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"Menstruationsurlaub" wie in Spanien auch hier? Das denken die Deutschen

ILLUSTRATION - Eine junge Frau liegt am 18.09.2019 in einer Wohnung in Hamburg in einem Bett und leidet unter Regelschmerzen (gestellte Szene). Foto: Christin Klose || Modellfreigabe vorhanden
Unterleibsschmerzen sind nur eine von vielen Unannehmlichkeiten, die Frauen während der Regel aushalten müssen. Bild: dpa-tmn / Christin Klose
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"Menstruationsurlaub" wie in Spanien auch hier? Das denken die Deutschen

19.05.2022, 15:18
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Seit das spanische Kabinett diese Woche das Gesetzesvorhaben zur Einführung zusätzlicher bezahlter Krankentage für menstruierende Frauen gebilligt hat, ist die Diskussion um das Thema "Menstruationsurlaub" auch hierzulande voll im Gange.

Menstruationsschmerzen sind kein Urlaub

Dabei ist der Begriff "Urlaub" eigentlich irreführend. Denn es handelt sich um eine reguläre Krankmeldung, ein ärztliches Attest ist hier wie bei jeder anderen Arbeitsunfähigkeit vonnöten.

Die Besonderheit liegt im Unterschied der Systeme: In Spanien bekommen Arbeitnehmer den vollen Lohnausgleich bei Vorlage eines ärztlichen Attests eigentlich erst ab dem vierten Krankheitstag. In Deutschland bereits ab dem ersten Tag, oft ist auch erst ein Attest ab dem dritten Tag nötig.

Die neue, menstruationsfreundliche Regelung soll den Spanierinnen ermöglichen, sich ohne Lohneinbußen ab dem ersten Tag krank zu melden – und so viele Krankentage in Anspruch zu nehmen, wie sie benötigen.

MADRID, SPAIN - FEBRUARY 03: Pedro Duqye, Irene Montero and Alberto Garzon attend the solemn opening of the 14th legislature at the Spanish Parliament on February 03, 2020 in Madrid, Spain. (Photo by  ...
Die spanische Gleichstellungsministerin Irene Montero, hier 2020 mit ehemaligen Ministerkollegen im Parlament, freut sich über ihren Erfolg.Bild: Getty Images Europe / Carlos Alvarez

"Die Periode wird kein Tabu mehr sein", sagte Gleichstellungsministerin Irene Montero von der linken Partei Unidas Podemos nach dem Kabinettsbeschluss in einer Pressekonferenz. Spanien werde "das erste Land in Europa" sein mit vollständig vom Staat finanzierten Krankentagen bei starken Menstruationsbeschwerden.

Deutsche Politikerinnen sind skeptisch

Wie watson berichtete, wird das Thema von der deutschen Politik bisher eher skeptisch betrachtet. So sagte beispielsweise Leni Breymeier von der SPD auf die Frage nach der Einführung einer menstruationsfreundlichen Regelung nach spanischem Vorbild zu watson: "Das hört sich an wie 24 zusätzliche Tage Urlaub. Und das ist Quatsch."

Die Sprecherin der Arbeitsgruppe Familie, Senioren, Frauen und Jugend weiter: "Auch in Spanien bekommen die Frauen diese Zeit ja nur mit ärztlichem Attest, also nicht jede Frau jeden Monat. Unser deutscher Menstruationsurlaub ist die bestehende Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, für die es ja im Normalfall bei zwei Fehltagen auch kein Attest braucht."

Doch wie denken die Deutschen über die Einführung eines Menstruationsurlaubes hierzulande? Eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag von watson durchführte, stellte die Frage, ob Deutschland einen "Menstruationsurlaub" einführen sollte, der Frauen monatlich bis zu fünf freie Tage ermöglichen würde.

Deutliche Mehrheit gegen "Menstruationsurlaub"

Die Mehrheit der Deutschen sieht die Einführung eines Menstruationsurlaubs offenbar genauso skeptisch wie die Politikerinnen hierzulande: Eindeutige 60 Prozent wären gegen eine arbeitsrechtliche Sonderregelung. Mit "Ja, auf jeden Fall", sahen nur 24 Prozent die Notwendigkeit einer solchen Regelung. 16 Prozent der Befragten waren unentschieden.

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bild: civey

Ob die Skepsis wohl aus der Befürchtung heraus entsteht, dass daraus auch die Gefahr einer Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt entstehen könnte? Möglicherweise könnten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen schon bei der Einstellung pro männliche Kandidaten entscheiden, wenn potentiell menstruierende Angestellte häufiger fehlen könnten. Dies ist jedenfalls die Befürchtung der frauenpolitischen Sprecherin der SPD, Leni Breymeier.

Frauen und Männer einer Meinung

Überraschenderweise sind sich beim Thema "Menstruationsurlaub" diejenigen, die es betrifft und der nicht-menstruierende Teil der Bevölkerung einig: 61 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen sprechen sich gegen freie Tage während der Tage aus. Jeweils 19 Prozent der Männer und 12 Prozent der Frauen waren unentschieden. 20 Prozent der befragten Männer und 28 Prozent der Frauen sprachen sich für eine Menstruationsregelung aus.

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bild: civey

Mit dem Alter steigt die Ablehnung

Wenig Überraschung ergibt die Altersauswertung: Je älter, die Befragten, desto geringer ist der Prozentsatz der Befürworter – da bei Frauen durchschnittlich im Alter von 50 Jahren die Menopause eintritt, sind sie von diesem Thema auch nicht mehr so betroffen. So stimmte eine Mehrheit von 67 Prozent der über 50-Jährigen gegen den "Menstruationsurlaub". Da diese Auswertung jedoch nicht das Geschlecht einbezieht, legt dies jedoch nur eine Vermutung nahe.

Je jünger dagegen die Befragten, desto eher signalisierten sie Zustimmung: 42 Prozent der 18 bis 29-Jährigen, 37 Prozent der 30 bis 39-Jährigen und noch 31 Prozent der 40 bis 49-Jährigen sprachen sich für eine menstruationsfreundliche Arbeitnehmerregelung aus. In den jüngsten Altersgruppen waren jeweils 45 Prozent dagegen, in der mittleren Altersgruppe zwischen 40 und 49 Jahren waren 57 Prozent contra Menstruationsregelung.

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bild: civey

(mit Material von afp)

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