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Corona: Experte findet drastische Worte zu Omikron-Welle – "erwischt jeden"

BERLIN GERMANY - NOVEMBER 28: Shoppers crowd Tauntzienstrasse shopping street on Black Friday weekend during the second wave of the coronavirus pandemic on November 28, 2020 in Berlin, Germany. Christ ...
Viele Menschen tragen noch immer Operationsmasken, anstatt der besser schützenden FFP2-Masken. Mit Omikron dürfte sich dieses Bild bald ändern.Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
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Modellierer zu Omikron: "Irgendwann erwischt's jeden und die Ungeimpften sind in absoluten Zahlen eine große Gruppe"

12.01.2022, 18:4712.01.2022, 18:58
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Die Infektionszahlen haben heute in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Mit dem Anrauschen der fünften Welle steigt auch die Verunsicherung. Was erwartet uns mit der hochansteckenden Omikron-Mutation in dieser Phase der Corona-Pandemie? Reichen die Ende vergangener Woche in der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen Vereinbarungen, um die Infektionskurve abzuflachen? Helfen die strengeren 2G-Regeln, die Auswirkung der immer noch bestehenden Impflücke von fast 20 Prozent in der Bevölkerung aufzufangen?

Vor allem ungeimpfte Erwachsene, aber auch kleinere Kinder unter fünf Jahren, die aufgrund fehlender Impfstoffzulassung noch nicht geimpft werden konnten, wird Omikron treffen, darüber sind sich Experten einig. Und das zeigen auch die Zahlen aus anderen Ländern wie den USA, Frankreich und Großbritannien, wo die fünfte Welle schon rollt.

Watson hat mit Prof. Kristan Schneider von der Hochschule Mittweida, Mathematiker mit Forschungsschwerpunkt Modellierung epidemiologischer Prozesse, über die aktuelle Situation der Omikron-Welle gesprochen. Was seine Einschätzungen für die Entwicklung der nächsten Wochen sind und welche Handlungsempfehlungen sich daraus ergeben.

Kristan Schneider, Professor für Modellbildung und Simulation an der Hochschule Mittweida
Prof. Kristan Schneider in seinem Büro in der Hochschule Mittweida in Sachsen, wo er Statistik und angewandte Mathematik lehrt. bild: Helmut Hammer

Prof. Schneider, was treibt Sie um angesichts der aktuellen Corona-Zahlen?

Prof. Kristan Schneider: Was mich so besorgt, sind die Zahlen zu den Krankenhauseinweisungen von Kindern in Großbritannien. In der letzten Woche sind dort mehr Kinder hospitalisiert worden, als während der gesamten ersten Welle. Und die war in Großbritannien sehr viel massiver als bei uns. Das ist schon alarmierend. Die Daten stammen von Indie Sage, einem Konglomerat unabhängiger britischer Wissenschaftler. Der Tweet ist gestern (Anm. d. Red.: Das Gespräch fand am 10. Januar statt) ziemlich durch die Decke gegangen. Das sind die ersten Zahlen, die mich beunruhigen. Sie zeigen nämlich eines: Dass Omikron gefährlich ist.

Führen Sie diese Entwicklung darauf zurück, dass viele Kinder in dieser Altersgruppe noch nicht geimpft sind?

Die Kinder und Jugendlichen sind unter 18. Wir können davon ausgehen, dass viele davon immun-naiv sind, also keine Vorinfektion hatten und nicht geimpft sind. Die Impfung ist für Kinder unter fünf Jahren nicht zugelassen, und von 5 bis 12 Jahren erst seit kurzem.

"Man misst mit zweierlei Maßen und die spielen immer die Gefahren der Infektion runter und die Gefahr der Impfung rauf."
Mathematiker und Modellierer Prof. Kristan Schneider gegenüber watson

Also gibt es auch bei den Jugendlichen zwischen 12 und 18 noch zu große Impflücken?

