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Fragen der Liebe

Dating und Liebe – Sex mit dem Ex: Wann man es definitiv lassen sollte

Bittersüßer Abschied: Manchmal fällt es schwer, einen Menschen sexuell loszulassen.
Bittersüßer Abschied: Manchmal fällt es schwer, einen Menschen sexuell loszulassen.Bild: iStockphoto / Tom Merton
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Sex mit dem Ex: Warum es völlig normal ist und wann man es trotzdem lassen sollte

07.01.2023, 22:34
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Trennungen sind schwierig genug. Noch schwieriger wird es, wenn es zwar gute Gründe gab, auseinander zu gehen, ein Knistern aber weiterhin in der Luft liegt. Offene Fragen, unausgesprochene Sehnsüchte, erotische Zuneigung, all das steht zuweilen noch lange zwischen zwei Menschen, nachdem ihr offizieller Status lautet: Es ist aus.

In solchen Fällen kann ein Glas Wein zu viel oder ein charmanter Insider-Witz reichen, um schlagartig wieder Nähe heraufzubeschwören, die man in der Vergangenheit wähnte. Und schon ist es passiert: der Sex mit dem oder der Ex.

Warum habe ich das nur gemacht? Das fragen sich viele danach. Am Abend zuvor war der vertraute Geruch und sogar die altbekannte Bettwäsche so reizvoll, doch am Morgen danach ist die Beziehung dadurch noch verwirrender als zuvor.

Bedeutet das einen Neuanfang? Oder war das ein Abschied? Und warum will man einem Menschen nahe sein, von dem man sich zu lösen versucht? "Sex mit dem oder der Ex kann alles sein – nur unnormal ist es nicht", beruhigt Julia Henchen.

Julia Henchen Sextherapeutin
Julia Henchen hilft bei Sexual- und Beziehungsfragen.Bild: privat / Kim Hoss

Sie ist Sexualtherapeutin in Baden-Württemberg und Autorin des Buches "Lustfaktor". Im Gespräch mit watson berichtet sie, was sie bei ihrer Arbeit mit Paaren beobachtet.

Warum Ex-Sex so verbreitet ist

Wer nach einer Trennung sexuell rückfällig wurde, dem schwirren oft einfach noch Fragen im Kopf herum. "Wo stehen wir gerade? Haben wir noch Gefühle zueinander? Das herausfinden zu wollen, ist ein typisches Bedürfnis nach einer Trennung. Und das findet man unter anderem auch über Sex heraus", erklärt Julia Henchen.

"'Im Bett' sagen sich Ex-Partner oft noch Dinge, die sie nicht aussprechen können, das kann übrigens auch Wut sein."
Therapeutin Julia Henchen

Denn nicht jedes Gefühl zwischen zwei Menschen lässt sich verbal ausdrücken, nicht jede körperliche Anziehung durch den Verstand ausschalten. Und nicht immer bedeutet Sex mit dem oder der Ex, dass man sich die Beziehung zurück wünscht.

"Es gibt tausend gute Gründe, um mit einer alten Beziehung wieder im Bett zu landen. Letztlich ist die entscheidende Frage immer: Was ist das Ziel dahinter?", so die Therapeutin. Wer die Situation emotional entwirren will, könne sich erst einmal fragen, was dahintersteckt, so Henchen:

"Manche brauchen diese Begegnung, um endlich abzuschließen, andere möchten die alten Gefühle wieder aufflammen lassen. Manchmal wird Sex auch genutzt, um eine offene Frage zu klären, die man sich nicht traut auszusprechen, zum Beispiel: Wie attraktiv war ich zuletzt noch für diese Person?"

Abschied, Neustart oder sogar Rache? Die Motive sind zahlreich

Nicht immer steht dahinter zugewandte Rest-Liebe. Manch einer sucht auch einen Abschluss, der ihm vorher verwehrt zu sein schien. "Sex ist auch immer eine Form von Kommunikation und 'im Bett' sagen sich Ex-Partner oft noch Dinge, die sie nicht aussprechen können, das kann übrigens auch Wut sein", berichtet Julia Henchen. Es gäbe auch Menschen, "die möchten sich mit Sex nochmal rächen, dem anderen zeigen, was er durch eine Trennung verloren hat."

Wenn es zu sehr wehtut, ist Sex – egal mit wem – natürlich keine gute Idee. Es gäbe aber keinen Grund, sich nur deshalb schlecht zu fühlen, weil man vermeintlich "schwach" geworden sei. Im Gegenteil: Prinzipiell spricht gar nichts dagegen, eine sexuelle Beziehung aufrechtzuerhalten, auch wenn sich herausstellte, dass der Alltag nicht als Paar funktioniert.

"Grundsätzlich spricht nichts gegen Sex mit dem Ex, solange es einem guttut und man mit dem anderen offen darüber spricht, was man sich davon erwartet", so die Therapeutin. Nur liegt genau dort der Knackpunkt, weiß sie aus der Praxis: "Das klingt sehr viel leichter als es ist, denn dafür muss man ja nicht nur dem anderen gegenüber ehrlich sein, sondern auch sich selbst."

Ehrlichkeit ist unerlässlich, um Verletzungen zu vermeiden

Für manch einen kann es schmerzhaft sein, sich einzugestehen, dass man den Anderen durch Sex eigentlich zurückgewinnen will, obwohl dieser sich bereits emotional verabschiedet hat. Auch Schuldgefühle sind kein schönes Motiv, um sich noch einmal intim hinzugeben. Sich solch Fallstricken bewusst zu werden und sie anzusprechen, kostet Mut.

"Natürlich besteht immer die Gefahr, dass sich einer der Beteiligten 'zurück verliebt'".
Therapeutin Julia Henchen

"Offene Kommunikation ist aber das A und O, damit keine Gefühle verletzt werden, denn natürlich besteht immer die Gefahr, dass sich einer der Beteiligten 'zurück verliebt'", mahnt Julia Henchen. Schließlich war dort schon einmal Liebe. Ausgeschlossen ist es also nicht, dass Emotionen wieder an die Oberfläche kommen. "Bleibt das einseitig, ist Kummer vorprogrammiert."

Andererseits gibt sie zu Bedenken, sei diese Gefahr der einseitigen Liebe nicht nur Ex-Beziehungen vorbehalten. Julia Henchen: "Dieses Risiko besteht immer, wenn zwei Menschen Sex haben – ganz egal ob Ex oder One-Night-Stand..."

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