Einsamkeit fragt nicht, wie dein Tag war. Einsamkeit geht mit dir keinen Kaffee trinken. Einsamkeit lässt die schönsten Erfahrungen fremd, trist und traurig aussehen. Einsamkeit fühlt sich aber auch für jeden anders an.
In Augsburg gibt es deshalb nun einen roten Punkt, der gegen Einsamkeit helfen soll. Das Ziel: Begegnung und Austausch statt Einsamkeit. Doch was steckt dahinter und wie groß ist das Problem mit der Einsamkeit? 4 Fragen und Antworten.
Erfunden hat den roten Punkt mit dem Namen "opendot" das Kunstkollektiv "Utopia Toolbox" in Augsburg. Die Kreativen fahren immer wieder in andere Städte und befragen Menschen. Was wünschen sie sich für ihr eigenes und auch für das gesellschaftliche Leben für die Zukunft?
In München traf sie dabei auf einen Mann, der sich mehr Kontakt wünschte. Dabei kam Juliane Stiegele die Idee, mit Hilfe eines roten Punkts auf der Tür die Einsamkeit in Wohnungen zu bekämpfen. Sie selbst nennt Einsamkeit einen "gesellschaftlichen Schwellbrand".
Zwar wird der rote Punkt erst seit wenigen Wochen in der schwäbischen Stadt verteilt. Die große Aufmerksamkeit erlangte er aber im Rahmen des Friedensfestes am Mittwoch, wo er Teil des Programms war.
Wie die Rentnerin Karin Eisenmann-Martin. Sie macht das,
Belastbare Erfahrungswerte gibt es nach wenigen Tagen und in der Testphase noch nicht. Allerdings werde der Punkt gut angenommen, viele Menschen würden sich auch beim Kollektiv selbst melden, so Juliane Stiegele.
Auch die Städte Köln und Karlsruhe hätten schon angefragt, ob sie das Projekt übernehmen können.
Mit diesem Gegenargument haben sich Stiegele und die anderen Kreativen lange und intensiv auseinander gesetzt, das Kollektiv hat sich sogar juristisch abgesichert. Und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich ein Restrisiko nie ausschließen lässt.
Einsamkeit hat ein Problem. Nach dem wichtigsten internationalen System ICD (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) ist sie bislang keine offiziell anerkannte Diagnose. Die meisten Ärzte und Psychologen sehen Einsamkeit nicht als eigenständige Krankheit, sondern als einen Faktor (ähnlich wie bei Armut oder Arbeitslosigkeit), der wiederum andere Krankheiten verursacht.
Falls du dich jetzt bei genau diesem Gedanken ertappt hast, dann liegst du falsch. Maike Luhmann, Professorin für Psychologische Methodenlehre an der Ruhr-Universität Bochum schätzt, dass jeder zehnte bis fünfte Mensch in seinem Leben vom Gefühl der Einsamkeit mindestens manchmal betroffen ist. Zwar mangelt es aufgrund der fehlenden Diagnose von Einsamkeit an belastbaren Zahlen, aber die Forschung hat inzwischen zwei Phasen herausgearbeitet, in denen wir Menschen uns besonders einsam fühlen:
Das Kunstkollektiv glaubt, dass Einsamkeit nicht ohne Hilfe der Politik bekämpft werden könne.
Deshalb treffen sie sich mit Verantwortlichen der Stadt, stellen den Kontakt zwischen ihnen und Experten auf den Gebieten der Einsamkeitsforschung und der Kulturanthropologie her und haben der Stadt vorgeschlagen, das Projekt zu übernehmen. Auch anderorts gibt es Versuche, der Einsamkeit entgegen zu wirken.