Bezüglich der Risiken der Impfung bei Jugendlichen ist allgemein immer die Rechnung falsch gewesen: Man muss immer die Risiken der Impfung mit den Risiken einer Corona-Infektion abwägen. Da hinkt schon der Vergleich. Er hinkt daran, dass man immer so tut, als seien die Altersgruppen unabhängig voneinander. Je mehr Junge infiziert sind, desto größer ist das Risiko für die älteren Menschen. Abhängige Ereignisse sind daher nicht gut für einen Vergleich. Das nächste ist, dass man die Langzeitfolgen von Omikron überhaupt nicht kennt. Und der dritte Punkt ist, dass man Impf-Nebenwirkungen und Corona-Symptome mit unterschiedlichen Maßstäben misst.

Was genau meinen Sie damit?

Hohes Fieber ist eine starke Impfnebenwirkung. Das Gleiche gilt aber nicht als schweres Symptom bei einer Corona-Infektion. Wenn jemand Fieber hat, dann gilt das nicht als schwerer Krankheitsverlauf. Dafür muss man schon ins Krankenhaus eingewiesen werden. Bei den schweren Impfnebenwirkungen wird Fieber aber auch ohne Krankenhausaufenthalt als schwere Nebenwirkung definiert. Da misst man mit zweierlei Maßen und die spielen immer die Gefahren der Infektion runter und die Gefahr der Impfung rauf.

"Worüber eigentlich überhaupt nicht gesprochen wird, ist über Menschen mit einer Impfphobie."

Könnte eine Impfpflicht in Deutschland in diesem Punkt Abhilfe schaffen – wenn nicht für diese Welle, dann zumindest für die Zukunft?

Ein zusätzliches Problem in der Diskussion um die Impfflicht sind die tatsächlichen Impfzahlen. Schauen wir mal auf die Zahlen: 75 Prozent der Deutschen sind geimpft, 5 Prozent sind unter 5 Jahren. Das heißt, für die ist der Impfstoff gar nicht zugelassen. Damit sind 80 Prozent der Menschen "abgefrühstückt" und es bleiben 20 Prozent der Bevölkerung. Davon sind ein paar Prozent grundsätzlich impfwillig und haben es einfach noch nicht geschafft, sich Impfen zu lassen. Ein paar Prozent sind hartnäckige Impfgegner. Dann gibt es einen gewissen Prozentsatz von Menschen mit Vorerkrankungen, wo tatsächlich von der Impfung abzuraten ist.

Und wer fehlt in dieser Rechnung?

Worüber eigentlich überhaupt nicht gesprochen wird, ist über Menschen mit einer Impfphobie. Es gibt Studien, die sagen, es haben von den Jugendlichen 50 Prozent Angst vor Nadeln und von den jungen Erwachsenen 30 Prozent. Fachleute sagen, dass 30 Prozent der Jugendlichen sogar eine Phobie haben könnten. Und das sind real ernstzunehmende Angststörungen und richtige psychische Erkrankungen. Und woher das? Es ist sehr einfach, ein Kind im Säuglingsalter durch eine schlechte Impfung zu traumatisieren.

Würden Sie sagen, man ist in der aktuellen Kampagne zu wenig auf die Angst der Jugendlichen eingegangen? Gerade aufgrund der der Infektionswelle unter Kindern in Großbritannien, dass man da noch mal ansetzt, um die Impfquote zu pushen?

Das sicherlich ja. Man sollte jetzt unbedingt die Impfquote pushen und auch auf das Problem der Angst vor Nadeln eingehen. Das kann verbreiteter sein als man denkt. Und die Ängste sind real und ernst zu nehmen. Und das kann man aber beheben und dann würde man die Impfquote nochmal pushen. In Großbritannien war sicher schon ein Drittel der Bevölkerung infiziert. Und bei Kindern und Jugendlichen war aufgrund von Kontaktverhalten eigentlich die Pandemie nicht so richtig im Gange. In der Schule hat man mit der eigenen Alterskohorte und mit den Lehrern Kontakt. Aber die meisten Kontakte haben Menschen, die im Berufsleben stehen. Die sind auch immer Treiber des Infektionsgeschehens. Das ist anders bei den Kindern, die sind nie die Treiber aber schließen ganz wesentliche Infektionsketten: Sie stecken sich in der Schule an, tragen es nach Hause weiter und die Eltern schleppen das Virus an den Arbeitsplatz und darauf in die Gesamtbevölkerung.

