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Kartoffeln im Supermarkt: Aus diesem ekligen Grund sind alle gleich groß

Oft muss die Pflanzenzucht so optimiert werden, um den Wünschen der Einzelhändler und Verbraucher nachzukommen. Das hat jedoch Folgen.
Oft muss die Pflanzenzucht so optimiert werden, um den Wünschen der Einzelhändler und Verbraucher nachzukommen. Das hat jedoch Folgen.Bild: dpa
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Aus diesem ekligen Grund sind Kartoffeln im Supermarkt gleich groß – ZDF deckt auf

24.01.2020, 15:46
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Mittlerweile haben wir gelernt, bei Lebensmitteln skeptisch zu sein: Stammt das Fleisch aus artgerechter Haltung? Wurde das Gemüse mit Pestiziden behandelt? Sind in dem Brühwürfel Geschmacksverstärker? Dennoch gibt es noch offene Fragen, die sich zunächst nicht leicht beantworten lassen.

Zum Beispiel, ob zwischen Bio- oder normalen Kartoffeln ein Unterschied besteht. Wachsen sie doch unter der Erde, wo sie vor Pestiziden sicher sein müssten. Oder ob das Herkunftsland von Avocados eine Rolle spielt. Immerhin sind sie als Umweltsünde verschrien – völlig egal, woher sie stammen.

Dass das nicht ganz richtig ist, zeigt der aktuelle ZDF-Lebensmittelreport mit Nelson Müller. Dabei schaute sich der Sternekoch Kartoffeln und Avocados genauer an – und kommt zu sowohl überraschenden als auch erschreckenden Ergebnissen.

Kartoffeln – Bio oder konventionell?

Neben Avocados setzte sich der ZDF-Report auch mit Kartoffeln auseinander. Hier ist das Problem, dass der Handel einheitliche Maße verlangt. Das lässt sich jedoch nur über Umwege bewerkstelligen.

Um die Kartoffeln auf die vorgeschriebene Größe von fünf bis sechs Zentimeter zu bringen, wird das Herbizid Diquat genutzt. Das Entlaubungsmittel sorgt dafür, dass die Pflanzen keine Fotosynthese betreiben können. Die Knollen werden dadurch nicht größer – allerdings tötet es die Pflanzen selbst ab.

"Das Problem dabei sind jedoch nicht die Bauern, die derlei Mittel verwenden, sondern vielmehr der Einzelhandel und die Verbraucher, weil sie keine unterschiedlich großen Kartoffeln kaufen", erklärt der Agrarpolitiker Karl Bär in dem Report. Durch die genauen Vorgaben vom Einzelhandel werden die Bauern zum Einsatz von Chemiekalien gezwungen. Auch Fungizide werden beim Kartoffelanbau eingesetzt.

Teilweise krebserregende Stoffe in Kartoffelackern

Das ZDF-Team ließ die Erde von einem Kartoffelacker untersuchen und entdeckte dabei einen gefährlichen Chemiecocktail: ein Insektengift aus den Siebzigern, das inzwischen verboten ist; ein Fungizid, das Gewässer verunreinigen kann; und ein Mittel, das in Frankreich verboten ist, da es möglicherweise Krebs auslöst.

Auch im Lager werden die Knollen häufig mit Chemikalien behandelt. Damit sie nicht Keimen werden sie mit Chlorpropham eingesprüht. Das stoppt die Zellteilung – steht allerdings auch im Verdacht, krebserregend zu sein. Es greift übrigens nicht jeder Landwirt zu dem Mittel. Viele Bauern kühlen ihre Kartoffeln. Das ist energieaufwändig, aber zumindest nicht giftig.

In einem Test wies das ZDF nach, dass vier von acht Kartoffelsäcken Knollen enthalten, die mit Chlorpropham bearbeitet wurden – darunter welche von Penny, Rewe und Edeka. Bio-Kartoffeln sind dagegen allesamt chemiefrei. Wer also etwas tiefer in die Tasche greift, tut seiner Gesundheit etwas Gutes.

Bei Avocados kommt es auf die Herkunft an

Problematisch an Avocados ist ihr Wasserverbrauch. So braucht es durchschnittlich 1000 Liter Wasser, um ein Kilogramm der Trendfrucht anzubauen. Zum Vergleich: Möhren brauchen je Kilo 130 Liter Wasser und Äpfel sogar nur 70.

Allerdings hängt der Wasserverbrauch vom Herkunftsland ab. In Spanien gibt es wenig Regentage, weshalb Avocados dort stärker bewässert werden müssen. Dagegen sieht es in der Dominikanischen Republik deutlich besser aus: Da gibt es rund zehn Regentage im Monat. Die Früchte dort werden überwiegend natürlich bewässert. Wie viel das genau einspart, ist jedoch unklar.

Nicht immer sind Monokulturen nötig

Ein weiteres Problem: Für den Avocadoanbau müssen teilweise Wälder gerodet werden. Laut ZDF-Doku sollen in Peru viele Bäume illegal abgeholzt werden, um Platz für Avocados zu schaffen. Auch hier ist die Dominikanische Republik deutlich fortschrittlicher. Avocadobäume werden dort in die Wälder integriert, was die Ernte zwar erschwert, aber dafür nachhaltiger ist.

Dadurch verringert sich der CO2-Abdruck der Früchte deutlich – und das trotz des langen Transportweges nach Deutschland. So erzeugen Avocados aus der Dominikanischen Republik 470 Gramm Kohlenstoffdioxid pro Kilogramm. Die aus Peru hingegen zwei Kilogramm – Transport und Rodung zusammengenommen.

(tkr)

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