Dagmar Michalsky wollte ein Kind. Sie hatte nur ein großes Problem: Sie war bereits über 50. Mit der Hilfe einer Eizellspende bekam die Autorin dann mit 58 doch noch ihr erstes Kind – eine vernünftige Entscheidung? Michalsky, die am Mittwochabend bei Markus Lanz im ZDF zu Gast war, hat über ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben.
Lanz meint: "Sie sind der unwahrscheinlichste Fall einer Elternschaft." Michalsky nahm das locker: "Aber wir waren auf Augenhöhe." Der ZDF-Moderator zeigte sich kritisch: "Das kann man so sagen. Aber in keinem guten Sinne."
Auch wenn bis heute wissenschaftlich nicht abschließend geklärt ist, ob Frau Michalsky überhaupt einen Anteil an der Genetik ihrer Tochter hat, ist das für Michalsky klar: Das hätten ihr die Ärzte vor dem Eingriff versichert.
Der Arzt Löbbecke mahnt zur Vorsicht: "Es ist schon so, dass die Kliniken im Ausland den Patienten das vorgeben, damit die mit einem besseren Gefühl in die Behandlung gehen." Die Mutter ist sich ihres Daseins als genetische Mutter sicher: "Ich habe einen Embryo in mir aufwachsen lassen, ich habe ihn genährt, in meiner Gebärmutter, mit meiner Nabelschnur – ich denk, da passiert schon eine Menge."
Der sensible Eingriff hat viele diskussionswürdige Facetten: Ab wann ist eine Mutter tatsächlich Mutter? Wieviel Risiko dürfen Paare bei ihrer Suche nach der Erfüllung ihres Kinderwunschs für sich und das spätere Kind eingehen? Was dürfen Ärzte unterstützen? Fragen, die bei Lanz an diesem Abend nicht abschließend geklärt werden (können).
Die riskante Schwangerschaft hat auch Michalsky Sorgen gemacht. Komplikationen habe sie keine gehabt, dafür aber ständig Angst um ihre Gesundheit und die des Babys: "Das war neun Monate Horror", sagt sie.
Denn das ganze Prozedere an sich, die Ungewissheit, ob alles gut geht bei einer solch außergewöhnlichen Schwangerschaft, machten Michalsky zu schaffen: "Finden wir jetzt Spermien, erstmal bei meinem Mann? Dann: Nistet sich der Embryo ein? Dann: Stößt der Körper den Embryo nicht wieder ab? Dann: Entwickelt sich das Kind gut?" Die Herausforderungen während der Schwangerschaft waren offenbar so groß, dass Michalsky laut eigenen Angaben gar nicht mehr im Kopf hatte, dass das Baby ja noch irgendwann raus müsse.
Gerade einmal 1850 Gramm habe ihr Baby nach der Geburt gewogen, Michalskys Tochter verbrachte ihre ersten Tage im Brutkasten.
Lanz fragt: "Haben Sie nicht auch das Gefühl, wir sind da an moralische und ethische Grenzen gestoßen?" Michalsky ist von ihrem Weg felsenfest überzeugt: "Ich muss doch reif sein als Mutter, Herr Lanz. Und ich bin jetzt reif, und ich kann alles meinem Kind mitgeben."
(pb)