Winden Themenbild - Wechselunterricht, Pr
In den Beschlüssen der Bund-Länder-Runde vom 7. Januar wird das Tragen von Masken in der Schule dringend empfohlen. Doch reicht das, um die fünfte Welle durch die Omikron-Variante unter Schülern auszubremsen?Bild: www.imago-images.de / Fleig

Man müsste also im Grunde genommen im Rahmen der Impfkampagne einen psychologischen Dienst anbieten, der niedrigschwellig vor Ort abgerufen werden kann? Direkt Ansprechpartner in Schulen etc. anbieten?

Ja, denn die Betroffenen sind sich dem Problem oft gar nicht so bewusst. Ich würde das auch proaktiv in Schulen ansprechen und eine Aufklärungskampagne starten, wie man wirklich die Angst vor einer Impfung beheben kann. Es gibt aber auch Menschen, die den Weg zur Impfung einfach nicht schaffen, wie Alkoholiker oder Abhängige, die ihr Leben nicht im Griff haben und hier auf Hilfestellung angewiesen sind. Eine Kampagne, die auf all diese Menschen zugeht, wäre wichtig.

"Man hat durch 2G-Regeln versucht, die Kontakte von Ungeimpften etwas zu reduzieren. Aber das ist nicht gut genug für Omikron."

Können wir die Pandemie trotz Ungeimpfter irgendwann überwinden?

In Frankreich und in Großbritannien sind die Zahlen zurzeit alarmierend. Ähnlich auch die Hospitalisierungen in Chicago und in Boston. Die Ungeimpften scheinen das Hauptproblem zu sein, da wird deutlich, wie gefährlich Omikron wirklich ist. Man hat das lange Zeit nicht einschätzen können, weil zwei Dinge vermischt sind. Bei Omikron schützen eine Impfung und eine Genesung vor Infektion nicht bis kaum.

Warum nicht?

Omikron hat sich, aufgrund von 2G- oder 2Gplus-Regeln, wo man Genesene und Geimpfte gleichbehandelt hat, ungehindert ausbreiten können. Delta nicht. Dadurch hat Omikron in der Grundgesamtheit einen großen Vorteil gehabt. Man hat hierzulande durch 2G-Regeln versucht, die Kontakte von Ungeimpften etwas zu reduzieren. Aber das ist nicht gut genug für Omikron. Irgendwann erwischt's jeden und die Ungeimpften sind in absoluten Zahlen in Deutschland auch eine große Gruppe.

"2G ist nicht gut genug für Omikron. Irgendwann erwischt's jeden..."

Und was könnten wir noch tun, um die Auswirkungen der fünften Welle noch zu mildern?

Ein richtig rotes Tuch sind die Schulöffnungen, also dieser Präsenzzwang. Man spricht von einem Impfzwang, wenn es um die Impfungen geht, aber nicht von einem Präsenzzwang, wenn es um die Schulöffnungen geht. So vorsichtig die Politik in Deutschland auch reagiert, darum steht Deutschland besser da als andere Länder, so mutlos sind die Kultusminister, wenn es um Fernunterricht geht. Masken an Schulen können nicht funktionieren. Das geht nicht bei Omikron.

"Masken sind wichtig, aber in Schulen ist das eine Gewissensberuhigung, nicht mehr. Das ist, wie sich Alufolie auf den Kopf zu setzen, um sich vor Atombomben zu schützen."

Warum nicht?

Pragmatisch betrachtet: Es wird immer behauptet, Fernunterricht funktioniert schlecht, aber Masken tragen und Selbsttests an Schulen funktionieren perfekt. Das glaube ich nicht, wenn ich täglich Schüler bei mir am Haus vorbeigehen sehe. Bei Omikron braucht man mindestens FFP2-Masken, eine Operationsmaske tut's da nicht mehr. FFP2 trägt man, um sich vor fremden Aerosolen zu schützen. Bei Omikron muss man jetzt auch schauen, dass der andere nicht zu viel Aerosole rauspustet und deshalb FFP2 für alle. Meistens tragen Schüler die Masken falsch, der Nasenbügel sitzt bei den meisten nicht richtig, das heißt, die Maske schützt nicht genug. Die Masken sind nach zwei Stunden durchfeuchtet und wirkungslos. Für das Nutzen über lange Zeiträume sind diese Masken gar nicht zertifiziert.

