeiterinnen auf der Suche nach Nahrung und sprengen Picknick nach Picknick. Wer ein Problem mit den Tieren hat, wartet bis zum Einbruch der Dunkelheit. Dann ziehen sie sich in ihre Nester zurück.

Was lockt Wespen an?

Mal heißt es Fleisch, mal Obst, mal Kuchen. Irgendwie hat jeder seine eigene Theorie. Nun, sie haben alle recht. Die Tiere stürzen sich auf alles. Allerdings ist Fleisch nur zeitweise für sie interessant:

"So lange es Larven zu füttern gibt, holen die Arbeiterinnen fleischliche Nahrung."

Ausgewachsene Wespen fressen hingegen überwiegend Nektar, Pollen, Steinfrüchte, tierische Stoffe, Pflanzensäfte oder auch kleine Insekten. "Nimmt die Larvenzahl im Spätsommer ab, sind die Arbeiterinnen quasi arbeitslos. Sie müssen keine Larven mehr füttern und werden bevorzugt von süßen Dingen angelockt."

Wie halte ich Wespen auf Abstand?

Schwierig. Draußen hilft es, süße Speisen, Getränke und auch Fleisch wegzustellen. Bei einem Grillabend lässt sich das aber nur schwerlich umsetzen. Biologe Ohl erklärt, dass auch ätherische Öle helfen könnten. Er selbst habe das aber nicht ausprobiert, sondern lediglich von Kollegen gehört.

"Ich kann mir aber vorstellen, dass das funktioniert, da intensive Gerüche das chemische Orientierungssystem der Tiere durcheinanderbringen könnten."

Außerdem soll sich Kaffeepulver ebenfalls bewährt haben. Angezündet in einer feuerfesten Schale soll das die Tiere auf Abstand halten. Der "Wespen-Ratgeber" empfiehlt auch Tomatenpflanzen, da die Insekten den Geruch verabscheuen sollen.

Und wenn die Wespen da sind?

Ob Grillparty oder Picknick: Einer ist immer dabei, der neunmalklug sagt: "Die tun nichts, bleib einfach ruhig." So nervig diese Aussage sein kann, so wahr ist sie. Fuchteln wir mit den Händen herum, riskieren wir, dass die Wespe sich bedroht fühlt und eventuell zusticht. Auf Pusten reagieren sie ebenfalls nicht erfreut. Ohl sagt:

"Das im Atem enthaltene CO2 nehmen die Wespen sehr intensiv als Atemgas von potenziellen großen Feinden wahr. Versucht ein Feind ihr Nest anzugreifen, reagieren die Wespen auf das CO2 und stechen."

Ruhig wegschieben sei demnach die beste Option. Dabei sollten wir allerdings aufpassen, dass die Wespe nicht zwischen unseren Fingern landet, da sie auch da nervös wird und zusticht. Mit Futterködern Ablenken ist ebenfalls wenig sinnvoll. Wespen orientieren sich optisch und olfaktorisch. Entsprechend kriegen sie mit, wo viele Artgenossen in der Nähe sind. Schließlich gibt es dort viel zu fressen.

Übrigens ist es strenggenommen verboten, Wespen zu töten. Sie werden theoretisch über das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Das Vernichten von Wespen kann demnach bis zu 65.000 Euro kosten. Lediglich Allergiker dürfen Wespen töten, ohne belangt zu werden. Immerhin kann ein Stich für sie lebensgefährlich sein. Allerdings sei hier angemerkt, dass im Einzelfall entschieden wird. Jemand, der eine Wespe im Biergarten tötet, muss nicht zwangsläufig mit einer Strafe rechnen. Räuchert jemand hingegen ein Wespennest selbstständig aus und wird erwischt, dann wohl eher.

Wie kann ich einen Stich behandeln?

Biologe Michael Ohl empfiehlt, die Einstichstelle sofort mit einem heißen Löffel zu erhitzen, da das die Eiweiße des Wespengifts zersetzt, was für eine schwächere Immunreaktion sorge. Anschließend solle betroffene Stelle gekühlt werden. Wirklich gefährlich ist ein Wespenstich nur unter bestimmten Umständen, etwa, wenn es zu einer Schwellung im Mund oder Rachenraum kommt, die die Luftzufuhr behindert, oder bei einer Allergie.

Fun Fact: Auch wenn ihre Größe das suggeriert, sind Hornissenstiche nicht gefährlicher als die von Wespen. Allerdings schmerzen sie ein wenig mehr, da ihr Gift wesentlich mehr schmerzwirksames Acetylcholin enthält.

Wo schmerzt ein Wespenstich am meisten?

Ein Bienenforscher von der Cornell University, Michael L. Smith, fand übrigens in einem Selbstexperiment heraus, an welcher Stelle Insektenstiche am meisten schmerzen. Die Oberlippe, die Nasenflügel und, wenig überraschend, der Penis machten dabei das Rennen. Was man nicht alles für die Wissenschaft tut. Für seinen Selbsttest wurde er 2015 für den alternativen Nobelpreis nominiert, die "Welt" berichtete.

Was kann ich gegen ein Wespennest tun?

Kurzum: einen Fachmann, etwa einen Kammerjäger, rufen. Er entscheidet, ob die Tiere umgesiedelt oder getötet werden müssen. Wer selbstständig handelt, ein Nest mutwillig zerstört, kann, wie bereits erwähnt, je nach Wespenart bis zu 65.000 Geldbuße zahlen. Außerdem ist selbstständiges Handeln riskant. Sobald die Tiere einen Angreifer in Nähe ihrer Behausung vermuten, greifen sie an.

Einflugslöcher verschließen und aussitzen ist ebenfalls heikel. Die Tiere suchen und finden meist neue Flugrouten. Schlussendlich könnten sie durchs heimische Wohnzimmer gleiten. Sicher wäre man dann nirgends.

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