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Frankreich gibt Raubkunst zurück an Afrika – und setzt damit Deutschland unter Druck

Das Ischtar-Tor stand einst in Babylon, heute steht es in Berlin.
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Frankreich gibt Raubkunst an Afrika zurück – das schlummert in deutschen Museen

23.11.2018, 19:2723.11.2018, 19:30
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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat entschieden. Während der Kolonialzeit geraubte Kunst in den Beständen französischer Museen soll an die Länder Afrikas zurückgegeben werden.

Die französische Debatte

Macrons Move setzt auch Deutschland unter Zugzwang. Der Deutsche Kulturrat, Dachorganisation von mehr als 250 Bundeskulturverbänden, mahnte am Freitag ein "neues Denken" an.

Geschäftsführer Olaf Zimmermann sagte:

"Im Kern geht es um die Frage, wie das immer noch vorhandene kolonialistische Weltbild vertrieben und wie partnerschaftlich mit den Ländern des globalen Südens zusammengearbeitet werden kann."

Die in Berlin und Paris lehrende Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der senegalesische Ökonom Felwine Sarr empfehlen in einem vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Auftrag gegebenen Bericht, praktisch alle aus der Kolonialzeit stammenden Kunstwerke an die Herkunftsländer in Afrika zurückzugeben. Allerdings müsste dafür das französische Gesetz über Kulturgüter geändert werden.

Ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte auf Anfrage, man wolle den Bericht nach der Übergabe am Freitag in Paris zunächst auswerten, ehe man ihn kommentiere. Die Haltung des Hauses sei aber unabhängig von den Vorschlägen aus Paris eindeutig. "Raubkunst muss zurückgegeben werden, das gilt auch für Kulturgüter aus kolonialen Kontexten", betonte der Sprecher. "Das setzt Provenienzforschung voraus, die "Deutschland in den letzten Jahren deutlich intensiviert hat und weiter ausbaut."

Die zuständige Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte zu Jahresbeginn gemeinsam mit dem Deutschen Museumsbund einen "Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ herausgebracht. Doch steht Grütters wegen ihrer uneindeutigen Haltung in dem Streit heftig in der Kritik. 

Der Kulturdiplomat Hermann Parzinger, Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte der Berliner Lokalzeitung "Tagesspiegel".

"Ein interessanter Vorstoß. Die Frage ist nur, wie man damit konkret umgeht: Welches Museum wird welche Objekte aus welchen Gründen an welches afrikanische Museum zurückgeben? Wer entscheidet darüber, Museum oder Politik? Solche Fragen sollten in einer internationalen Konferenz geklärt werden.
Hermann Parzinger, Kulturdiplomat

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther mahnte eine umfassende Aufklärung an. 

Auch in anderen Ländern wie Großbritannien und Belgien setzt eine Rückgabedebatte ein.

Soll Deutschland in der Kolonialzeit geraubte Kulturgüter zurückgeben?

Und darum geht's in Deutschland und anderen Ländern

Pergamon-Altar, ausgestellt in Berlin, Rückgabe fraglich, weil die Türkei Ende des 19. Jahrhunderts der Ausfuhr zugestimmt hat:

Ischtar-Tor, Berlin, aus dem heutigen Irak Anfang des 20. Jahrhunderts lediglich "zur sachgemäßen Behandlung" nach Deutschland gebracht:

Benin Bronzes, 1897 von einer britischen Strafexpedition in Benin erbeutet:

Der Rosettastein, Ägypten, gelangte im 19. Jahrhundert nach Großbritannien. Er ermöglichte die Entschlüsselung von Hieroglyphen:

Die Bangwa-Königin, 1899 von Gustav Conrau aus Kamerun entwendet, gelangt über das Völkerkundemuseum in Berlin nach Großbritannien: 

Ein Königsthron aus dem Benin, geraubt 1893 von Frankreich:

(dpa, afp, reuters)

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