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Nicht Party-Verzicht: Unter welchen Corona-Maßnahmen Jugendliche am meisten leiden

Foto Manuel Geisser 15.10.2020 Z
Junge Frauen mit Schutzmasken. Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen halten sich an die Corona-Maßnahmen.Bild: www.imago-images.de / MANUEL GEISSER
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Nicht Verzicht auf Partys: Unter welchen Corona-Maßnahmen Jugendliche am meisten leiden

23.10.2020, 19:0123.10.2020, 19:05
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Die Corona-Krise bringt viel Verunsicherung mit sich. Und angesichts steigender Infektionszahlen wünschen sich offenbar nicht wenige Menschen in Deutschland klare und eindeutige Schuldige. Eine gesellschaftliche Gruppe, die dafür oft herhalten muss, sind junge Leute. Wer Sündenböcke sucht, interessiert sich meistens nicht für Fakten. Diese zeigen nämlich oft ein ganz anderes, differenzierteres Bild als das Klischee vom jungen Menschen, der seine eigene und die Gesundheit anderer achtlos aufs Spiel setzt.

So kommt die Jugendstudie der TUI Stiftung zum Ergebnis, dass 83 Prozent der jungen Deutschen sich nach eigener Aussage an alle oder überwiegende Mehrheit der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie halten. Lediglich zwei Prozent geben an, sie zu missachten.

Zudem räumt die Studie mit dem Bild von verantwortungslosen, rein erlebnisorientierten Jugendlichen auf. Von den 83 Prozent, die sich an die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie halten, tun 89 Prozent dies, um die Gesundheit ihrer Mitmenschen zu schützen. 79 Prozent tun es aus Sorge um ihr eigenes Wohlergehen. Eine noch geringere Rolle spielt die Angst vor Strafen: Das bewerten nur 61 Prozent der Jugendlichen als wichtigen Grund.

Der Politikwissenschaftler Marcus Spittler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, der die Studie begleitet hat, zieht daraus folgenden Schluss: "Junge Deutsche sind bereit, sich an die Einschränkungen zu halten und finden diese sogar angemessen." Der europäische Vergleich zeige überdies, dass es um das Verhältnis zwischen den Generationen in Deutschland nicht besonders gut bestellt sei.

"Man kann also nur davor warnen, die Generationen gegeneinander auszuspielen."
Marcus Spittler, Politikwissenschaftler

Unter welche Maßnahmen die Jugendlichen am meisten leiden

Aber die Studie verrät noch mehr. So zeigt sich, dass junge Menschen vor allem unter bestimmten Folgen der Corona-Pandemie leiden. Und die beziehen sich keineswegs auf Partys und Kneipenbesuche, wie oft unterstellt wird.

  • So leiden junge Menschen am meisten unter der Reduzierung sozialer Kontakte. 42 Prozent der 16- bis 26-Jährigen beklagen das.
  • Die Schließungen von Sportveranstaltungen und Restaurants fielen 40 Prozent der Jugendlichen schwer.
  • Der Verzicht auf Reisen und Urlaub fällt 32 Prozent der jungen Menschen schwer.
  • Mit 29 Prozent steht der Verzicht auf private Feiern, den Clubbesuch oder die Schulabschlussfeier nur auf Platz 4.

Auch im Bildungs- und Arbeitsbereich gibt es viel Unzufriedenheit. 20 Prozent der 16- bis 26-Jährigen geben demnach an, dass ihnen Maßnahmen wie Home-Schooling und Homeoffice schwergefallen seien. Erwachsene ab 27 Jahren geben das übrigens nur zu sechs Prozent an.

Wissenschaftler Spittler erklärt dazu:

"Junge Erwachsene (haben) in der Corona-Pandemie ganz erhebliche Einschränkungen erfahren, die weit über ein Feierverbot hinausgehen."

Klimaschutz bleibt wichtigstes Thema

An den Schwerpunkten, die junge Menschen wichtig finden, hat die Corona-Pandemie der Studie zufolge fast nichts geändert. Nach wie vor halten junge Menschen Umwelt- und Klimaschutz für das wichtigste politische Thema. Im September geben dies 51 Prozent an, im Januar waren es noch 55 Prozent. Auch beim Thema Migration gibt es nur einen leichten Rückgang, von 45 Prozent im Januar geht es auf 41 Prozent im September zurück. Gesundheitspolitik dagegen finden nur zwei Prozent mehr als zu Beginn des Jahres wichtig, 18 Prozent statt 16 im Januar.

Das spiegelt die Gesamtstimmung der europäischen Jugendlichen wider. Auch in anderen europäischen Ländern, in denen Befragungen durchgeführt wurden, beherrscht der Klimaschutz zunehmend die Agenda. Seit 2019 verzeichnet das Thema auffallend starke Zuwächse: In Großbritannien von 32 Prozent in 2019 auf 51 Prozent in 2020, in Frankreich von 34 Prozent auf 46 Prozent und in Polen von 19 Prozent auf 46 Prozent.

(om)

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