Grundschueler,Schueler halten sich in der grossen Pause auf dem Schulhof einer Grundschule auf.
Grundschüler in der grossen Pause auf dem Schulhof einer Grundschule auf - mit und ohne Maske.Bild: SVEN SIMON / FRANK HOERMANN/SVEN SIMON

Auch bei den Schülern, die schon infiziert sind, bei denen der Schnelltest morgens noch nicht angeschlagen hat. Die sind dann am Nachmittag schon infektiös und können Mitschüler anstecken. Und in der Pause im Schulhof, vor der Schule und auf dem Nachhauseweg wird die Maske abgenommen. Völlig absurd. Den ganzen Tag sitzen die Schüler mit Maske nebeneinander, und kaum an der frischen Luft, fällt die Maske. Die Kinder stehen so eng in Gruppen zusammen, natürlich kann man sich da auch draußen infizieren. Masken sind wichtig, aber in Schulen ist das eine Gewissensberuhigung, nicht mehr. Das ist, wie sich Alufolie auf den Kopf zu setzen, um sich vor Atombomben zu schützen.

Also müsste man die Schulen Ihrer Meinung nach jetzt schließen?

Die Schulen gehören geschlossen. In anderen Ländern wie Australien funktioniert der Fernunterricht auch und das mancherorts seit 70 Jahren. Statt sich beharrlich immer gegen die Tatsachen zu wehren, die ganz klar auf der Hand liegen, sollte man an einer konstruktiven Lösung für Fernunterricht arbeiten. Es gibt Leute, die dem Schulöffnungswahn erliegen und die praktisch alle objektiven Fakten auf dem Altar des Wunschdenkens opfern.

Und die Kitas, sollten die auch geschlossen werden?

Ja, da ist's ja noch schlimmer. Kinder können überhaupt nicht verstehen, was für Gefahren von dem Virus ausgehen, die haben überhaupt keinen Bezug dazu. Und weil Kinder auch ein anderes Abstandsgefühl haben, sie gehen viel näher an Menschen heran als Erwachsene. Diesen Respektsabstand haben Kinder ja nicht. Das wäre auch völlig unnatürlich.

"Wir werden das Virus nicht aufhalten, auch nicht, wenn man vorsichtig agiert."

Wir reden ja gerade viel über das Aufrechterhalten der kritischen Infrastruktur. Was ist jetzt, wenn die Eltern gerade bei kleineren Kindern im Homeoffice nicht wirklich arbeitsfähig sind, weil die Kinder nicht mehr betreut werden können? Bricht dann nicht alles zusammen? Es gibt ja auch Ärzte, die Kinder haben, Krankenschwestern, Feuerwehrleute und so weiter. Die können gar nicht im Homeoffice arbeiten.

Wenn ich mir jetzt die erste Welle anschaue, da waren die Schulen auch zu, die Kitas auch. Und da ist die Welt auch nicht zusammengebrochen. Momentan macht es Sinn, Zeit zu gewinnen, in Deutschland haben wir den Luxus, dass das noch geht. Je weiter die Pandemie ins in Frühjahr geschoben wird, desto mehr wird sie abgeschwächt. Weil die Übertragbarkeit saisonal bedingt abnimmt. Es wäre sehr vernünftig, Zeit zu gewinnen, zumindest bis Medikamente tatsächlich zugelassen sind. Man muss auch nicht für alle die Schulen schließen. Man kann sehr wohl unterscheiden zwischen Geimpften und Ungeimpften. Für Geimpfte kann man andere Regelungen treffen.

Da hilft jetzt der Blick nach Frankreich. In Frankreich hat man an die 300.000 Infektionen pro Tag. Das ist in Deutschland auch leicht möglich, dass das irgendwann kommen wird, auch bei den jetzigen harten Beschränkungen. Und da muss man sich nur anschauen, was in Frankreich momentan schon los ist, ein absolutes Chaos. Viele Schulen müssen schließen, tausende Klassen sind in Quarantäne.

