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Beziehungsstatus: Witwe
Lea ist mit Anfang 30 Witwe geworden. Jetzt beginnt sie wieder mit dem Dating. Folge 10 ihrer Kolumne. Du willst von vorne anfangen?
Hier sind alle Folgen. 11.09.2018, 20:2212.09.2018, 15:23
lea laufer
Nach
dem Tod meines Freundes kam lange nichts, dann ein bisschen Dating und eine
Zeit des Ausprobierens mit Tinder, was mir irgendwann nicht mehr gut tat. Nach
einem halben Jahr Tinder-Abstinenz und langsam eingekehrter innerer Ruhe habe
ich nun wieder angefangen, mich mit jemandem zu treffen: Tommaso, dem
Italiener.
Was wie eine moderne Brieffreundschaft bei WhatsApp begann, ging
irgendwann in Sexting über; nun haben wir uns im realen Leben getroffen.
Hier geht's zur letzten Folge
Passiert jetzt genau das, was ich nicht mehr wollte: ein bisschen Flirten, ein
paar Mal Sex, Ende?
Ich habe
Tommaso ein paar Tage nach unserem ersten Treffen zu mir nach Hause
eingeladen. Normalerweise mache ich das nicht, aber dieses Mal fühlt es sich ok
an. Vielleicht liegt es am vielen Schreiben im Vorfeld?
Die Freundinnen mit
Langzeitbeziehungen, Familie und Eigentumswohnung schlagen die Hände über dem
Kopf zusammen:
"Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Du kennst den doch gar nicht, wer weiß, was da passieren kann?"
Dass er mir geschrieben hat, er
würde gerne mal in mein Gesicht kommen, habe ich nicht erzählt, um ihnen eine
Ohnmacht zu ersparen.
Ich habe ihn jetzt einmal getroffen und glaube zumindest einschätzen zu können, dass er kein
systematisch agierender Frauenmörder ist. Alles andere lässt sich vor Ort
aushandeln, denke ich.
Nachdem wir uns im "Real Life" wieder verabredet haben, kriege ich pünktlich am
Morgen des Treffens meine Tage.
Schicksal.
Weil es in unserer virtuellen Konversation irgendwann immer expliziter um Sex ging, informiere ich ihn in einer kurzen Nachricht über die Situation. Er sagt, er wolle trotzdem kommen.
Wir
unterhalten uns, gucken Game of Thrones und machen ein bisschen rum. Danach verabreden wir
uns für ein neues Treffen und gleich auch für einen Museumsbesuch.
Eine nicht-sexuell-intendierte Aktion, auch das ist neu. Geradezu vorbildlich
bieder – die Freundinnen wären zufrieden.
Der
Museumsbesuch ist lustig; wir sind stundenlang unterwegs und ich langweile mich
keine Minute. Wir beschließen, öfter Ausflüge zu machen. Als meine Tage vorbei
sind zeigt sich, dass alles andere mindestens genauso gut ist.
Auch ohne Facial Cumshot ist vieles neu für mich.
Aber irgendwie höre ich auf, nachzudenken, und überlasse mich selbst einer Sache, die ich nicht steuern muss.
Es folgen
weitere Museumsbesuche, winterliche Ausflüge an Seen, gemeinsames Essen, viel
Wein, Sex und GoT.
Er interessiert sich für Verschwörungstheorien,
mag keine Zuneigungsbekundungen in der Öffentlichkeit und bewundert Putin.
Trotzdem mag ich ihn gern.
Eine
kurze Zeit bin ich wahnsinnig stolz, dass ich es schaffe, alles so "casual" zu
gestalten, total locker, quasi als Freizeitgestaltung plus benefits.
Er
erzählt, dass er Sprachtandems trifft, durchweg junge Frauen. Ich sage mir,
dass es mir vollkommen egal ist, weil das mit uns sowieso ein zeitlich
gebundenes Arrangement ist. Der ein oder andere Typ von Tinder schreibt auch
noch, so what?
"Aber triffst du dich denn auch noch mit anderen?"
fragt meine Freundin
Nein, tue ich nicht. Und als mich irgendwann ein Typ, mit dem ich letzten Sommer unglaublich guten Sex hatte, nach langer Zeit zum Essen einladen will, sage ich
in letzter Minute ab.
Die
kommenden Osterferien verbringen die Kinder auswärts und ich frage Tommaso, ob
er mit mir einen Kurzurlaub machen will, irgendwohin raus aus der Stadt. Er hat
zwischenzeitlich entschieden, im Sommer zum Arbeiten nach Italien zu gehen. Also, die letzten Tage genießen und dann wieder in die
Schlafanzug-Tee-Abendroutine? Oder zurück zu Tinder?
Wenige
Tage später gehen wir am Meer entlang, es ist wahnsinnig kalt, aber sonnig. Ich
bin fröhlich, er sitzt neben mir im Strandkorb, wir trinken einen Aperitif.
Wir
reden über etwas lustiges, er lacht, wir machen ein Selfie, obwohl ich weiß,
dass er das nicht mag.
In diesem Moment wird mir bewusst, dass ich mich verliebt habe.
Nach dem Tod meines Freundes habe ich das für ziemlich unmöglich
gehalten und jetzt, mit diesem Typen unter den bescheuertsten Umständen, passiert es doch.
Als ich ihm das sage, reagiert er verhalten. Was er denkt,
weiß ich nicht.
Eine
knappe Woche später bringe ich ihn morgens zum Flughafen. Wir verabschieden uns
und als ich fast weine, sagt er, ich hätte doch schon Schlimmeres
geschafft. Den ganzen Tag fühle ich mich beschissen. Am Abend, als die Kinder
im Bett sind, schreibt Tommaso, wieder aus Italien.
"Ich habe alles durcheinander gebracht. Ich werde wieder zu dir kommen."
Fast jeder Mensch mit einer E-Mail-Adresse hatte schon mit Phishing zu tun. Mit Phishing sind Maschen gemeint, bei denen Betrüger versuchen, von ihren Opfern persönliche Daten abzugreifen, um beispielsweise auf das Bankkonto zuzugreifen.