Das Wichtigste ist, die Welle ins Frühjahr zu verschleppen, auch um besser zu verstehen, wie hoch tatsächlich die Gefahren von Omikron sind. Denn final kann man das erst beantworten, wenn die Welle in vollem Gange ist. Wir werden das Virus nicht aufhalten, auch nicht, wenn man vorsichtig agiert. Durchseuchung ist aber keine Alternative. Momentan ist der politische Wille da, man geht in die richtige Richtung. Nur diesen Punkt Schulöffnungen, den halte ich für ganz gefährlich, denn in Schulen kann es einfach nicht funktionieren. Vor allem nicht, wenn es verkürzte Quarantäneregeln gibt. Wenn nur der Sitznachbar, und Kinder zwei Reihen davor und danach, und nicht mehr die ganze Klasse in Quarantäne geschickt wird. Das ist völlig absurd, gerade bei einer so ansteckenden Variante wie Omikron. Wenn genug infiziert sind, bekommen wir trotzdem einen Quarantäne-Flickenteppich an Schulen, da manchmal Lehrer, manchmal Schüler fehlen. Das löst die Probleme in der Bildung nicht.

Ihr Kollege Prof. Neher von der Uni Basel hat dem Deutschlandfunk neulich gesagt, Omikron hat eine kürzere Lebensspanne. Der Peak der Kurve wird sehr schnell kommen und dann aber auch relativ schnell abflachen. Was hieße das jetzt für all das, was wir gerade besprochen haben?

Das sind typische Modellrechnungen, und das habe ich von Anfang an gesagt: Die mathematischen Modelle brechen zusammen. Kollege Neher ist Evolutionsbiologe und die schauen immer auf den Endpunkt. Irgendwann, das kann man garantieren, ist das Virus weg, und sei es erst dann, wenn die Erde zerfällt. Relevant für uns sind aber die nächsten Wochen und Monate und die Kollateralschäden. Wenn die Infektionszahlen stark steigen, dann hat man einen Wildwuchs an Mutationen, die man überhaupt noch nicht berücksichtigt hat, auch nicht in den besten Prognosemodellen. Es breiten sich immer Virusvarianten aus, die sich besser übertragen. Dem Virus ist es egal, welchen Schaden es beim Menschen anrichtet, Hauptsache es überträgt sich. Die Omikronwelle wird massiv werden und erst im April ausklingen, vielleicht sogar in den Mai hinein gehen. Da bin ich eher wie Gesundheitsminister Lauterbach, der gesagt hat, es wäre naiv zu denken, es sei nach Omikron vorbei.

Was wäre dann Ihr Ausblick?

Das vernünftigste ist es, alle Impflücken zu schließen, dann sind die Langzeitfolgen von Covid minimiert. Man muss den Ball flach halten, die Welle ein wenig nach hinten verschieben. Und da die Schulen am Infektionsgeschehen teilnehmen, müssten sie zurückstecken, wenn man den Schutz der kritischen Infrastruktur, wie Krankenhäuser, nach wie vor als die moralische Verpflichtung gegenüber dem Überleben der Mitmenschen sieht. Wenn sich ein Kind in der Schule infiziert, ist es sicher, dass die gesamte Familie im Haushalt auch infiziert wird. Wenn wir insgesamt weniger Infektionen haben, sind auch Krankenhäuser entlastet.

Aber wie könnte ein Weg aus der Pandemie aussehen?

Man muss schauen, wann sind die Medikamente verfügbar und was taugen sie, so dass man tatsächlich in eine Phase übergeht, in der das Virus keine große Gefahr mehr darstellt. Welche Langzeitfolgen vom Virus verursacht werden, was das für das Gesundheitssystem bedeutet, wenn jeder dritte Infizierte womöglich Long-Covid-Erscheinungen hat ist noch unklar. Menschen mit Long-Covid sind womöglich nicht mehr leistungs- und lebensfähig. Diese Zahl wird massiv steigen. Davon kann man ausgehen, gerade bei den Ungeimpften. Das sind nach wie vor 20 Prozent der Bevölkerung, und in absoluten Zahlen sehr viele: 16 Millionen sind bisher noch nicht geimpft worden. Da ist noch großer Spielraum für das Virus, um verheerende Schäden anzurichten.

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